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Schnabel, Andreas

Schnabel, Andreas

Titel: Schnabel, Andreas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tod inclusive
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auf meinem Notebook gespeichert, wenn Sie sich das auch einmal ansehen wollen. Vielleicht können Sie da mehr drauf erkennen. Auf diesem Bild war sie nackt, gefesselt und völlig hilflos. Da habe ich denen meine Mitarbeit zugesagt.«
    »Wer sind die?«, fragte García Vidal.
    »Ich habe keine Ahnung. Sie haben sich immer nur per Mail bei mir gemeldet. Ich habe zwar versucht, den unterdrückten Absender zu recherchieren, aber das haben die irgendwie herausbekommen, und als Reaktion habe ich dann noch ein Bild von Olivia bekommen, darauf lag sie grün und blau geschlagen auf einer Matratze und weinte. Darunter stand: ›Nach dem nächsten Versuch, uns aufzuspüren, bekommen Sie ein Bild von ihrer Leiche.‹«
    »Haben Sie das auch gespeichert?«
    Sie nickte und begann, bitterlich zu weinen.
    Freaky setzte sich neben sie auf die Bettkante und legte schützend einen Arm um sie. »Jetzt darf ich es dir ja sagen. Ich bin auch Polizist und extra aus Wiesbaden hergekommen, um dir zu helfen.«
    »Und dabei kennen wir uns doch nur aus dem Internet«, schluchzte sie.
    Er griff zu einem Taschentuch, das aus einer Box auf dem Nachttisch herausguckte, zupfte es heraus und trocknete ihr vorsichtig die Tränen. »Wir sollten keine Zeit verlieren und mit der Arbeit anfangen.«
    »Du hast recht«, sagte sie fast erleichtert und erhob sich etwas wackelig vom Bett. »Moment, ich ziehe mir nur rasch etwas über.« Sie ging an ihren Patientenschrank, holte dort T-Shirt und Jeans heraus und verschwand im Bad. In diesem Augenblick betrat eine junge Ärztin das Krankenzimmer.
    »Nanu, wo ist denn unsere Patientin hin?«
    »Ich fürchte«, sagte Garcia Vidal und zuckte entschuldigend mit den Schultern, »sie entlässt sich gerade selbst.«
    »Meinen Segen hat sie«, erwiderte die Ärztin. »Sie ist ja wieder völlig an Deck. Ich dachte nur, sie stünde unter Arrest.«
    »No, Señora. Der Beamte vor der Tür war zu ihrem Schutz hier.«
    »Dann bin ich erleichtert. Aber sagen Sie, das Mädel bleibt doch unter Aufsicht? Nach ihrem Selbstmordversuch sollte sie nämlich vorerst nicht allein gelassen werden.«
    »Wir kümmern uns um sie, versprochen.« García Vidal nickte ihr zu. »Und allein bleibt sie in den nächsten Tagen bestimmt nicht.«
    »Okay, dann sage ich der Stationsschwester Bescheid, dass sie die Entlassungspapiere fertig macht. Dann können Sie sie mitnehmen. Bedenken Sie aber bitte, dass sie heute noch nicht am Straßenverkehr teilnehmen darf. Sie sollte sich auch nicht ängstigen, wenn bei Müdigkeit – und die wird schnell wiederkommen – Sprachstörungen auftreten. Das hängt mit dem Wirkstoff zusammen, den sie bekanntlich reichlich genossen hat.«
    »Sie können sich auf mich verlassen«, erklärte Freaky geradezu feierlich. »Ich werde gut auf unsere Patientin aufpassen.«
    *
    Unterdessen nahm Carmen als des Comisarios Vertretung an einer Konferenz teil, in der alle behördlichen Stellen, die mit der Gerichtsmedizin zusammenarbeiteten, über den aktuellen Stand der Dinge aufgeklärt wurden. Der ärztliche Direktor war völlig geknickt.
    »Señoras y Señores, Sie sehen mich sprachlos. Mir ist noch von keinem Fall bekannt, bei dem es einen Angriff auf ein forensisches Institut gegeben hat.«
    »Gab es Opfer unter den Toten?«, fragte ungerührt ein Kollege der Guardia Civil. »Wir hatten zwei Verkehrsunfall-Tote bei Ihnen liegen, und es wäre wichtig zu wissen, wie besoffen sie zum Zeitpunkt ihres Todes waren.«
    »Die müssen sternhagelvoll gewesen sein«, rief ein Kollege der Feuerwehr. »Sonst wäre uns der Laden gestern ja nicht um die Ohren geflogen, oder?«
    »Ich bitte Sie«, rügte der Polizeidirektor, »darüber kann der Kollege vom Branddezernat doch wohl genauer Auskunft geben.«
    Der Angesprochene rührte in seinem Kaffee herum. »Es war definitiv Brandstiftung. In einer Zinkwanne auf dem Boden der Kühlkammer war reichlich Calciumcarbid in kristalliner Form. Man hat Wasser dazugegeben, und es entstand Ethingas oder auch Acetylen, wie der Schweißer dazu sagt. Als die Kühlung ansprang, ist den Damen und Herren Leichen der ganze Kühlschrank um die Ohren geflogen. Da wir davon zunächst keine Ahnung hatten, entstand durch das Löschwasser immer mehr Ethingas. Es entwickelte sich eine enorme Hitze, und jegliche organische Verbindung verbrannte rückstandslos. Irgendjemand hat aus der Kühlung einen riesigen Carbidofen gemacht.«
    »Aber etwas muss doch noch da sein«, nörgelte der Kollege des Verkehrsdezernats.

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