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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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seiner Harley kniete. Dann noch etwas, wahrscheinlich wegen des Heizstrahlers. Es war nicht nur idiotisch, sondern auch totale Geldverschwendung, zumal die Garagentür offen stand. Vollkommen
überflüssiger Stromverbrauch. Offenbar wiederholte sie sich. Der Kerl reagierte nicht. Er kam auch nicht auf die Idee, die Einkäufe zu tragen. Stattdessen guckte er bockig wie ein Kind. Vorgeschobene Unterlippe, die Augen halb geschlossen, schwer atmend. Er sah hoch und gab eine knappe Antwort. Wahrscheinlich nannte er sie Schlampe. Emma ging hinein, ohne dass Flynn sie auch nur von der Seite gesehen hätte.
    Der Junge machte seinen Joint aus, zog ein Zigarettenetui aus der Hosentasche, nahm einen weiteren Stick heraus und zündete ihn an. Er war ein echter Kiffer. Flynn hatte seit der Highschool keinen richtigen Kiffer mehr gesehen. Jede Menge Fixer und Ähnliches, aber keinen von diesen White-Trash-Deppen, die wahrscheinlich auf Kosten ihrer Eltern einen nach dem anderen durchzogen. Die keinen Stil hatten und einfach irgendwo rumhockten und in ihren dreckigen T-Shirts vor sich hin zitterten.
    »Mach ihn kalt«, sagte Zero.
    »Auf keinen Fall.«
    »Du willst es doch.«
    »Nein.«
    »Deine Hände zittern.«
    »Tun sie nicht.«
    »Du wartest die ganze Zeit auf diesen Moment und jetzt …«
    Wäre es nur nicht seine eigene Stimme gewesen. Das machte es nicht unbedingt einfacher. »Jetzt nichts.«
    »Das wird sie überzeugen. Sie fliegt in deine Arme, und dann gibst du ihr einen ordentlichen Schmatzer, und sie küsst dir das Blut von den Händen.«

    Eine Anspielung auf den schlechtesten Film-Noir-Titel aller Zeiten. »Hast du keinen Plastikknochen, auf dem du ein bisschen rumkauen kannst?«
    »Stell dir vor, wie gut es sich anfühlt, wenn du es endlich hinter dich gebracht hast. Schnapp dir den.38er und jag ihm eine Kugel in den Kopf.«
    »So funktioniert das nicht.«
    »Das erste Mal ist am schwersten. Danach wird es immer leichter. Du bekommst, was du immer haben wolltest, du wirst ein vollkommen neuer Mensch sein.«
    »Das alles ist deine Schuld«, warf Flynn ihm vor. »Wärst du nicht hinter mir hergelaufen, wäre Kelly mir nicht gefolgt und ihre Mutter wäre nicht so ausgeflippt.«
    »Ich wollte nur helfen!«, verteidigte sich Zero. »Und sie hätte nicht zugelassen, dass du ihren kleinen Bruder mitnimmst.«
    Flynn beobachtete den Jungen eine Weile und fragte sich, was er mit seinem Leben zu tun hatte. Er kniff die Augen zusammen und suchte nach dem Faden, der sie miteinander verband. Dieser Spinner war nur hier, weil Danny ins Wasser gegangen war. Das eine hatte irgendwann zum anderen geführt, über die Jahre und all die unzähligen großen und kleinen Wellen des Lebens hinweg. Es gab keine Zufälle, am Ende passte alles zusammen. Man konnte die Tür nicht zuhalten, wenn jemand dazu bestimmt war, durch sie zu hindurchzugehen und einen zu finden.
    Er schloss die Augen und horchte dem Strom seiner Gedanken. Die Vergangenheit strömte immer noch auf die Gegenwart ein.

    Zero hatte Recht, Flynns Hände zuckten. Er hielt sich am Lenkrad fest, bis die Knöchel knackten. Der Charger beruhigte ihn.
    Der Junge war mit seinem zweiten Joint fertig. Flynn sah ihm an, wie er darüber nachdachte, einen dritten anzuzünden, sich dann aber dagegen entschied. Er lehnte sich gegen die Harley, schaute zur Tür und schüttelte den Kopf, strich sich grinsend die Haare aus dem Gesicht und folgte Emma.
    Sein höhnisches Grinsen gab schließlich den Ausschlag. Über den Rest hätte Flynn hinwegsehen können. Außerdem hatte er gedacht, dass der Kiffer zu stoned war, um sich groß aufzuregen. Aber wenn jemand so eine Grimasse zog, dann, weil er das Monster aus dem Käfig ließ.
    Flynn löste den.38er von seinem Gürtel und legte ihn ins Handschuhfach.
    »Du machst es mit deinen bloßen Händen«, erklärte Zero.
    »Nein.«
    »Dann mit einem Lampenfuß. Oder du brichst ein Tischbein ab oder …«
    So ein toter Hund war manchmal schwer zu stoppen.
    Flynn ging die Einfahrt hoch bis zur Garage. Der Heizstrahler lief noch immer. Er schaltete ihn aus. Die gereizte Stimme des Jungen erklang undeutlich hinter der Wand. Flynn ging zur Tür und trat ein, ohne zu klopfen. Er folgte dem Geschrei ins Wohnzimmer, wo der Geruch von Blut bereits in der Luft hing.
    Emma Waltz saß auf dem Fußboden, noch im Mantel. Rote Flüssigkeit rann am Hinterkopf entlang über
ihr Ohr. Neben ihrem Fuß taute ein abgepacktes Stück Fleisch auf. Einer ihrer Ärmel war bis zum

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