Schoen wie Kaesekuchen
erwachen.
»Das wollte ich dich gerade fragen, bevor dein Telefon geklingelt hat«, redet Connie weiter um den heißen Brei herum.
»Ja, was denn nun?«, bohre ich nach.
»Naja, ich dachte nur, du könntest vielleicht mal bei uns zu Besuch kommen.«
Langsam kann ich ihr gar nicht mehr folgen. Besuch? Ich kenne da doch niemanden.
Connie atmet noch einmal tief durch, ehe sie sich ein Herz fasst und mit der Sprache rausrückt: »Wir suchen immer nach Freiwilligen, die sich ein bisschen mit unseren Senioren beschäftigen. Du weißt schon, hier und da mal ein Schwätzchen halten, eine Runde Kartenspielen und so. Und du hast doch auch von deiner Nachbarin erzählt, deren Katze zu gesucht hast und da dachte ich ...« Verunsichert schaut sie mich an. Meine mangelnde Begeisterung ist mir offensichtlich ins Gesicht geschrieben. Wie komme ich denn aus der Nummer wieder raus? Luisa zu hüten, ist eine Sache, aber senilen, alten Leutchen den Sabber abzuwischen, ist nun wirklich etwas viel verlangt.
»Ähm, also ich ... äh, glaube nicht, dass ich da die Richtige bin«, stottere ich unbeholfen, da ich Connie nicht vor den Kopf stoßen will.
»Ach bestimmt. Wenn das deine einzige Sorge ist, mach dir mal keine Gedanken«, ermuntert mich Connie. »Du bist so ein lieber Mensch und die Senioren freuen sich immer, wenn sie Besuch bekommen. Du wirst sehen, du wirst dich ganz prima fühlen und du tust wirklich ein gutes Werk!«
Mensch, die hört sich schon an wie Bernd. Aber auf der anderen Seite wäre das bestimmt die Gelegenheit, um die da oben davon zu überzeugen, dass ich mich geändert habe.
»Warum eigentlich nicht«, gebe ich nach. »Wann soll es denn losgehen?«
»Meine Schicht fängt um eins an, aber es reicht, wenn du so gegen drei Uhr da bist. Dann kannst du erst in Ruhe deinem Sportprogramm nachgehen und dich noch etwas ausruhen. Ich leihe dir gerne eine alte Jogginghose und ein paar Turnschuhe. Wenn du mich nicht gleich findest, fragst du einfach am Empfang nach mir.«
Juchu. Ich weiß nicht, was abschreckende ist: die Aussicht, alte Menschen zu bespaßen oder Connies Sportsachen auftragen zu müssen.
Ich setze ein betont fröhliches Gesicht auf und versuche mir meine Abneigung möglichst nicht anmerken zu lassen.
Den restlichen Abend verbringen Connie und ich, indem wir uns zusammen einen schmalzigen Liebesfilm im Fernsehen anschauen und im Anschluss daran, die Männerwelt verfluchen. Pünktlich um elf liege ich dann auch schon wieder auf dem gemütlichen Sofa und träume dem nächsten Tag entgegen.
Kapitel 16
A m nächsten Morgen essen Connie und ich schnell eine Schale Cornflakes zusammen, ehe sie aufbricht, um Luisa zu ihrer Betreuerin zu bringen und noch ein paar Besorgungen zu erledigen. Ich husche ins Bad und schlüpfe in Connies abgetragene Sportklamotten. Der Blick in den Spiegel lässt meine schlimmsten Befürchtungen wahr werden. Ich stehe der Personifizierung der schlecht gekleideten Vorstadtmuttis gegenüber. Die entschieden zu eng geschnittene Sporthose (immerhin sind es keine Leggins) schmiegt sich wie eine zweite Haut an meine vollschlanken Beine und das verwaschene hellrosa T-Shirt hängt wie ein Sack an mir herab. Abgerundet wird das Outfit durch ein paar gefälschte Adidas-Schuhe, deren Authentizität ich nicht nur wegen der zwei neu zum Logo dazugekommen Streifen anzweifele. Marc wird sich schlapplachen, wenn er mich sieht. Ungeachtet meiner Selbstzweifel mache ich mich dann aber doch auf den Weg zur U-Bahn Station. Wer weiß, vielleicht ergibt sich unterwegs eine Gelegenheit ein gutes Werk zu tun und wenn nicht, kann ich mir wenigstens zu Gute halten, dass ich Marc mit meiner Erscheinung auf jeden Fall zum Lachen bringe.
Mit nur fünfzehnminütiger Verspätung treffe ich am Grunewald Park ein und sehe Marc schon ungeduldig hin und her laufen. »Entschuldige Marc, es war so viel Verkehr, dass ich es nicht früher geschafft habe«, begrüße ich ihn.
»Oh äh ... Sie sind dann also Moniques Freundin ... öhm, Bonnie?«, entgegnet Marc und mustert mich dabei ungeniert.
»Connie«, korrigiere ich. »Wir kennen uns ja noch gar nicht. Du musst Marc sein.« Höflich strecke ich ihm die Hand entgegen. Mit wahrhaft femininer Geziertheit greift Marc danach und schüttelt sie einen kurzen Moment, ehe er sich seine Hand unauffällig an seiner Sporthose abwischt. Offensichtlich hat er Angst sich mit Unattraktivität anzustecken.
Ohne auf sein nicht gerade höfliches Verhalten einzugehen, lächele
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