Schlüsselspiele für drei Paare
diese Dame heranzukommen. Der Zufall ließ uns Sie finden, Herr Konsul … und der Zufall ist so launisch, daß ich nicht daran denke, ihn wieder laufen zu lassen.«
»Was geht mich Ihr Deutschland an?!« Sueraz ballte die Faust. Er war Südländer, und auch Südländer mit weißen Haaren verlieren nicht ihr Temperament. Er stürzte auf den Tisch zu und wollte die Fotos, den Paß und das Notizbuch an sich reißen, aber Polizeimeister Zucker war schneller und legte seine große Hand darauf. Einer Katze gleich fauchte Sueraz und kratzte Zucker den Handrücken auf. Wie ein getretener Hund sah der Polizeimeister die beiden Kommissare an, nahm sein Taschentuch heraus und legte es über den blutenden Handrücken. »Ich mache einen Skandal, der Sie alle den Kopf kostet!«
»Der Skandal ist schon da«, sagte Bruckmayer ruhig. »Diese Fotos, das Spitzenhöschen, das Notizbuch reichen zu Ihrer Ablösung, Herr Sueraz. Beruhigen Sie sich. Es hat keinen Sinn, wie der Vesuv zu explodieren und dann nur heiße Luft abzulassen.« Er sah den erregten Diplomaten kühl an und lächelte sogar. »Wissen Sie, daß Rita Camargo die Freundin eines Mannes ist, der in dem Augenblick, in dem Sie an die Liebe der schönen Rita glauben, hier in Deutschland Waffen für die Gegner Ihres Landes kauft?«
Juan Sueraz schüttelte den Kopf. Dann zuckte es über sein Gesicht – erst jetzt begriff er die volle Tragweite dieser Nachricht. »Das ist eine Lüge«, sagte er dumpf.
»Wegen dieser illegalen Waffenkäufe suchen wir Rita und ihren Partner. Peter Ostra. Haben Sie den Namen schon gehört?«
»Nein.« Sueraz starrte Bruckmayer aus flatternden Augen an. »Sie belügen mich …«
»Ich bin gerne bereit, Ihnen in Gegenwart Ihres Anwaltes die Unterlagen des Ministeriums zu zeigen. Auch der CIC sucht Ostra.« Bruckmayer sah, wie Sueraz fahl im Gesicht wurde. Alle Sicherheit, alle aufgepumpte Stärke, alle Würde fielen von ihm ab. So nackt wie auf den Fotos war er fast, und jämmerlich dazu. »Wer hat Ihnen die Bilder gegeben?« fragte Bruckmayer mitleidlos.
»Susi –«, sagte Sueraz leise.
»Das ist das blonde Püppchen?«
»Ja. Sie hat die Bilder heimlich weggenommen. Rita weiß das nicht. Es … es existieren bestimmt noch mehr Bilder … Aber ich dachte, daß man so diskret ist …«
»Ich muß Ihnen den Vorwurf sträflicher Naivität machen, Herr Konsul. Mit diesen Bildern sollten Sie erpreßt werden, bis Sie leergepumpt waren wie eine Zitrone im Entsafter. Ostra macht hier ein Doppelgeschäft. Waffenkäufe und Spionage. Und was glaubten Sie, was Rita Ihnen gibt?«
»Ehrliche Liebe.« Sueraz wischte sich über die Stirn. Er schwitzte plötzlich und hielt sich an der Tischkante fest. »Das ist doch nicht möglich …«, stotterte er.
»Haben Sie viel geredet?« fragte Bruckmayer eisig.
»Was man so redet.«
»Auch politisch?«
»Ich …«
»Haben Sie über politische Absichten Ihrer Regierung gesprochen? Militärische Dinge erwähnt? Wirtschaftsplanungen?«
»Ich …« Der Kopf Sueraz' sank auf seine Brust. Er war plötzlich ein wackliger Greis geworden. Ein zusammengesunkener, bebender Körper. »Bringen Sie mich nach Hause«, sagte er kaum hörbar. »Bitte! Und behalten Sie alles, was Sie haben. Ich … ich danke Ihnen …«
Bruckmayer nickte Singert zu, und dieser gab Polizeimeister Zucker einen Wink. Zwei stämmige Beamte nahmen den Vizekonsul in die Mitte, geleiteten ihn zum Wagen Isar 23 und fuhren hinaus nach Harlaching.
Dort, in einer stillen Straße, umgeben von einem kleinen Park, lag die Villa von Sueraz. Er bedankte sich bei den Polizisten, gab ihnen die Hand und bat um Verzeihung, daß er die deutsche Polizei beschimpft habe. Dann ging er ins Haus, nach vorn gebeugt, die Füße über die Steinplatten schleifend. Ein Diener, das sahen die Polizisten noch, öffnete ihm die Tür.
Um drei Uhr morgens brachte der Polizeifunk eine kurze Meldung:
»Der Vizekonsul Juan Sueraz hat sich soeben in seinem Haus erschossen. Einwandfrei Selbstmord. – Verkehrsunfall Ecke Sendlinger Straße und …«
Herbert Bruckmayer sah Kommissar Singert ernst an. Er hatte unterdessen mit Bonn telefoniert und die Zusage bekommen, daß das Auswärtige Amt sich vorerst zurückhaltend zeigen würde. Das bedeutete: Grünes Licht für alle Unternehmungen in München.
»Der erste Tote«, sagte Bruckmayer zögernd. »Und ich habe das Gefühl, daß es nicht der letzte ist.«
Die Freude darüber, daß Rita Camargo entdeckt war, wich bald einer
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