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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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ihre Jobs.
    Ständig kam jemand an und wusste etwas, das er geheim halten wollte. Als stünde er nicht sowieso schon mit dem Rücken gegen die Wand. Zu wissen, dass Leute in seiner Vergangenheit herumschnüffelten, ging ihm allmählich auf die Nerven.
    »Das geht dich nichts an«, erklärte er.
    Genau das hätte er nicht sagen dürfen, und es wurde ihm im selben Moment bewusst. Ihr Lächeln wurde noch breiter. Es war ein wunderschönes Lächeln, wäre es nicht die ganze Zeit wie ein greller Scheinwerfer auf ihn gerichtet.
    Er presste die Lippen aufeinander und fragte sich, warum zum Teufel er überhaupt noch mit jemandem redete.
    »Du irrst«, erwiderte sie. »Das ist Teil der Hintergrundgeschichte. Deswegen ist die Story ja so interessant. Es macht dich lebendiger, es ist der Grund dafür, warum du so bist, wie du bist. Das wollen die Leute lesen. Und wer weiß, vielleicht hat es ja sogar etwas mit den Shepards zu tun. Und mit Oberst Bragg.«
    Zufrieden mit sich selbst schlenderte sie durch die Wohnung wie eine Frau, die sich überlegt, ob sie einziehen soll. Sie warf einen Blick in die oberen Ecken. Dank der leeren Wände wirkten die Räume größer. Als sie die Jalousien hochzog, schlug sein Puls schneller. Er stürzte vor und zog sie wieder zu. Ihr Kleinmädchenkichern versetzte ihm einen Stich. Er hatte sich seit drei Tagen nicht rasiert und wusste, dass die weißen Haare in seinem Bart durchschienen. Angesichts einer großen Tragödie
konnten einen solche Kleinigkeiten verrückt machen. Es war nicht immer leicht, sich selbst zu ertragen.
    »Du solltest diesen Fall besser ruhen lassen.«
    »Ist das deine Art zu sagen, dass du mich nicht mehr sehen willst?«
    Er war nicht sicher gewesen, ob davon überhaupt die Rede sein konnte. Auf jeden Fall wusste sie genau, wie sie sich in sein Leben drängen und mal den einen, mal den anderen Kurs einschlagen konnte, wenn sie glaubte, es würde sie weiterbringen. Darum ging es bei dem Kuss. Wahrscheinlich würde sie auch eine Nummer mit ihm schieben, nur um rauszukriegen, was die Story sonst noch lebendiger machte. Es erregte und ärgerte ihn zugleich wahnsinnig.
    »Bist du noch sauer auf mich?«, fragte sie, ehrlich erstaunt.
    »Ich habe dir schon mal gesagt, ich glaube, du solltest dich von mir fernhalten.«
    »Und ich habe gesagt, dass ich weiß, was ich tue.«
    »Aber das tust du nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Na ja, niemand weiß so viel wie er gern würde, oder?« Der Gedanke schien sie zu inspirieren. Hüftewackelnd tänzelte sie in Richtung Küche. »Die einzige Pflanze, die du besitzt, ist ein Kaktus?«
    »Er bringt ein bisschen Wärme hier rein.«
    »Er sieht nicht besonders gut aus.« Sie nahm den fast leeren Kühlschrank in Augenschein und sagte: »Nicht mal ein Bier? Ich glaube, du bist der erste Mann, den ich kennenlerne, der kein Bier da hat.«
    »Ich trinke nicht gern Bier.«
    »Wegen deines Vaters?«

    Flynn zuckte zusammen. Sie hatte mit Marianne gesprochen. Marianne war der einzige Mensch, der etwas über Flynns Vater wusste.
    Er war gespannt, wohin das führte. Ob seine Gefühle ihr irgendetwas bedeuteten oder ob sie emotional so abgestorben war, dass sie vor keiner seiner dunklen Türen haltmachte.
    Ihr Grinsen erstarrte. Er wartete darauf, dass sie sich entschuldigte, vergeblich. Vielleicht kam es ihr nicht einmal in den Sinn. Sie stand einfach nur da und guckte besorgt, aber gleich darauf war sie schon wieder bei ihm und legte ihm verständnisvoll die Hand auf die Brust. Mit diesem Mädchen konnte man ganz schnell ziemlich tief im Schlamassel stecken.
    »Ich habe mit Detective Raidin gesprochen«, verkündete sie. »Ich glaube, er mag dich.«
    »Das tut er ganz bestimmt nicht.«
    »Er hat es nicht direkt gesagt, aber er hat Respekt vor dir, das merkt man.«
    »Ich glaube kaum«, erwiderte Flynn. »Das kann er sich gar nicht erlauben. Er ist Bulle. Er weiß nicht, wo er mich einordnen soll. Er darf sich kein Urteil bilden. Deswegen ist er auch so ein Arschloch.«
    »Bist du noch sauer, weil er dir gegen die Kehle geschlagen hat?«
    Flynn runzelte die Stirn. »Hast du das gesehen?«
    »Ja, aber ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Und ihn nicht gegen mich aufbringen.«
    Das war also der Grund. »Dann hättest du schlechtere Karten gehabt, wenn du ihn interviewst.«
    »Genau.«

    Ihm fiel nichts Besseres ein, als sie anzustarren. Offenbar erging ihm das mit Frauen immer so. Er hatte Alvin angestarrt, als der aus seinem Bett geklettert

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