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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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passiert es bald und staut sich nicht an, bis sie dreißig ist. Was Nuddin betrifft, er spielt die ganze Zeit und findet es toll, mit den anderen Kindern zusammen zu sein. Er ist gut für Kelly, er passt auf sie auf. Ansonsten sieht er gern fern, auch wenn er keine Ahnung hat, worum es geht. Wenn jemand lacht, lacht er mit. Und wenn die Kinder Ball spielen, sitzt er am Rand und jauchzt begeistert.«

    »Keine Stimmungsschwankungen? Keine Wutanfälle oder Ähnliches?«
    »Nichts. Er schläft nicht besonders gut, und manchmal sehe ich ihn allein im Dunkeln sitzen oder durch die Küche laufen. Aber das ist vollkommen normal. Obwohl er die Mentalität eines Kindes hat, ist er ein erwachsener Mann und hat wahrscheinlich keine Lust, um neun ins Bett zu gehen. Er sitzt of bei Trevor, meinem Ältesten, und sieht ihm beim Videospielen zu. Trevor ist sechzehn, seine Eltern sitzen beide im Gefängnis, weil sie Kokain verkauft haben. Er ist sehr verantwortungsvoll und hilft mir mit den Kleineren. Es gab Missbrauch in seiner Vergangenheit, und ich glaube, er hat mitgekriegt, was mit Nuddin los ist. Er ist ein bisschen schweigsamer, als ich dachte, aber weißt du, es kann auch nicht jeder etwas mit geistig Behinderten anfangen. Nuddin sieht etwas seltsam aus, das löst in manchen Menschen etwas aus, vor allem bei Jugendlichen, die sich selbst ein bisschen merkwürdig vorkommen.«
    »Wird das ein Problem?«
    »Nichts, womit ich nicht fertig werde.«
    »Wer passt tagsüber auf ihn auf, wenn die Kinder in der Schule sind?«
    »Trevor macht Pause. Er hat seinen Highschool-Abschluss und will aufs College, aber fürs Erste bezahle ich ihn dafür, dass er auf die anderen aufpasst, und er belegt so lange Onlinekurse. Das kommt allen zugute. Aber sag mal, was sorgst du dich um uns? Hast du nicht genug eigenen Ärger?«
    »Das hättest du gern, was? Kann ich Kelly jetzt sehen?«
    »Nein«, erwiderte Sierra, in jenem genervten Ton, den er von seiner Mutter kannte. »Wenn sie sich erst mal abreagiert hat, wird es bergauf mit ihr gehen. Dann kannst du irgendwann mal vorbeikommen, obwohl ich nicht weiß, warum du das willst.«
    »Doch, das weißt du.«
    Sie stieß einen Seufzer aus. »Ja, wahrscheinlich. Wie kommst du klar?«
    »Ganz gut«, sagte er.
    Fast hätte er ihr von Zero erzählt, konnte sich dann aber doch nicht dazu durchringen. Er bekam schon genug von ihr zu hören, mehr brauchte er nicht.
    »Wenn ich das alles über Bragg herausgefunden habe, haben es sicher auch die Bullen. Dieser Raidin spielt mit verdeckten Karten. Der lässt dich als Lockvogel herumlaufen. Stattdessen sollte er dich in Schutzgewahrsam nehmen.«
    »Bisher ist das nur eine Theorie, und die ist mir noch zu unausgegoren. Raidin glaubt, ich sei direkt in die Sache verwickelt und würde ihm nicht die ganze Wahrheit erzählen.« Der Polizeiwagen, der ihn beschattete, war um die Ecke gebogen und parkte jetzt auf der anderen Straßenseite. Er sah, wie die Polizisten sich gelangweilt unterhielten. Er stellte sich vor, wie sie überlegten, ob sie kurz rauslaufen und sich ein Stück Ray’s Pizza holen sollten. »Also beobachten sie mich weiter.«
    »Vielleicht wird auch dein Telefon abgehört.«
    »Na und?«
    Flynn suchte die umliegenden Dächer und Feuerleitern nach Bragg ab, der vielleicht irgendwo dort oben mit einem Präzisionsgewehr stand und Flynns rechtes
Auge im Zielfernrohr hatte. Was ging in einem Mann wie ihm wohl vor? Hoffte er, während der Krebs ihm Zentimeter für Zentimeter das Hirn wegfraß, dass ihm genug Zeit für einen letzten Akt der Selbstjustiz blieb? Er, der seinen eigenen Sohn eingesperrt und gequält hatte, weil er nicht perfekt war. Ein Ehemann, der einen geliebten Menschen Stück für Stück an Ärzte und Maschinen verloren hatte. Den dasselbe Grauen antrieb, das Flynn ertragen hatte. Ein Soldat, der gelernt hat, ohne jeden Hass im Herzen zu morden. Ein Vater, dessen Tochter ertrunken war und ihren Wahnsinn mit in die kalten Tiefen genommen hatte. Ein Besessener, dessen Ururgroßvater Wasser aus einem Brunnen voller toter Babys getrunken hatte.

6
    Der Charger stand auf dem Parkplatz hinter seinem Appartementkomplex, in der Nähe seiner Eingangstür. Nachdem er von den Bullen auf Spuren untersucht worden war, hatten sie ihn dort hingeschleppt und auf denselben Platz gestellt, wo er immer stand. Was die Polizei in einem Wagen finden wollte, der auf dem Grund des Long-Island-Sunds gelegen hatte, wusste er nicht, aber sie schienen sich im ziemlich

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