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Schneetreiben

Schneetreiben

Titel: Schneetreiben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Holtkötter
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ihm etwas verschwieg. Nun hätte er sogar darauf geschworen.
    Nachdenklich verließ er die Diskothek und trat hinaus in den Schnee.
Er würde wiederkommen. So viel war sicher.
    Mit dem Strom fiel auch die Heizung aus. Das schlecht
isolierte Bauernhaus kühlte innerhalb kürzester Zeit aus. Klara war diejenige
gewesen, die nach einer Weile auf die Idee mit dem Herdfeuer gekommen war. Jens
hatte daraufhin Holzscheite im Kamin angezündet, und sie waren allesamt in die
Diele umgezogen und hatten es sich am Feuer gemütlich gemacht.
    Das leise Prasseln und die wohltuende Hitze gefielen Klara viel
besser als der Hollywoodfilm auf dem Flachbildschirm. Sie hatte die Füße in
eine Wolldecke gewickelt und sich an ein Kissen gekuschelt und konnte dem
Stromausfall eine durchaus behagliche Seite abgewinnen.
    Nach und nach verabschiedeten sich die anderen und gingen. Als sich
abzeichnete, dass der Strom für einen längeren Zeitraum wegbleiben würde,
wollten sie zurück zu ihren Höfen, um nachzusehen, wie es in den Ställen
aussah. Außer Jens waren nur noch Marc, dessen Kumpel Christoph und Lina
dageblieben. Lina hockte gemeinsam mit Klara auf der Bank neben dem Feuer,
während die Jungs an einem kleinen Tisch Skat spielten. Klara und Lina
kommentierten von Zeit zu Zeit das Spiel, dann blickten sie wieder ins Feuer
und unterhielten sich.
    Klara ließ sich nichts anmerken. Sie tat, als ob alles in bester
Ordnung wäre. Dennoch musste sie immerzu an Linas abschätzenden
Gesichtsausdruck denken und die unausgesprochene Frage, was sie gehört haben
konnte.
    Marc und Lina würden über Nacht bleiben. Zwar hatte es keiner laut
ausgesprochen, dennoch war allen klar, dass sie wegen Klara blieben. Nach dem
Stromausfall war die Bauernschaft von der Außenwelt abgeschnitten. Alle hatten
ein ungutes Gefühl angesichts der Tatsache, dass Martin noch immer frei
herumlief.
    Anfangs wollte Klara protestieren, aber dann überlegte sie es sich
anders. Im Grunde war es ihr ganz recht, wenn die beiden blieben. Jens trank
nämlich zu viel. Es würde nicht mehr lange dauern, dann wäre er wieder völlig
besoffen. Klara hasste das, sie konnte es gar nicht oft genug sagen. Vor einer
Weile hatte sie ihn in der Küche zur Rede gestellt und gefragt, weshalb er das
tat. Doch er hatte nur dagestanden und dumm gegrinst, wie er es immer tat, wenn
er nicht wusste, was er sagen sollte. Wie Klara befürchtet hatte, tauchte
irgendwann eine Flasche Jägermeister am Herdfeuer auf, und die Jungs begannen,
verlorene Skatpartien mit Schnapstrinken zu bestrafen.
    Jens’ Eltern waren bereits vor einer Stunde ins Bett gegangen. Sie
hatten keine Lust gehabt, sich zu den jungen Leuten ans Feuer zu setzen, und da
es sonst nichts zu tun gab und der Fernseher nicht funktionierte, hatten sie
beschlossen, sich etwas früher als gewöhnlich hinzulegen.
    Klara mochte es, stumm in die Flammen zu schauen. Rolf lag
ausgestreckt zu ihren Füßen, er räkelte sich und genoss die Nähe der vertrauten
Menschen. Normalerweise durfte er nicht in den Wohnbereich. Klara beugte sich
vor, kraulte seinen Bauch und amüsierte sich über die wohligen Laute, die aus
seiner Kehle drangen.
    »Wenn du ihn weiter so verwöhnst«, sagte Lina, »wird der Hund den
Rest seines Lebens vor der Haustür stehen und darauf warten, noch mal
hereinzudürfen.«
    »Ach, Quatsch. Er weiß schon, weshalb heute eine Ausnahme ist.«
    Klara fragte sich, ob tatsächlich etwas in der Scheune gewesen war.
Als hätte er ihren Gedanken gehört, hob Rolf den Kopf und sah sie an. Doch dann
verlor er das Interesse, gähnte und legte sich wieder hin.
    Sie blickte weiter zu Jens, der gerade seine Karten aufnahm und
sortierte. Sein Gesicht verändert sich, wenn er besoffen ist, dachte sie. Fast
so, als würde es auseinanderfließen.
    Marc warf eine Karte ab und griff nach seiner Bierflasche. »Schon
wieder leer?« Er gab Jens einen Stoß. »Haben wir noch Bier?«
    Jens zog den Korb heran, in den er die Flaschen gelegt hatte. »Nein,
wir müssen welches aus der Tenne holen. Lass uns dieses Spiel noch abwarten.«
    Sie vertieften sich in ihre Karten, und Klara richtete sich auf.
    »Ach was«, sagte sie, »ich gehe schon. Spielt nur in Ruhe weiter,
ich bin gleich wieder da.«
    Die Jungs sahen sich verunsichert an.
    »Nein, lass mal …«, begann
Marc.
    »Ich begleite sie«, mischte Lina sich ein. »Was soll schon
passieren?«
    Sie zögerten, doch dann waren sie einverstanden. Jens holte eine
Taschenlampe und gab sie Lina. Sie

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