Schnupperküsse: Roman (German Edition)
fahre, um die Etagere abzuholen, was nur anderthalb Stunden später als ursprünglich geplant passiert – um 12.30 Uhr. Adam und die Mädchen begleiten mich, als ich die Etagere und Schachteln mit den Cupcakes zum Barnscote Hotel, dem Ort der Hochzeitsfeier, bringe, das unweit von Talyton St. George liegt. Von außen betrachtet ist es ein Langhaus wie Jennie’s Folly – ich meine Uphill House –, jedoch befindet es sich in einem besseren baulichen Zustand. Innen wurden Wände eingerissen, so dass eine große Eingangshalle entstand, die in einen noch größeren Veranstaltungsraum übergeht, dessen Decke offen ist, wodurch die Balken und Träger aus Eiche zu sehen sind, und der über ein galerieartiges Zwischengeschoss verfügt.
Allerdings habe ich keine Zeit, mich näher mit meiner Umgebung zu befassen, denn ich muss die Hochzeitstorte aufstellen. Der Besitzer des Hotels zeigt mir wo, und ich wische ein letztes Mal über die Etagere, bevor ich die Cupcakes arrangiere und am Schluss die Keramikfiguren, die Penny, Declan und Sally darstellen, auf den Kuchen setze. Ich vergewissere mich noch einmal, dass die Figuren sicher stehen. Schließlich trete ich einen Schritt zurück.
»Und was meint ihr?«, frage ich die Kinder, die mit gelangweilten Gesichtern zuschauen.
»Sieht ganz gut aus«, meint Adam, was von einem vierzehnjährigen Jungen, denke ich, ein Riesenlob ist.
»Ich find’s toll!«, erklärt Georgia.
»So was wird’s auf meiner Hochzeit auch einmal geben«, verkündet Sophie, und ich bin erleichtert, dass wenigstens eins meiner Kinder das Scheitern meiner Ehe unbeschadet überstanden hat.
Ich muss zugeben, auch ich finde, die Cupcakes sehen umwerfend aus. Sie sind mit Buttercreme verziert, die mit Glitzer bestäubt ist und auf der sich oben Herzen aus Zuckerguss befinden. Ich hoffe, Penny sieht das genauso, denn ich will, dass sie ihren großen Tag genießt. Abgesehen davon steht mein Ruf – der Ruf von Jennie’s Cakes – auf dem Spiel.
Auf dem Weg vom Barnscote Hotel nach Hause fahre ich beim Co op vorbei, um noch Puderzucker zu kaufen. Die Kassiererin staunt nicht schlecht, als sie bemerkt, dass ich das ganze Regal leer gekauft habe.
»Darf ich Bracken reiten, wenn wir zu Hause sind?«, fragt Georgia, als sie die Tüte aufhält, während Adam einpackt.
»Muss das sein?«, frage ich zurück. Einerseits bin ich euphorisch, da ich es geschafft habe, die Situation hinsichtlich Pennys Hochzeitstorte gerettet zu haben, andererseits fühle ich mich aufgrund des Schlafmangels benommen.
»Mum, die frische Luft wird dir guttun!«, erklärt mir Georgia.
»Na gut, aber nicht lange!«, sage ich und gebe nach. Einerseits des lieben Friedens willen, andererseits aber auch, weil der Ausritt sie vielleicht darüber hinwegtröstet, ihren Vater am Wochenende nicht zu sehen.
Zu Hause angekommen, ziehe ich mir eine Jeans und ein langärmeliges Oberteil an. Auf dem Weg nach unten werfe ich aus mir unerfindlichen Gründen einen Blick in den Spiegel. Ich sehe aus wie eine Vogelscheuche: kein Make-up, krisseliges, abstehendes Haar, das aussieht, als wäre ich in Brackens Elektrozaun geraten, und Augenringe, die so dunkel sind wie Blutergüsse. Ich sause nach unten, um mich von meinem schauderhaften Anblick zu erlösen, ziehe mir meine Gummistiefel an und gehe nach draußen, wo Georgia sich bereits mit Bracken befindet, die sie aus dem Stall geholt und im Hof festgebunden hat.
»Wie geht es ihr heute?«, frage ich.
»Gut«, erwidert Georgia und nimmt eine Bürste aus dem Putzkasten, der durch seine rosa Farbe besticht.
»Ich dachte, Blau wäre deine Lieblingsfarbe«, bemerke ich und greife nach der Bürste, die sie mir entgegenstreckt.
»Blau passt nicht zu Bracken«, klärt mich Georgia auf. »Sie wird alles in Rosa haben.«
»Sie braucht aber doch nichts mehr, oder?« Inzwischen bedaure ich das tragische Ende von Pennys Hochzeitstorte sehr, denn durch sie hätte ich einiges der Kosten für das Pony abbezahlen können.
»Sie braucht eine Fliegenmaske und eine leichte Regendecke.«
»Ponys brauchen keine Decken.« Ich bürste Bracken vom Hals bis hinunter zu ihren Schultern und fahre dabei an ihrer Mähne entlang. »Sie haben ein Fell, das sie schützt.«
»Wenn ich sie aber bei Regen reiten will, bleibt sie so trocken.«
»Kannst du sie dann nicht in den Stall tun?«
»Schon, aber ich habe diese rosa Decke … und eine rosa Schubkarre bei Tack N Hack gesehen.« Georgia spritzt etwas Spülung auf den
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