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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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der Patienten, vor
allem auf Privatstationen. Außerdem soll nicht auffallen, dass die Putzkolonnen
komplett aus Ausländerinnen bestehen.« Sie sah auf. »Schau mal, da ist meine Chefin.«
    Ich drehte mich um. Frau Kaiser näherte sich in Begleitung einer anderen
Dame dem Schlossblick. Als sie uns entdeckte, winkte sie uns zu.
    »Okay«, sagte ich. Noch war ich nicht durch mit meiner Fragerei. »Deine
Mutter wird also an verschiedenen Orten eingesetzt. Unter anderem in der Chirurgie.
Kannte sie Schallmo?«
    »Nein!« Gizem sah mich starr an. Ich sah, wie
es in ihrem Gehirn arbeitete: Warum stellt mir der Kerl diese Frage?
    »Bist du sicher? Der Lehrer deines Bruders, und deine Mutter kannte
ihn nicht? Es gab doch sicher Elternabende, Schulfeste, irgendwelche Besprechungen.«
    Gizem senkte den Kopf. »Da ging meine Mutter nicht hin.«
    »Wer denn? Dein Vater?«
    »Auch nicht. Ein-, zweimal kamen Lehrer zu uns nach Hause. Thorsten
nicht, soviel ich weiß.«
    »Aber dieser Eintrag«, ich legte meinen Finger auf den Zettel, »dieser
Eintrag hier, Gizem, stammt aus seinem Terminkalender. Dort steht er unter dem Datum
vom Dienstag. Entweder wurde er kurz vor seinem Tod gemacht, oder er bezieht sich
auf jenen Tag. Er ist sogar unterstrichen.«
    »Keine Ahnung, warum«, flüsterte sie. »Ich weiß es wirklich nicht.«
    »Hat deine Mutter nicht erzählt, dass ihr auf der Privatstation etwas
aufgefallen ist? Hat sie vielleicht einen Namen erwähnt? Den eines ägyptischen Politikers?«
    Sie schüttelte nur den Kopf.
    Ich gab es auf. Gizem war ein nettes Mädchen, aber auch ein klein wenig
naiv. Nix sehen, nix hören, nix wissen, nur Seufzer und Liebe, große, tiefe Liebe.
Musste wirklich ein toller Hecht gewesen sein, dieser Thorsten Schallmo, dass halb
Europa auf ihn hereinfiel.
    Letzter Versuch: »Kennst du eine Nadja?«
    »Das hast du mich gestern schon gefragt. Nein, kenne ich nicht.«
    Hatte ich schon gefragt, auch das noch. Musste am Whisky liegen. Oder
an der Spätschicht. Ich war nicht konzentriert, und prompt musste ich gähnen. Wie
es mir die Kiefer auseinanderdrückte! Ich hatte kaum die Zeit, mich ein wenig zur
Seite zu wenden.
    »Zu wenig geschlafen, junger Mann?«, lachte Frau Kaiser, die dank meiner
Drehung in den vollen Genuss meines Gähnens gekommen war.
    Eine Hand vor dem Mund, schüttelte ich den Kopf.
    Die Frisörin gesellte sich samt Begleiterin zu uns. Beide nippten an
ihrem Kaffee, lobten das Wetter und freuten sich auf Freds Erbsensuppe. Die war
nämlich noch viel besser als die viel gerühmten Würstchen. Aber alles der Reihe
nach. Erst den Kaffee.
    »Mhm«, sagte ich. Der Gähnreiz wurde übermächtig.
Entweder schwang ich mich jetzt auf mein Rad, oder ich würde auf der Stelle einschlafen.
Zu Füßen eines Verteilerkastens im Hasenleiser. Da half auch kein Kaffee mehr. »Ich
verschwinde«, kündigte ich an. »Mit deiner Mutter muss ich heute unbedingt noch
sprechen, Gizem. Sag ihr, dass ich sie anrufe. Oder sie mich. Du hast ja meine Nummer.«
    Sie nickte.
    Die drei Damen sahen mir nach, wie ich mich zu meinem Fahrrad schleppte.
Es war ja so verdammt weit nach Bergheim! Ein kurzes Winken in Richtung Imbiss,
aber Fred schien es nicht bemerkt zu haben. Ging ja auch ordentlich geschäftig zu
vor seiner Bude.
    Dann fuhr ich. Ich war noch nicht weit gekommen, als sich mein Handy
meldete. Seit dem Anschiss durch Covet gestern Nacht hatte ich es nicht mehr ausgeschaltet.
Bestimmt wollte er mir die nächste Strophe seines journalistischen Heldenepos singen.
    Aber es war nicht Marc. Es war Frau Kaiser, mit der ich eben noch auf
dem Schlossblick-Parkplatz gestanden hatte. Und sie klang hochgradig erregt.
    »Bitte, kommen Sie schnell!«, rief sie. »Anscheinend bricht gerade
jemand in meinen Laden ein. Eine Nachbarin hat mich informiert.«
    Meine Müdigkeit war wie weggeblasen.
     

30
     
    Am Kaiserschnitt traf ich als Erster ein. Aber da kamen sie schon:
Frau Kaiser, Gizem und sogar die Kaffeefreundin von eben, auch wenn sie mit ihren
kurzen Beinen sichtlich Mühe hatte, Schritt zu halten. Die Frisörin hätte lieber
ihren Exmann mitbringen sollen, der besaß schließlich einen Baseballschläger als
Waffe. Nun, vielleicht hatte sie es versucht und Fred mit Hinweis auf seinen brummenden
Laden abgelehnt. Außerdem war ich ja da.
    »Warum haben Sie die Polizei nicht gerufen?«, fragte ich.
    »Und wenn es nun Fehlalarm ist?«, gab sie keuchend zurück.
    »Was hat Ihre Nachbarin denn beobachtet?«
    »Leute, die

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