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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Beschwerde über seine Reaktion auf den Kaktus. Manche seiner Fälle waren in die Hose gegangen. Bei manchen passierte das erst nach vielen Jahren. Grace Brooks zum Beispiel. Kinder waren gestorben, weil er sich nicht ausführlich genug mit ihnen beschäftigt hatte. Manchmal war er zu spät gekommen, manchmal nicht hart genug zu den Leuten gewesen. Und manchmal zu hart zu den falschen.
    Mooney fing wieder an, mit dem Kugelschreiber zu klackern. Er sah Flynn tief in die Augen. »Erzählen Sie mir von Ihrer Mutter.«
    Flynn sprang auf, sagte: »Oh Mann, was ist das für eine gottverdammte Scheiße«, und ging.
     
    Den restlichen Nachmittag ging er nicht ans Telefon. Er hatte es probiert. Vielleicht hatte er nicht sein Bestes gegeben, vielleicht aber sogar doch. Es gab Dinge, die wichtiger waren. Sollte Sierra ihn feuern. Sie war auch nicht besser als er. Die Post seiner Pflegekinder zu lesen, Briefe der leiblichen Eltern verschwinden zu lassen – selbst wenn sie Knackis waren, war das ein Verbrechen.
    Er legte die Pistole wieder an.
    Drei Tage später bekam er den Charger kurz vor Feierabend aus der Werkstatt zurück. Er sah genauso aus wie
an dem Tag, an dem Danny darin gestorben war. Frisch lackiert, poliert und gewachst. Flynn stieg ein und justierte Sitz und Rückspiegel. Er drehte das Radio an, suchte einen Oldiesender und ließ die Musik und das Brummen des Motors miteinander verschmelzen. Die Sonne ging langsam unter und warf ihre goldenen Strahlen auf die Nachbarschaft, während die Schatten immer dichter wurden.
    Er öffnete die Augen und sah, wie Zero sich auf dem Beifahrersitz im Kreis drehte. Sein weißes Kostüm war noch genauso sauber wie an dem Tag, an dem sie gestorben waren. »Versuch nicht wieder, uns umzubringen, okay?«, bat der Hund.
    »Ich werde mir Mühe geben.«
    »Verdammt, dann stecken wir in echten Schwierigkeiten.«
    Flynn legte die Hand auf die Gangschaltung. Er spürte förmlich Dannys Atem im Nacken. Danny lächelte, eine Zigarette hing zwischen seinen Lippen, Flynn konnte seine dunklen Augen im Spiegel sehen. Als wollte sein Bruder sagen, Hör dir diesen Motor an. Lass die Pferdestärken in dein Herz. Es liegt noch einiges vor dir, aber jetzt wird alles gut. Bis auf diesen blöden Hund.

14
    Er versuchte sich vorzustellen, wie Emma Waltz jetzt aussah, stattdessen sah er nur ihre Schwester Patricia am Fenster stehen, und auch nur in Schwarz-Weiß. Auch er war nicht so richtig er selbst – zwar nicht Danny, aber eben auch nicht ganz Flynn. Flynn mit der inneren Kraft seines Bruders. Eigentlich gar nicht Flynn, sondern nur jemand mit seinem Gesicht, der jetzt vor Emma Waltz’ Haus stand. Sie waren zu früh getrennt worden.
    Sie stand auf böse Jungs. Vielleicht war das auf Danny zurückzuführen. Der schlimmste von allen, der, der ihre Schwester auf dem Gewissen hatte. Vielleicht war sie einfach falsch gepolt. Womöglich waren Sex und Tod bei ihr unabänderlich miteinander verknüpft. Vielleicht war das auch Flynns Problem. Wieder verspürte er dieses seltsame Pochen. Es stieg aus seiner Brust auf und versuchte, immer tiefer in seinen Kopf vorzudringen.

    121 Dolan Street war ein einstöckiges Eckhaus in einer heruntergekommenen, dicht bebauten Wohngegend. Flynn parkte schräg gegenüber, von wo aus er das Haus im Blick hatte. Die Garagentür stand offen, ein junger Schlägertyp in engen Jeans, T-Shirt und Arbeitsstiefeln rauchte einen Joint, während er den Auspuff einer Harley auswechselte. Er trug einen dünnen Bart und lange Haare, die er sich alle paar Sekunden aus dem Gesicht strich. Es war vier Grad minus, und der Junge tat so, als machte ihm die Kälte nichts aus.
    Flynn entdeckte auf einem Regal einen glühenden Heizstrahler. So ein Vollidiot. Der Kerl rauchte nicht nur inmitten von Öl und Benzin, sondern stand auch noch direkt vor einem Haufen rot glühender Drähte. Ein Funke auf einen Stapel Lappen, und der ganze Laden stand in Flammen.
    Ein blauer 89er-Capri rollte in die Einfahrt. Flynns Puls schlug schneller. Der Capri stieß eine Wolke blauen Rauches aus, als er zum Stehen kam. Klar, der Junge reparierte den ganzen Tag sein Motorrad, aber bei einem Wagen, den er nicht fuhr, wechselte er nicht mal das Öl.
    Eine Frau stieg aus und ging mit zwei Tüten Lebensmitteln zum Haus. Ihr widerspenstiges blondes Haar verbarg ihr Gesicht. Wie hielten die Leute das aus, ständig durch einen Vorhang zu schielen?
    Sie ging in die Garage und sagte etwas zu dem Halbstarken, der hinter

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