Schoen wie Kaesekuchen
roch und deshalb sind wir meistens ausgegangen oder haben uns nur etwas bestellt.
»Hm, das riecht ja köstlich!« Voller Vorfreude schnuppert Connie an ihrem Teller.
»Nach original französischem Rezept verkünde ich stolz«, und schon schiebt sie sich die erste Gabel meines Ratatouilles in den Mund. »Urgh!«, angewidert verzieht sie ihr Gesicht. Mit so einer Reaktion hätte ich nun wirklich nicht gerechnet.
»Was ist denn? Schmeckt es dir nicht?« Enttäuscht schaue ich meine Gastgeberin an und probiere selbst eine Gabel von meinem Essen. Ups! Anstatt des angenehm würzigen Geschmacks, den ich erwartet habe, entfaltet sich eine widerliche Süße in meinem Mund.
»Kann es sein, dass du Zucker und Salz verwechselt hast?«, erkundigt sich Connie kichernd und schon sitzend wir beide prustend vor Lachen an Connies kleinem Küchentisch und halten uns die Bäuche vor Lachen.
»Ich bin wohl etwas aus der Übung«, gluckse ich.
»Naja, wenn es weiter nichts ist. Komm, ich schaue mal, ob es noch zu retten ist.« Connie wirft das Essen zurück in die Pfanne, nimmt mehrere kleine Döschen aus ihrem Gewürzschrank und kippt den Inhalt über das Ratatouille. Beherzt rührt sie die gewagte Gewürzkomi noch einmal durch und hält mir den Kochlöffel vor die Nase. Zögerlich probiere ich. »Huh, Connie! Hast du da etwa Zimt drangemacht?«
»Naja, bei Milchreis macht man doch auch Zucker und Zimt drüber. Warum also nicht bei Gemüse?« Fröhlich grinst sie mich an und verteilt munter das verfeinerte Essen auf unsere Teller.
»Nun, zumindest ist ein völlig neuer Geschmack«, lobe ich den Rettungsversuch und fange an zu essen.
»Moni, was machst du eigentlich morgen?«
»Öhm, weisch noch nisch«, antworte ich mit vollem Mund. »Warum?«
»Ich dachte, du hättest vielleicht Lust ...«
»Warte kurz, mein Handy klingelt«, unterbreche ich Connie. »Hallo?«
»Monique? Ich bin es Marc. Wo warst du denn heute Morgen?«
Mist! Das Training im Park hatte ich ja ganz vergessen, so erfüllt war ich mit meinen fiesen Racheplänen. »Tut mir leid, mir ist etwas dazwischen gekommen und da habe ich nicht mehr daran gedacht.« Hoffentlich stellt er mir die Stunde nicht in Rechnung.
»Schon okay, ich weiß ja, wie schusselig du manchmal bist. Dann lass‘ es uns doch morgen früh nachholen, ich bin dann nämlich für drei Wochen auf Ibiza, wenn du dich erinnerst.«
»Wie könnte ich das vergessen, das reibst du mir doch schon seit Wochen unter die Nase«, seufze ich. »Morgen geht nicht, es ist gerade etwas schwierig bei mir. Aber warte mal, ich habe da gerade eine Idee. Ist es okay, wenn ich eine Freundin vorbeischicke? Dann darfst du sie durch den Grunewald Park scheuchen.«
»Warum nicht? Wie heißt sie denn?«
»Connie.« Neugierig schaut die Besagte auf, als sie ihren Namen hört.
»Und wie finde ich sie, wenn ich sie nicht kenne?«
»Kein Problem, ich zeige ihr das Foto auf deiner Webseite und dann erkennt sie dich schon.«
»Gut, dann machen wir das so. Ich muss jetzt weiter. Mach‘s gut, Monique.«
»Salut und bon vojage«, verabschiede ich mich auf unbestimmte Zeit von meinem Trainer.
»Connie, was machst du morgen früh? Was hältst du von einer privaten Trainingsstunde bei meinem Freund Marc?« Wenn das keine gute Tat ist, weiß ich auch nicht. Connie würde etwas sportliche Betätigung auf jeden Fall gut tun und einen Personal Trainer könnte sie sich nie leisten. Da war das doch die Gelegenheit.
»Ähm, das ist sehr nett von dir«, bedankt sich Connie, sieht aber nicht wirklich glücklich aus. »Ich bin nur leider total unsportlich und wenn ich morgen Mittag zum Dienst muss, brauche ich all meine Kraft, da kann ich nicht vorher joggen gehen.«
»Och schade.« Enttäuscht sehe ich sie an. Es geht hier schließlich nicht nur um sie. Hätte sie meine großzügige Geste angenommen, hätte ich wieder eine gute Tat mehr auf meinem Konto verbuchen können.
»Ja, wie gesagt, Sport ist nicht so meins«. Entschuldigt sich Connie. »Aber warum gehst du nicht selbst? Dann könntest du gleich danach bei mir im Seniorenheim vorbeischauen.«
Verwundert schaue ich sie an. »Klar, wenn du nicht möchtest, gehe ich selbst, aber was soll ich denn bei dir an der Arbeit? Hast du wieder keinen Babysitter für Loulou bekommen?« Die Aussicht einen weiteren Tag mit der kleinen Maus verbringen zu können, stimmt mich bedenklich fröhlich und ich fürchte schon, dass in mir irgendwelche tiefverborgenen Muttergefühle
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