Schmetterlingsspiegel (Keshevra's Queendom) (German Edition)
ihrer Fürsprache? Sie hätte ihn auch mitgenommen, das wurde ihr beim Nachdenken klar, sie wollte nicht, dass er leiden musste und starb. Das verdiente niemand, der sich nicht freiwillig dazu entschied, eine Waffe zu sein. Scary Gary hatte ihr im Dunklen Wald gezeigt, dass er ein lebendes, atmendes Wesen war, mit Gefühlen, Ängsten und Schwächen. So jemanden lieferte man nicht einer paranoiden Regierung aus, die wer weiß was mit ihm anstellte. Wenn sie die Chance hätte, sie würde denen mal erklären, dass man so kein Land führen konnte!
Sabrìanna hielt inne und musste über sich selbst lachen. Wie sie da saß, hoch aufgerichtet und die Gabel erhoben, als wollte sie einer Diktatorin die Meinung geigen, um die Welt ein Stück besser zu machen. Lächerlich. Man würde sowieso nicht auf sie hören, und davon abgesehen wusste sie viel zu wenig, um wirklich Maßnahmen vorschlagen zu können, die helfen würden. Je mehr Wesen und Interessen betroffen waren, desto mehr gab es zu bedenken und einzuplanen. Da könnte sie kleiner Mensch sicher nichts bewirken oder eher sogar schaden. Vor allem weil sie zu Beginn ja selbst davon überzeugt gewesen war, dass es das Beste wäre, den Hund einfach zu töten. Sie atmete seufzend aus und konzentrierte sich auf ihr Essen. Bald war der Teller leer und auch der Nachtisch einverleibt, den sie sich ihrer Meinung nach absolut verdient hatte, also machte sie sich wieder auf den Weg zu ihrem Cottage. Die Erschöpfung hatte sie bereits fest im Griff und so bemerkte sie nicht viel, schon gar nicht, ob und wie viele Spiegel es darin gab, bevor sie aufs Bett fiel und bereits schlief, als ihre Wange das Kissen erreichte.
Kapitel 13: Alles zu Ende?
Am nächsten Tag erwachte sie von einem Sonnenstrahl, der vorwitzig ihre Nase kitzelte. Das war er nun also: Der erste Tag vom Rest ihres Lebens. Seufzend hievte sie sich aus dem Bett, verbrachte einige Zeit im Bad und stellte dann fest, dass sie nichts zum Frühstücken im Haus hatte. Wie auch, sie war ja durch den Spiegel gefallen, noch bevor sie etwas hätte einkaufen können. Also gönnte sie sich ein leckeres Frühstück im Ort, und schon trugen ihre Füße sie wieder zum Strand. Melancholisch summte sie vor sich hin, während sie den Wellengang beobachtete, sich ab und zu nach einer Muschel bückte, die Ereignisse Revue passieren ließ. Zum wiederholten Male fragte sie sich, wieso das alles ausgerechnet ihr passiert war. Wieso, zum Donner, es einfach so vorbei gewesen war, ohne eine Chance sich wirklich zu verabschieden. Ohne den letzten Drachenflug, auf den sie sich mehr gefreut hatte, als sie vor sich selbst zuzugeben bereit war. Immerhin durfte sie diesmal ihre Erinnerungen behalten, aber ob das wirklich so wünschenswert war, daran wagte sie zu zweifeln. Immerhin bedeutete das Sehnsucht und Wehmut und die ständige Frage nach dem Warum.
Mitten in ihre innerlichen Monologe hinein, hörte sie eine Stimme rufen: „Sabrìanna! Hey, Sabrìanna!“ Atemlos, als wäre er ihr kilometerweit nachgelaufen, und sie erkannte ihn sofort, noch bevor sie sich zu ihm umgedreht hatte. „Ethan!“ Zuerst klang Freude in ihrer Stimme mit, und sie lächelte ihn an, doch dann fiel ihr ein, dass er sie versetzt hatte, und das Lächeln erlosch. „Ich… komme um mich zu entschuldigen.“ Der junge Mann blieb vor ihr stehen und schenkte ihr einen so treudoofen Dackelblick, dass sie an sich halten musste, nicht zu lachen. „Ich hatte deine Handynummer verlegt, daher konnte ich dich nicht anrufen... und ich wusste deinen Nachnamen nicht, deshalb konnte ich dich nicht finden.“ „O’Leary.“ „Was? Oh, ach so, ja, danke, Sabrìanna O’Leary.“ Er lächelte und fuhr fort: „Jedenfalls kam mir kurzfristig ein familiärer Notfall dazwischen und ich konnte nicht kommen.“ „Wie schade! Wir haben uns prächtig amüsiert und hätten dich gerne dabei gehabt!“ entgegnete sie und hatte ihm bereits wieder verziehen. Von ihren Kopfschmerzen sagte sie nichts, warum auch, sie waren ja vorbei. Aber für einen Augenblick war sie versucht, ihm zu erzählen, was ihr seither passiert war. Doch dann erinnerte sie sich an Hernes Blick, und sie erkundigte sich nur bemüht nebenbei: „Und hier in Waterville? Alles in Ordnung? Wie geht es meinem Freund, dem Hundekalb?“ Ethan beobachtete sie einen Moment lang intensiv, und ihr wurde ganz mulmig bei dem Blick. Als wisse er etwas und sei nicht sicher, was er ihr verraten konnte. Oder verdächtige
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