Schneerose (German Edition)
auch schon entgegen. Ihre
Gesichter trennen nur Zentimeter voneinander, als sie sich tief in die Augen
blicken. Mike sieht Ehrlichkeit, Vertrauen und Zuneigung. Er fühlt sich sicher
und geboren. Als ihre Lippen sanft und zärtlich aufeinander treffen, fühlt es
sich richtig an. Beide sind sie ganz vorsichtig, aus Angst den anderen zu
überfordern oder zu verschrecken. Keiner will den anderen zu etwas drängen, was
er nicht wirklich möchte. Es gäbe jede Menge Gelegenheiten, um das Ganze
abzubrechen, aber trotzdem geht dann alles ganz schnell. Wie von selbst finden
Mikes Hände den Verschluss von Lindsays BH und zum ersten Mal kommt er sich
nicht ungeschickt und dumm vor. Ihre sanften Küsse lassen ihn mutiger werden.
Bald liegen sie nackt aufeinander und streicheln den anderen an Stellen, die
zuvor noch keiner berührt hat. Es fühlt sich gut an, geliebt zu werden, wenn
man sonst von aller Welt immer nur abgewiesen wurde und einen Korb nach dem
anderen bekommen hat. Sie geben einander das, wonach sie sich so lange gesehnt
haben. Als Mike vorsichtig in sie eindringt und sie gemeinsam ihre Unschuld
aneinander verlieren, würde er sie durch niemanden ersetzen wollen, nicht mal
durch Lia. Ihr erstes Mal dauert nicht lange und es geschieht vollkommen
ungeplant und spontan, trotzdem ist es für beide genau richtig. So fühlt es
sich auch richtig und selbstverständlich an, als sie eng aneinander geschmiegt
einschlafen.
Am nächsten Morgen sieht das alles jedoch etwas
anders aus. Als Mike erwacht, hat er sofort das Gefühl, einen Fehler begangen
zu haben. Lindsay in seinem Arm zu haben, fühlt sich auf der einen Seite schön,
aber auf der anderen Seite auch äußerst unpassend an. Er liebt Lia, seitdem er
denken kann, so etwas kann man nicht mit ein paar schönen Worten und einer
besonderen Nacht ungeschehen machen. Lindsay ist nett, hübsch und ehrlich. Er
sieht sie jetzt mit anderen Augen, aber das ändert nichts daran, dass sie nicht
Lia ist. Bestimmt ist auch sie nicht in ihn verliebt, ganz egal, was sie letzte
Nacht gesagt hat. Es wäre ja auch nicht so, dass sie ihm ihre Liebe ganz direkt
gestanden hätte. Sie hat gesagt, dass sie ihn mag. Mögen tut er sie ja auch,
aber mehr? Was würde nur Lia dazu sagen, wenn sie ihre beiden besten Freunde so
sehen könnte? Würde sie sich verraten fühlen? Wäre sie verletzt? Wäre sie
vielleicht sogar eifersüchtig? Bei dem Gedanken an sie fühlt sich Mike
plötzlich schuldig. Ungeschickt versucht er, seinen Arm unter Lindsays Kopf
hervor zu ziehen, wobei er sie jedoch weckt. Verschlafen blinzelt sie ihm
entgegen. Ihr schwarzes Haar ist ganz verwuschelt, selbst die pinke Strähne
steht ihr wirr vom Kopf ab. Als sie ihn sieht, lächelt sie jedoch verträumt und
haucht ihm einen Kuss auf die Wange, als er seinen Kopf von ihr wegdreht.
„Guten Morgen“, flüstert sie mit belegter Stimme und
schmiegt ihren Kopf an seine nackte Brust.
Mike räuspert sich, sodass sie ihn neugierig, aber
vertrauensvoll anblickt. Vorsichtig schiebt er sie von sich.
„Ich gehe mich mal anziehen“, sagt er und sucht
seine Kleider vom Boden zusammen, um damit in seinem Badezimmer zu verschwinden,
ohne Lindsay eines weiteren Blickes zu würdigen. Er hofft, dass, wenn er
wiederkommt, sie vielleicht schon gegangen ist oder sich wenigstens angezogen
hat. Viel zu lange lässt er sich im Bad damit Zeit, seine Zähne zu putzen,
seine Haare zu kämmen und sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Erst, als es
leise und vorsichtig gegen die geschlossene Tür klopft, horcht er auf.
„Ich muss mal...“, dringt es ihm verunsichert
entgegen. Es tut ihm leid, wie er sich benimmt, da er deutlich an Lindsays
Stimme hört, dass sie sein Verhalten nervös macht. Als er die Tür aufschließt,
steht sie in einem seiner schwarzen T-Shirts mit blanken Füßen vor ihm. Es
reicht ihr fast bis zu den Knien. Fragend und beunruhigt blickt sie ihn an.
„Alles okay?“
„Klar, was sollte sein?“, entgegnet Mike ihr viel zu
barsch.
Sie zuckt die Schultern. „Ich dachte nur, weil du so
lange weg warst.“
„Muss ich mich jetzt schon rechtfertigen, wie lange
ich auf Toilette gehe?!“
Verletzt schüttelt sie den Kopf. „Nein, es...“
„Musstest du nicht auf Toilette?“
Er tritt aus der Tür und hält sie ihr auf. Er hört,
wie sie die Luft einzieht und an ihm vorbei ins Bad huscht. Verdammt, warum
benimmt er sich nur so blöd? Er will sie doch nicht verletzen, es ist doch
nicht ihre Schuld, dass er nicht
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