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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Wagen wegführten.
    »Wonach riecht das hier?«, fragte Zero.

    Sie hatte Brandmarken auf der Brust. Vielleicht von einem Elektroschocker.
    Nein, kein Elektroschocker.
    Kontaktelektroden von einem Defibrillator. Defi-Paddles.
    Sie rollten Florence auf einer Trage zum Krankenwagen.
    Flynn hob die Styroporschachtel auf und roch daran. Seine Miene versteinerte sich.
    »Tabasco«, sagte er.

24
    Und wenn schon.
    Kein Grund, auf Nummer sicher zu gehen. Davon verstand er sowieso nichts. Flynn steuerte auf die Snackbuden zu und unterdrückte Erinnerungen an die Sommer, als Danny ihn zum Bodysurfen mitgenommen hatte und sie Löcher buddelten, wo die Krabben herumkrabbelten. Ganz früher, als Flynn drei oder vier war, saß er bei seinem Vater auf den Schultern, und seine Mutter hatte einen weißen Einteiler an und eine Gummibadekappe. Der Alte trank die ganze Zeit Bier, obwohl es verboten war, und stritt sich dann lautstark mit Rettungsschwimmern und Strandwächtern.
    Die Fußabdrücke waren jetzt besser zu sehen. Im Windschatten der Mauern lag nur noch eine dünne Schicht Schnee auf den Steinen.
    Trotz allem fühlte Flynn sich sicher. Idiotisch, aber sicher. Der Killer hatte es bisher nie auf ihn selbst abgesehen.
Er hatte immer jemand anderen vorgeschoben. Am Telefon hatte er jedes Mal aufgelegt, und bei jeder möglichen Konfrontation hatte er die Beine in die Hand genommen.
    Also, was war das Problem?
    Flynn hastete um die Mauer und folgte den Fußabdrücken. Hundert Meter weiter brachen sich die Wellen am Strand. Der Sturm zwang ihn, immer wieder anzuhalten und sich umzudrehen.
    Man musste den Gegner offen herausfordern, damit er sich zeigte. Um jeden Zweifel auszuräumen, hielt Flynn die Pistole hoch. Der Scheißkerl sollte nicht glauben, er sei hilflos, oder dass er hier sei, um zu reden, um Antworten zu finden.
    Da.
    Ein Schatten im Schneesturm, unten am Wasser.
    Flynn rannte los.
     
    »Bleib stehen!«, brüllte Flynn, den.38er nach vorn gerichtet. Seine Hand war so kalt, dass es sich anfühlte, als wäre sie an die Waffe geschweißt.
    Ein verschwommener dunkler Fleck flog durch das Weiß hinaus ins Wasser.
    Weg ist es, dachte Flynn, mein wichtigstes Beweisstück. Was es auch war, er war zu langsam gewesen.
    Dann sah er das Gesicht Gottes.
    Der Herr der Schöpfung, aufgedunsen, nach Hamburger und Tabasco riechend. Der Mann mit dem Zahnlückenlächeln und dem losen Mundwerk, der mit donnernder Stimme erklärt hatte, Flynn sei der verdammt noch mal größte Glückspilz, von dem er je gehört habe.
    Dunkelblau gekleidet, mit Wollmütze, Handschuhen, den Reißverschluss seiner Jacke bis zum Hals zugezogen, stand er da, der Sanitäter, der Flynn das Leben gerettet und ihn zurückgeholt hatte.
    »Sie?«, entfuhr es Flynn, und das Eis riss an seinen Lippen. »Was zum Teufel habe ich Ihnen getan?«
    Als Flynn näher kam, sah er den Schmerz in den Augen seines Gegenübers, die Schmach, erwischt worden zu sein, aber es nicht zugeben zu wollen. Keinerlei Schuldgefühle oder schlechtes Gewissen, nichts dergleichen. Wahrscheinlich war er sogar froh, dass sie sich endlich wieder gegenüberstanden.
    »Sie haben mein Geheimnis verraten«, erklärte er und stieß ein trauriges Glucksen aus, als wüsste er selbst, wie idiotisch das klang.
    »Ich? Ihr Geheimnis?«
    »Ja, genau.«
    »Was für ein Geheimnis?«, fragte Flynn.
    »Ich bin jemandem begegnet, der genauso krank ist wie ich. Sogar noch kranker.«
    »Wem?«
    »Dem Teufel. Er flüstert mir zu. Ich habe viele schlimme Dinge getan. Ich habe Menschen sterben lassen. Statt sie zu retten, habe ich sie sterben lassen. Wollen Sie wissen, warum? Weil ich es konnte. Aus keinem anderen Grund! Weil ich Lust dazu hatte. Wissen Sie, wie viele? Dutzende! Dutzende über die Jahre verteilt! Krank, oder?«
    »Stimmt«, erwiderte Flynn.
    Der Sanitäter lächelte. »Aber Sie, für Sie habe ich gekämpft. Härter als je zuvor für irgendjemanden. Ich wollte Sie retten.«

    »Warum?«
    »Ich weiß es nicht. Manche lasse ich sterben, und bei anderen gebe ich alles, damit sie am Leben bleiben. Wie gesagt, es ist krank, aber es ist so. Das ist meine Art von Macht. Er wusste das. Er hat mich durchschaut, in dem Moment, als er mir in die Augen sah. Der Teufel kennt alle deine Geheimnisse.«
    »Das hat uns Schwester Murteen in der Schule auch erzählt.«
    »Er spricht mit deiner eigenen Stimme. Mit deinen eigenen Worten.«
    Flynn trat einen Schritt zurück. Er musste schlucken. Für einen Moment verschlug

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