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Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road

Titel: Schmerz - Piccirilli, T: Schmerz - The Midnight Road Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Piccirilli
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Motor mit einem seidigen Knurren ansprang. Wenig beeindruckt stellte er fest, dass er den Charger mehr liebte als irgendjemanden sonst in seinem Leben. Seit Danny.
    Er legte den Rückwärtsgang ein. Sein Puls schlug gleichmäßig, sein Kopf war klar. Er trat aufs Gaspedal und schoss durch den Schneesturm in die Richtung, in die der dunkle Fleck verschwunden war.
    Seine Haustür stand noch offen. Emma Waltz lag nicht mehr da. Ihr blauer 89er-Capri hinterließ eine Rauchwolke. Das war’s, dachte er, die sehe ich nie wieder.
    Ein paar Fragen regten sich leise im Hintergrund. Wie war Emma da hineingezogen worden? Wie hatte man sie dazu gebracht, ihm die Nachricht zu überbringen? Warum hatte sie sich darauf eingelassen, was hatte sie
erwartet? Irgendetwas hatte sie zu ihm gesagt, vielleicht seinen Namen, vielleicht aber auch etwas anderes.
    In westlicher Richtung zog ein schwarzer 67er-Pontiac-GTO davon, parallel zur Zufahrtsstraße zum Southern State Parkway. Flynn konnte gegen den Schnee nicht viel erkennen, meinte aber, einen 389-Ram-Air-Motor mit Vierfachvergaser zu hören, der viel leiser war als der 66er-TriPower mit seinem unverwechselbaren Sound, und nahm die Fährte auf.
    Dicht hintereinander rasten sie über die vereisten Straßen. Flynn geriet jedes Mal ins Schleudern, wenn er auf die Bremse gehen und sich in die Kurve legen musste. So näherten sie sich dem Parkway. Es herrschte kaum Verkehr, man hätte meinen können, die Welt wäre hochgeklappt und an die Seitenlinien verbannt worden. Als stünden sie alle da und schwenkten ihre kleinen amerikanischen Flaggen, während der Charger und der GTO in eine neue Runde gingen.
    Zero sprang auf den Beifahrersitz, stellte sich auf die Hinterbeine und sah an den Scheibenwischern vorbei auf den Schnee.
    »Du kriegst ihn nie.«
    »Ich hab ihn schon.«
    »Du klingst wie ein Idiot, wenn du so etwas sagst.«
    »Und du bist ein nerviger kleiner Scheißköter, weißt du das?«
    »Ja«, gab die tote Bulldogge zu.
    Der Pontiac donnerte die Auffahrt zum Parkway hoch. Flynn näherte sich auf zwei Wagenlängen und versuchte, einen Blick auf den Fahrer zu erhaschen. Durch die Heckscheibe meinte er, den Lauf eines Gewehrs auszumachen.
Der Pontiac brach aus, zog zur Seite und dann wieder zurück. Schneematsch schleuderte über seine Haube.
    Der Kerl war ein Amateur. Er hatte nicht das Zeug zu einem echten Fahrer. Er versuchte, mangelndes Können durch Kaltblütigkeit wettzumachen. Flynn zählte eins und eins zusammen und wusste schon im Voraus, was er als Nächstes tun würde.
    »Dann mal los«, sagte Flynn.
    Und Zero: »Ich bin tot, mir ist das egal.«
    »Schön zu hören.«
    »Du bist auch tot, vergiss das nicht.«
    »He, du kleiner Sonnenschein, kannst du mir auch mal was Nettes sagen?«
    »Ich habe gehört, die Jets liegen nur zwei Spiele zurück. Gar nicht mal schlecht.«
    Der Pontiac scherte aus, bretterte über den vereisten Bordstein durch den dichten Schnee auf dem Mittelstreifen, um dann auf der anderen Seite auf dem Seitenstreifen weiter in Richtung Westen zu fahren. Flynn schüttelte den Kopf und lächelte verächtlich. Er riss das Lenkrad herum und folgte ihm. Der Charger hüpfte auf und ab, als die Räder neben den Bergen angehäuften Schnees über das eisbedeckte Gras knallten.
    Auf dem Parkway wimmelte es von Autos. Die Leute strömten aus der Stadt zurück nach Hause. Hinter den schmutzigen Haufen sah Flynn sie in die entgegengesetzte Richtung vorbeisausen. In weniger als einer Meile hatte der Pontiac die erste Brücke erreicht und würde nicht weiterkommen, es sei denn durch die Schneeberge mitten in den Gegenverkehr hinein.

    Der andere Fahrer wusste das. Flynn spürte, wie er anfing, sich Sorgen zu machen, es gleichzeitig aber genoss, sich frontal ins Jenseits stürzen zu können. Flynn gefiel der Gedanke auch irgendwie. Zero zeigte seine Reißzähne und sagte: »Ich habe immer gewusst, dass es so kommen würde. Er muss dich gar nicht umlegen. Es war klar, dass du es früher oder später selbst tun würdest.«
    »Was kümmert’s uns, hab ich Recht?«
    »Genau.«
    Der Schneesturm wurde schlimmer.
    Flynn trat aufs Gas, die Reifen drehten durch, und der Wagen geriet ins Schlittern. Er musste das Lenkrad festhalten, um sich nicht zu überschlagen. Die Spur wurde enger, vor ihm lauerte drohend die Straße in die Nacht.
    Scheiß drauf. Zurück ins Eis.

23
    Das musste man ihm lassen, der Kerl hatte Eier. Nur weil er verrückt war und ein Killer, musste er

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