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Schoen wie Kaesekuchen

Schoen wie Kaesekuchen

Titel: Schoen wie Kaesekuchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emily van Hill
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»Zum desinfizieren. Tut bestimmt nicht weh. Setz dich erst einmal hin und halt einfach still.«
    Folgsam lasse ich mich auf der Bank nieder. Marc stützt meinen Kopf mit einer Hand und betätigt mit der anderen die kleine Sprühflasche.
    »Auuuuuu«, quietsche ich empört. Es fühlt sich an, als ob ich Essigsäure im Gesicht hätte. Das brennt vielleicht. »Stell‘ dich nicht so an. Nur noch das Pflaster drauf und du hast es überstanden«, weist er mich zurecht. »So, fertig.«
    »Danke«, antworte ich und bin froh, dass ich mir bei dem Sturz nicht noch ein paar Zähne ausgeschlagen habe. Das hätte meine Attraktivität ins Unermessliche gesteigert. »Hm, ich hoffe das schwillt nicht an.« Kritisch beäugt Marc mein Gesicht. »Am besten du gehst gleich nach Hause, legst dich hin und packst dir einen Eisbeutel drauf.«
    »So schlimm?«, nuschele ich undeutlich und bemerke, dass meine Unterlippe tatsächlich schon ein wenig angeschwollen ist. Na super, jetzt sehe ich wahrscheinlich aus wie das Ding aus dem Sumpf.
    »Nein, nein, man sieht‘s fast gar nicht«, versucht mich Marc zu beruhigen, macht dabei aber ein Gesicht, das mich am Wahrheitsgehalt seiner Aussage zweifeln lässt. »Ich ruf’ dir ein Taxi. Du bleibst hier sitzen und rührst dich nicht, ehe noch mehr passiert.«
    Vielen dank, jetzt fühle ich mich gleich noch mehr wie ein Trampeltier. Verärgert lehne ich mich auf der Bank zurück und versuche die belustigten Blicke der vorübereilenden Passanten weitestgehend zu ignorieren. Ein übergewichtiger Mann, der seine kleine Tochter an der Hand hält, die selbst aussieht wie die Miniaturausgabe eines Sumo-Ringers, bleibt sogar kurz stehen, um mich ausgiebig zu bestaunen.
    »Siehst du, Chantal«, erklärt er der Kleinen. »Deshalb sagt der Papi immer Sport ist Mord. «
    Da kann ich ihm nicht widersprechen. Ab einer gewissen Körperfülle sollte man wahrscheinlich wirklich besser auf jegliche körperliche Aktivität verzichten, wenn man keine schweren Schäden davon tragen will. Ich bin neuerdings das beste Beispiel dafür.
    »Connie, da vorne wartet dein Taxi«, ruft Marc mir zu. »Kommst du?«
    »Ähm, könntest du mir vielleicht dein Sweatshirt leihen?«
    Irritiert guckt Marc mich an, ehe er näher kommt. »Frierst du etwa? Nicht, dass du noch eine Gehirnerschütterung hast.«
    »Nein, ich habe mit Sicherheit keine Gehirnerschütterung. Es ist meine Hose. Ich möchte nicht, dass ganz Berlin meinen Allerwertesten sehen kann.«
    »Das verstehe ich.« Verständnisvoll reicht er mir sein Sweatshirt. Seinem Tonfall entnehme ich, dass er es für eine gute Idee hielte, wenn grundsätzlich niemand mehr meinen Hintern sehen müsste. Rasch binde ich mir das Shirt um die Hüfte.
    »Danke für das Taxi. Ich gebe Monique den Pulli zurück, sobald ich ihn gewaschen habe.«
    »Mach das. Ich schätze, du hast keine Lust noch einmal mit mir zu trainieren?«
    »Nein, ich denke in nächster Zeit werde ich keinen Sport mehr machen. Trotzdem danke. Hat mich gefreut dich kennenzulernen«, verabschiede ich mich und klettere ins Taxi.
    Ich gebe dem Taxifahrer, der mich mitfühlend anschaut, Anweisung mich erneut nach Marzahn zu fahren. Meine Unterlippe fühlt sich mittlerweile an, als wäre sie auf ihre doppelte Größe angeschwollen und falls ich es jemals in Betracht gezogen haben sollte, mir die Lippen aufspritzen zu lassen, ist dieser Gedanke spätestens jetzt in weite Ferne gerückt.
    In Berlins bevorzugter Wohngegend angekommen schleppe ich mich in Connies Wohnung herauf und finde den Ersatzschlüssel, wie von ihr beschrieben, in einem Blumentopf auf der Fensterbank. Bestimmt sehe ich aus, als hätte ich soeben einen Boxkampf ausgetragen.
    In der Wohnung gehe ich erst einmal ins Bad um den Schaden zu beobachten. Ach Herrje! Das ist noch schlimmer, als ich gedacht habe. Meine Lippe erinnert mich erschreckend an ein Gummiboot und die hässliche Schramme am Kinn wird von dem Hello Kitty-Pflaster nur unzureichend überdeckt. Ich frage mich, ob man noch tiefer sinken kann. Eine Schramme im Gesicht ist eine Sache, aber wie lächerlich sieht es aus, wenn eine so stämmige Person wie ich, ein Hello Kitty-Pflaster im Gesicht hat? Ich sollte ernsthaft darüber nachdenken, mir einen neuen Trainer zu suchen.
    Ich suche in der Gefriertruhe nach einem Icepack, entscheide mich aber in Ermangelung dieses für eine Packung Tiefkühlerbsen. Nach einer viertel Stunde habe ich das Gefühl, dass meine untere Gesichtshälfte komplett eingefroren

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