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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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ausgeklügelter Hochdruckverfahren können die in Barcelona anhand dieser Probe beweisen, dass, wenn Sie recht haben, unsere Leiche bereits tot war, als sie schwimmen ging.«
    *
    Obwohl es in der Sahara nachts empfindlich kalt wurde, liebte Yussuf diese Stunden der unendlichen Ruhe, in denen er mit sich und seinem Schöpfer unter einem riesigen Sternenzelt, in eine dicke Felldecke gehüllt, allein war. Heute war es aber nicht die Sehnsucht nach Ruhe, die ihn auf den Kamm einer hohen Sanddüne getrieben hatte. Er war bekümmert. Die harte Landung in der Realität, das Erwachen aus seinem Traum von der alles verändernden, sicher überwältigenden ersten Liebesnacht mit dieser Frau, mit der er von nun an sein Leben teilen würde, machte ihn traurig. Von ihr war nichts gekommen, was man Liebe oder Begehren nennen könnte. Aber hatte er ihr neben seiner Bewunderung für ihre Gestalt denn überhaupt sehr viel mehr zu bieten? Sollte das unglaubliche Hochgefühl der Liebe wirklich nur das Resultat dessen sein, was eine klitzekleine humanoide Zirbeldrüse hin und wieder im Menschen anrichtete? Und warum tat sie es nicht auch bei ihm? Eine perfektere Frau gab es nicht. Er sah sie noch vor sich, wie sie vorhin auf seine Frage, ob sie sich nicht zu ihm legen wolle, an sein Lager getreten war und ihren Umhang von ihren Schultern hatte gleiten lassen. Er hätte sich keine schönere Frau für sein erstes Mal vorstellen können. Groß gewachsen, mit wunderbaren Rundungen, herrlich großen, wie gemalten Brüsten und langem blonden Haar, das sie offen trug. Ein derart perfekter und gepflegter Körper, dicht an den seinen geschmiegt, wäre ihm wirklich angenehm gewesen. Aber wo war die Liebe zwischen Mann und Frau, von der er nicht wusste, wie es sich anfühlte, ihr zu begegnen? Wortlos hatte sie sich neben ihn gelegt, ihr Gesicht von ihm abgewandt und sich ihm geöffnet. Nackt, wie er war, war er neben ihr niedergekniet und hatte sie beobachtet, jeden kleinen Pulsschlag registriert, der sich an der Seite ihres anmutigen Halses abzeichnete. Er hatte versucht, in ihre Gedanken einzudringen, sie zu erforschen, bevor sie sich vereinigten, aber da war nichts als ungeheure Verzweiflung gewesen, die sie und damit auch ihn in ihrem Bann hielt. Ein Entschluss war in ihm gereift.
    »Bei einer Frau anderer Herkunft hätte ich jetzt meine Pflicht als Ehemann getan, wie es meine und ihre Bestimmung und Allahs Wille gewesen wäre, aber dir würde ich in deinem Leid nie Gewalt antun.«
    Sie hatte ihm den Kopf zugewandt und ihn zum ersten Mal angesehen. Dabei war sie nicht an seiner Nacktheit interessiert gewesen, sondern an seinen Absichten. Er hatte förmlich fühlen können, wie sie mit unsichtbaren Sensoren das Äußere seiner Seele abtastete. Dabei hatte sie ihm eine mentale Botschaft übermittelt: Ob ich will oder nicht, ich bin nun ein Teil deiner Welt. Tu mir aber bei dem, was du als dein Recht ansiehst, bitte nicht weh.
    Hoffnung auf Ihr Einverständnis war in ihm aufgekeimt. Er hatte ihre Hand genommen und sie vorsichtig küssen wollen, doch sie entzog sich seiner Liebkosung. Bitter enttäuscht hatte er sich neben sie gelegt und mit geschlossenen Augen über ihre ihm ausweglos erscheinende Lage nachgedacht.
    Offensichtlich irritiert darüber, dass er keinerlei Anstalten machte, über sie herzufallen, hatte sie sich unsicher aufgerichtet. Sicher waren ihr von der Hauptfrau seines Onkels Prügel angedroht worden, sollte es ihr nicht gelingen, ihn zu befriedigen. So musste sie nun aktiv werden, und für ihn war nicht zu übersehen gewesen, dass es sie Überwindung kostete. Beklommen hatte sie begonnnen, mit einer Hand über seinen straffen Bauch zu streichen, seinen Penis zu umfassen und ihn befriedigen zu wollen. Doch ihre Bemühungen zeigten nicht den gewünschten Erfolg. Nun war er es gewesen, der sich ihr entzog.
    »Möchtest du von mir nicht erleichtert werden?«, hatte sie irritiert gefragt.
    »Das möchte ich schon, aber nur dann, wenn wir beide auch etwas dabei empfinden. Das ist es nämlich, worauf jeder Mensch ein Recht hat, Lust zu empfinden und sich an der seines Partners zu erfreuen.«
    Er hatte sich von seinem Lager erhoben, angekleidet und wortlos das Zelt verlassen. Seitdem saß er auf seiner durch die Sterne in ein mystisches Licht getauchten »Denkerdüne« und versuchte, seine Gedanken zu ordnen.
    Nach einer Weile spürte er ihre leichten Schritte neben sich im Sand.
    »Ach, hier bist du«, versuchte sie zaghaft, ein

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