Schoen wie Kaesekuchen
früh genug in den Genuss eines wundervollen Ausblicks auf die Erde«, gebe ich eingeschnappt zurück. Hat der überhaupt eine Ahnung, wie schwer es ist, so eine Immobilie in Berlin zu bekommen? Und von beengt kann bei vier Zimmern nun wirklich nicht sprechen.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg in den sechsten Stock, von dem man übrigens einen wunderschönen Ausblick hat. Unter der Fußmatte suche ich den Ersatzschlüssel, kann ihn zu meiner Überraschung aber nicht finden. Das kann doch gar nicht sein. Der Schlüssel liegt doch immer da. Ein furchtbarer Gedanke kommt mir: Was ist, wenn Etienne den Schlüssel Coco gegeben hat, solange ich weg bin?
»Dieser Hurensohn!«, entfährt es mir und Bernd hält sich entsetzt die Ohren zu.
»Wir haben da ein kleines Problem«, erkläre ich ihm. »Mein Ex-Verlobter hatte offensichtlich nichts anderes zu tun, als dieser Schlampe Coco den Schlüssel zu geben. Damit sie auch jederzeit in die Wohnung kann, wenn ich nicht da bin. Es bleibt uns wohl nichts anderes übrig, als in mein eigenes Heim einzubrechen.«
»Einbrechen?« Mit weit aufgerissenen Augen sieht mich Bernd an. »Monique, ich bin ein Rossignolino! Ich kann doch nirgendwo einbrechen! Was würde denn meine Familie dazu sagen?«
»Es ist auch kein Einbruch im eigentlichen Sinne, Bernd. Die Wohnung gehört doch mir. Ich habe nur meinen Schlüssel gerade nicht da.«
Nach einer halben Stunde Überzeugungsarbeit habe ich Bernd soweit, dass er sich auf das Komplizendasein einlässt. Allerdings habe ich noch keine Ahnung, wie wir überhaupt in die Wohnung reinkommen wollen. Wir haben schließlich kein Werkzeug dabei, um die Tür aufzubrechen. Außerdem würde das wohl nicht geräuschlos von sich gehen und dass Frau Ammerschmidt ihre Bulldoggen auf uns hetzt, darauf kann ich verzichten.
»Ich fürchte, wir müssen irgendwie über den Balkon einsteigen«, sage ich zu Bernd. »Bestimmt hat Etienne die Tür offen gelassen hat. Das macht er immer im Sommer.
Zusammen mit Bernd schleiche ich die Treppe hinunter und hoffe, dass ich keinem der Hausbewohner begegne. Das fehlte noch, dass irgendjemand auf uns aufmerksam wird und die Polizei alarmiert. Hinter dem Haus beziehen wir erst einmal Stellung und versuchen, möglichst unschuldig auszusehen. Glück gehabt, die Balkontür steht sperrangelweit offen. Ich habe Etienne ständig gesagt, dass man irgendwann bei uns einbricht, wenn er das macht, aber er wollte mir nicht glauben. Das hat er jetzt davon.
»Wir bräuchten eine Leiter«, murmelt Bernd. »Wie willst du denn sonst da hochkommen?«
»Ja, aber selbst mit einer Leiter kämen wir nicht so hoch. Es sei denn, wir fragen die Feuerwehr um Hilfe. Nein, ich habe eine viel bessere Idee«, antworte ich und schaue dabei vielsagend auf das Wasserrohr, das vom Boden bis in die sechste Etage direkt an den Balkonen vorbeiläuft.
»Das schaffst du nie, Monique. Das ist glatter Wahnsinn! Da müsstest du schon fliegen können.“
»Da hast du vollkommen recht, Bernd«, stimme ich zu und sehe ihn auffordernd an.
»Was? Nein, vergiss es, das kommt überhaupt nicht infrage!«, stößt Bernd entsetzt aus. »Ich habe zwar gesagt, dass ich dir helfe, aber es war nie die Rede davon, dass ich Wasserrohre erklimmen soll!« Empört dreht er sich um und faltet energisch die Arme vor der Brust. »Tut mir wirklich leid, Monique, aber du musst dir wohl etwas anderes einfallen lassen.«
»Komm schon, Bernd«, rede ich auf ihn ein. »Ich würde es nur allzu gerne selbst machen, aber wie du richtig erkannt hast, kann ich nicht fliegen. Abgesehen davon würde mir bestimmt auf halber Höhe die Puste ausgehen. Und wozu hast du denn Flügel, wenn du sie nicht benutzt?«
»Ich darf doch hier unten nicht fliegen! Was meinst du, was los wäre, wenn mich irgendein Erdenbewohner hier herumflattern sehen würde? Nicht auszudenken!«, schmettert Bernd meinen Vorschlag ab.
»Wenn das so ist, dann wird Connie den Krippenplatz wohl nicht länger bezahlen können«, seufze ich und wechsele geschickt meine Taktik. »Sie wird zuhause auf die kleine Luisa aufpassen müssen, ihren Job verlieren, anfangen zu trinken und dann werden sie ihr die Kleine wegnehmen. Naja, aber im Heim hätte Luisa dann wenigstens genug zu essen.«
»Du denkst auch ich bin blöd, oder?«, gibt Bernd unbeeindruckt von meiner dramatischen Vorstellung zurück. »Trotzdem hast du natürlich recht und ich möchte nicht, dass die kleine Luisa darunter leiden muss, nur weil du so unachtsam
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