Schön scheußlich
engstem Raum zusammen, und die Ressourcen, die zu teilen ein Einzelwesen sich an einem Tag leisten kann, wer-~ den am nächsten Tag womöglich gefährlich knapp und beschwören einen Konflikt herauf. Unter solchen Bedingungen sind nur wenige Beziehungen rein schwarz oder weiß; es ist die Unterscheidung der subtilen Grauschattierungen, die Intelligenz erfordert.
Doch vergessen Sie nicht, dass das große Gehirn der Delfine diese nicht ohne weiteres zu großen Denkern macht. Das Geschöpf in der Natur, das mit dem womöglich größten Gehirn im Vergleich zur Körpergröße gesegnet ist, ist nämlich kein anderes als das Schaf.
7.
Schönheit, die von innen kommt?
Schönheit ist oberflächlich - wie süß das klingt. Ist es doch sowohl den weniger Schönen (die wissen, dass sie der Welt eine Menge mehr zu bieten haben als eine angenehme physische Erscheinung) als auch den Schönen (die nach Jahren des Bewundertwerdens für ihre äußere Verpackung nichts sehnlicher wünschen, als um ihrer inneren Werte geliebt zu werden) gleichermaßen ein Trost.
Glaubt man einigen Evolutionsbiologen, besteht das einzige Problem darin, dass die gute alte Redensart wahrscheinlich nicht zutrifft. Nach Ansicht einer wachsenden Zahl von Wissenschaftlern, die sich mit der Frage beschäftigen, warum Tiere voneinander angezogen werden, sind ein schönes Gesicht und eine gute Figur möglicherweise nicht allein aus irgendeiner Laune der Ästhetik heraus so verführerisch, sondern weil äußere Schönheit ein ziemlich verlässlicher Indikator für tiefere Qualitäten ist. Befunde bei so verschiedenen Arten wie Zebrafinken, Skorpionsfliegen, Hirschen und Menschen weisen darauf hin, dass Lebewesen bei der Beurteilung des Gesamtwerts eines potenziellen Partners auf zumindest ein klassisches Schönheitsideal achten: auf Symmetrie.
Dieser Theorie zufolge sucht der anspruchsvollere Partner - in vielen Fällen, aber nicht notwendigerweise das Weibchen - bei einem Bewerber nach der höchstmöglichen Ausgewogenheit zwischen rechter und linker Körperhälfte. Er sucht nach Zeichen von himmlischer Harmonie, vergleicht zum Beispiel, ob der linke Flügel dieselbe Form und Länge hat wie der rechte, oder ob die Lippen von der Gesichtsmitte aus in spiegelbildlicher Symmetrie verlaufen. Bei der Bewertung der Symmetrie im Erscheinungsbild des Männchens erhält das Weibchen Hinweise auf den Gesundheitszustand des Männchens, auf die Leistungsfähigkeit seines Immunsystems, die Fähigkeiten seiner Gene, den Prüfungen der Umwelt zu widerstehen.
Die neuerliche Betonung der Bedeutung von Symmetrie bei der Partnerwahl ist eine jener ärgerlichen Entwicklungen innerhalb der Evolutionsforschung, die tief verwurzelten Vorurteilen neue Gültigkeit verleihen - in diesem Fall der märchenhaften Sicht der Welt, in der Prinzen und Prinzessinnen rechtschaffen, stark und lieblich sind, während die Bösen ungeschlacht und hässlich daherkommen. Biologen legen Wert auf die Feststellung, dass Symmetrie nur ein Teil des Gesamtbildes ist, nach dem Tiere ihre Wahl treffen, und es noch eine Menge darüber zu lernen gibt, was ein perfekt geformter Körper den Angehörigen einer bestimmten Art signalisiert.
Nichtsdestotrotz scheint die Symmetrie eine wichtige Rolle für die Frage der Attraktivität zu spielen. Umwickelt man Zebrafinkenmännchen die Beine mit unterschiedlich gefärbten Bändern, so ziehen die Weibchen solche mit symmetrischen Beinfarben deutlich denen vor, die verschiedene Farben zur Schau tragen. Offenbar hat ein solcher Anblick für sie denselben Reiz wie für uns der potenzielle Liebhaber, wenn er in verschiedenfarbigen Socken auftaucht. Skorpionsfliegenweibchen erkennen ein Männchen mit symmetrischen Flügeln entweder visuell oder indem sie ein von diesem ausgesendetes chemisches Signal - ein Pheromon wahrnehmen. Wenn sie die Wahl haben zwischen dem Pheromon eines Männchens, dessen Flügel sich ein kleines bisschen in der Länge unterscheiden, und dem Parfüm eines Bewerbers mit gleich langen Flügeln, entscheiden sich die Weibchen für den ebenmäßigeren Partner.
Bei Hirschen verfügt das Männchen, das über den größten Harem gebietet, nicht nur über das größte, sondern auch über das symmetrischste Geweih. Man weiß, dass einem Bock, der im Kampf gegen ein anderes Männchen verliert und damit in den meisten Fällen auch seinen Harem ganz oder teilweise an dieses abtreten muss - , im Folgejahr ein asymmetrisches Ende wächst, quasi als
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