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Schockwelle

Schockwelle

Titel: Schockwelle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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waren sich zwar der Schmerzen in Schulter und Rücken bewußt, nahmen sie aber körperlich kaum mehr wahr.
    Es war, als könnten ihnen keinerlei Qualen noch etwas anhaben.
    Der Wind blähte das Segel und trieb das Boot auf das einsame Felseneiland am Horizont zu. Doch die grausame See gedachte sie nicht so leicht aus ihren Fängen zu lassen. Die Strömung war gegen sie. Sie gabelte sich beim Anbranden an der Küste, floß in einem weiten Bogen um die Insel herum und drohte sie wieder in die endlose Weite des Pazifiks hinauszuziehen.
    »Ich glaube, wir werden außen herumgetrieben«, sagte Maeve mit banger Stimme.
    Pitt hatte den Blick nach vorn gerichtet und ließ die größer werdende Insel kaum noch aus den Augen, während er wie wild das eindringende Wasser aus dem Boot schaufelte. Zuerst dachte er, es handle sich nur um eine Insel, doch als sie sich bis auf zwei Kilo meter genähert hatten, sah er, daß es zwei waren. Ein etwa hundert Meter breiter Meeresarm trennte sie voneinander.
    Außerdem stellte er fest, daß in dem Kanal zwischen den beiden Inseln offenbar eine Art Tidenstrom herrschte.
    Anhand der Windstreifen auf dem Wasser und der auffliegenden Gischt stellte Pitt fest, daß sich die achterliche Brise weiter zu ihren Gunsten gedreht hatte, so daß das Boot jetzt in spitzerem Winkel durch die ungünstige Strömung fuhr.
    Schon mal ein Plus, dachte er zuversichtlich. Daß das Wasser so tief im Süden zu kalt war für heimtückische Korallenriffe, konnte auch nichts schaden.
    Er und Giordino kämpften weiter gegen das eindringende Wasser, bis sie plötzlich ein dumpfes Donnergrollen vernahmen, das allem Anschein nach lauter wurde. Sie hielten kurz inne und sahen einander an, als ihnen klar wurde, daß es sich um tosende Brandung handelte, die sich an Felsenklippen brach. Die Wellen gingen inzwischen mörderisch hoch und rissen das Boot immer unbarmherziger mit sich. Die freudige Erwartung der Ausgesetzten, bald wieder trockenen Boden unter den Füßen zu haben, schlug in jähe Furcht um, sie könnten von der tobenden See zermalmt werden.
    Von wegen sicherer Hafen, dachte Pitt, als er die beiden bedrohlichen Felsen sah, die senkrecht aus dem Meer aufragten und von mächtigen Brechern umtost wurden. Das hier war kein tropisches Atoll mit einladenden weißen Sandstränden und freundlich winkenden Eingeborenen, kein üppig grünes Südseeparadies mit gesegnetem Klima. Nirgendwo war ein Anzeichen dafür zu sehen, daß eine der beiden Inseln bewohnt war, kein Rauch, keinerlei Gebäude. Sie wirkten wie geheimnisvolle Vorwerke aus Lavagestein, öde, trostlos und windgepeitscht, auf denen lediglich ein paar vereinzelte nichtblühende Pflanzen und seltsame, wie verkrüppelt aussehende Bäume wuchsen.
    Pitt konnte kaum glauben, daß er, seit er Maeve auf der Antarktischen Halbinsel gefunden und gerettet hatte, nun schon zum drittenmal gegen Fels und Brandung kämpfen mußte. Einen Moment lang mußte er daran denken, wie knapp er seinerzeit auf der
Polar Queen
davongekommen war, und die Flucht mit Mason Broadmoor vor Kunghit fiel ihm wieder ein. Beide Male hatten ihn starke Motoren aus der Gefahrenzone befördert. Jetzt aber kämpfte er in einem kleinen, vollgelaufenen Boot mit einem Segel, das kaum größer war als ein Bettuch, gegen den nassen Tod.
    Ein guter Seemann, entsann er sich irgendwo mal gelesen zu haben, achte bei rauher See zuallererst darauf, daß die Stabilität seines Bootes gewahrt bleibe. Er solle nicht zulassen, daß es Wasser faßt, denn das beeinträchtige die Schwimmfähigkeit. Er wünschte, der Verfasser säße jetzt neben ihm.
    »Steure die Lücke zwischen den Inseln an!« schrie Pitt Maeve zu. »Es sei denn, du siehst irgendwo ein Stück Strand, an dem wir landen können.«
    Maeve, deren Gesicht abgespannt und von der Sonne verbrannt war, biß die Zähne zusammen. Sie nickte schweigend, ergriff mit fester Hand die Ruderleinen und konzentrierte sich mit aller Kraft auf ihre Aufgabe.
    Die gezackten Felswände, die aus der donnernden Brandung aufragten, wirkten von Minute zu Minute bedrohlicher.
    Erschrekkende Wassermassen ergossen sich ins Boot. Giordino verschwendete keinen Blick auf die tobenden Elemente. Er war nur mehr darauf konzentriert, das Boot über Wasser zu halten und weiterzuschöpfen, denn wenn er jetzt aufhörte, könnte das tödliche Folgen haben. Wenn auch nur zehn Sekunden lang ungehindert Seewasser in das beschädigte Boot eindrang, würden sie fünfhundert Meter vor der Küste

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