Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Schnupperküsse: Roman (German Edition)

Titel: Schnupperküsse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cathy Woodman
Vom Netzwerk:
Bewusstsein, dass wir uns noch nicht einmal sicher sind, ob es sich um Kühe oder Bullen handelt, stehe ich auf – ganz langsam.
    »Mum«, ruft Georgia. »Ist schon gut. Du bist in Sicherheit. Da kommt der Mann, um sie zu holen.«
    »Mummy, rat mal, wer das ist?«, brüllt Sophie. »Der Bauerntölpel.«
    »Sophie«, sage ich mit mahnender Stimme, doch zu spät. Der Mann – der Traktorfahrer, der uns auf der Straße begegnet ist – muss ihre Bemerkung mitbekommen haben. Er geht auf mich und die Kühe zu. Seine Statur ist beeindruckend, und in seinen braunen Arbeitsstiefeln ist er größer als ein Meter achtzig. Er hält in einer Hand einen großen Stock. Ich gehe hinter den Liegestuhl.
    »Aha, Bauerntölpel«, sagt er und schaut Sophie an, die zusammen mit Georgia am Zaun steht.
    »Hat Mummy gesagt«, rechtfertigt sie sich und ist völlig unbeeindruckt, dass er auf uns zukommt. »Obwohl Sie Ihren Hut, Ihre Feder und Ihr Stroh verloren haben.« Er wendet sich mir zu. »Wir sind uns noch nicht vorgestellt worden«, sagt er, klemmt den Stock unter einen Arm und zieht die Ärmel seiner flaschengrünen Overalljacke um seine Taille fest.
    »Jennie Copeland.« Ich hatte in Erwägung gezogen, meinen Mädchennamen wieder anzunehmen, mich aber dann doch dagegen entschieden, da ich Angst hatte, es könnte die Kinder zu sehr verwirren, wenngleich ich mich gerade wie ein Mädchen, ein schüchternes Mädchen, fühle, das versucht, seinen Blick von so viel Männlichkeit und dem zerlumpten, ihm auf der Brust klebenden Unterhemd und den festen, wohlgeformten muskulösen Armen abzuwenden.
    »Guy Barnes«, erwidert er knapp, schaut mich eindringlich an und bemerkt zweifelsohne mein fleckiges Oberteil und die dreckige Jeans. »Ich glaube, wir teilen uns die Auffahrt.«
    Ich beginne, eins und eins zusammenzuzählen. G. Barnes. Der Sohn der früheren Besitzerin von Uphill House und derzeitige Besitzer von Uphill Farm. Mein neuer Nachbar. Dazu auch noch mein einziger Nachbar weit und breit. Und ausgerechnet er, der alte Bauerntölpel, musste den Traktor fahren. Ich wünsche mir zwar nicht, in der Versenkung zu verschwinden, hätte aber nichts dagegen, wenn sich der Boden unter mir auftäte und mich mitreißen würde.
    »Würden Sie bitte Ihre Kühe von meinem Land holen?«, frage ich. »Es sind doch Kühe, oder?«, füge ich schnell hinzu.
    »Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«, erwidert er. »Die Euter haben Sie schon gesehen, oder?«
    »Dazu hatte ich nicht wirklich Gelegenheit.«
    »Die kann man nicht übersehen.«
    »Tja, kann man doch und habe ich. Außerdem ruinieren Ihre Kühe mir meinen Rasen«, füge ich mit schriller werdender Stimme hinzu, als eine von ihnen ihre Visitenkarte in Form eines riesigen Kuhfladens hinterlässt.
    »Sie haben das Tor aufgelassen«, stellt er klar.
    »Es sind aber Ihre Kühe.«
    »Und Ihr Land. Womit es bei Ihnen liegt, es abzusichern. Steht so im Gesetz.« Als ich nicht antworte, fährt er überzeugt fort, »Können Sie nachlesen, wenn Sie wollen.«
    »Egal«, sage ich und spüre die Niederlage. »Nehmen Sie sie jetzt mit?«
    »Natürlich. Ich kann sie Ihnen aber auch ausleihen, damit sie Ihr Land ein bisschen auf Vordermann bringen. Sie würden es im Nu abgrasen.«
    »Vielen Dank für Ihr Angebot, aber nein«, sage ich bestimmt. Ich würde mir nur Sorgen machen, dass sie jemanden zertrampeln. Außerdem machen sie so eine Schweinerei …
    Guy hebt seinen Stock und ruft: »Ho, meine Damen! Ho!« Ein paar der grasenden Kühe schauen hoch, bewegen sich aber nicht. Er haut einer auf ihr knochiges Hinterteil. »Los, Kylie, beweg dich!«
    Kylie? Das ist surreal, denke ich. Und grausam, als er ihr noch mal einen Schlag mit dem Stock verpasst.
    »Hören Sie auf, sie zu schlagen«, rufe ich und bin mir bei jedem Schlag Sophies entsetzten Gesichts und Georgias Zuckens bewusst.
    »Wollen Sie die Kühe nun von Ihrem Grundstück haben oder nicht?«, fragt mich Guy und sieht leicht verärgert aus.
    »Ja schon, aber Sie gehen viel zu hart mit ihnen um.«
    »Ich wusste es. Mag sein, dass ich ein Bauerntölpel bin, dafür sind Sie aber eine typische ignorante Städterin«, erwidert er mir mit einem spöttischen Grinsen auf seinem inzwischen entspannten Gesicht.
    »Ich finde es nun mal nicht gut, wenn Tiere misshandelt werden.« Ich verschränke meine Arme vor der Brust. Ich hasse Auseinandersetzungen, doch weigere ich mich, einfach dazustehen und zuzuschauen.
    »Die weiblichen Vertreter dieser Spezies können sehr

Weitere Kostenlose Bücher