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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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einige Einkaufstaschen kaufen« auf Französisch zu üben. Für heute jedoch war ich sehr zufrieden mit dem, was ich geschafft hatte.
    Als wir wieder in unsere Holperstraße einbogen, fühlte ich mich erfolgreicher als Julius Cäsar nach seinem britischen Eroberungsfeldzug. Er mochte den Einheimischen die Fußbodenheizung und ein Gefühl der Unterlegenheit vermittelt haben, ich hingegen hatte dort draußen Lebensmittel erstanden, den Briefkasten ausfindig gemacht und eine Runde durch die Nachbarschaft gedreht. Wir hatten sogar einen hübschen kleinen Park entdeckt, und mir waren einige Schulen aufgefalle n,die interessant werden könnten, wenn die Kinder größer wurden. Nicht weit von uns entfernt befand sich ein Schreibwarenladen und, das Allerwichtigste, die Belgier schienen sehr freundlich zu sein. Selbst Ollis beeindruckendes Theater an der Kasse entlockte den Umstehenden lediglich einige bewundernde Blicke. Ich hatte sogar einige bonjours an den Mann beziehungsweise die Frau bringen können, ohne dass die Gegrüßten gleich vor Lachen zusammengebrochen wären. Ich strahlte vor Zufriedenheit, als ich die Kinder und unsere Einkäufe ins Haus gebracht hatte.
    Was den Zustand des Hauses betraf, würde ich jedoch dringend etwas unternehmen müssen. Momentan wirkte das Ganze nämlich immer noch wie eine dieser Installationen von Rachel Whiteread: Überall nichts als gestapelte Kisten, allerdings ohne die beklemmende minimalistische Atmosphäre, denn jeder Karton war zum Bersten mit schäbigen Besitztümern gefüllt. Früher oder später standen wohl ernsthafte Aufräumarbeiten auf dem Programm.
    Doch diese Vorstellung konnte uns nicht allzu sehr die Laune verderben, denn schließlich lag ein vergnüglicher Nachmittag vor uns: Wir wollten meine neue beste Freundin Trudie (okay, meine einzige Freundin – aber schließlich war das hier ja erst Tag zwei meines neuen Lebens) ein paar Häuer weiter genauer unter die Lupe nehmen.
    Sobald wir uns einen Teil der Supermarkteinkäufe einverleibt hatten und ich den Rest eingeräumt hatte, machten wir uns auf den Weg. Gott sei Dank war es nicht weit, so dass wir nicht die komplette Wagenladung vollKram mitschleppen mussten, der zur Versorgung von Kleinkindern grundsätzlich vonnöten ist. Ich hatte vergessen, Trudie zu fragen, wie alt eigentlich ihre Tochter war, aber Trudies Waschbrettbauch legte die Befürchtung nahe, dass sie schon ein Teenager war. Es besaß doch sicher niemand solche Bauchmuskeln, der innerhalb der letzten zehn Jahre ein Kind zur Welt gebracht hatte, oder?
    Auch hier gab die Türklingel ein melodisches Dingdong von sich, dem wir mehrmals lauschten, da Olli schnell herausfand, dass er den Klingelknopf erreichen konnte, wenn er sich auf einen Blumentopf am Hauseingang stellte. Im Topf steckte ein ziemlich angeberisches, schnörkeliges Baumgewächs, das nicht annähernd so hübsch war wie unsere zwei Lolli-Büsche. Ich schnappte mir gerade meinen Sohn, als Trudie atemlos an der Tür erschien.
    »Hallo, ihr Lieben, kommt doch herein und fühlt euch wie zu Hause. Da drüben an der Tür habe ich einen Packen Tüten bereitgelegt. Ich muss schnell fertigmachen, dauert nur ein paar Sekunden«, verkündete Trudie und ließ uns einfach stehen, während sie über das Parkett davonklapperte, so schnell ihr seltsames Outfit – ein hautenger mintfarbener Trainingsanzug und halsbrecherische Stöckelschuhe – es zuließ.
    Wir wanderten ein wenig verwirrt in der Eingangshalle umher, die quadratischer und wesentlich leerer war als unsere. Ich stieß auf den versprochenen Haufen Plastiktüten und stopfte sie im Vorbeigehen schnell in meine Handtasche. Dann erreichten wir Trudies »living«, wo auf einem riesigen Plasmabildschirm zwölf bohnenstangendünne Frauen vor rauschender Meeresbrandung aufeinem Bein standen. Trudie hatte ihre Stilettos abgestreift und balancierte ebenfalls auf einem Bein. Das andere hatte sie, ohne Witz, bis zum Ohr hochgezogen. Neben ihr stand ein winziges kleines Mädchen in einem bezaubernden narzissengelben Gymnastikanzug und tat genau dasselbe. Ich hatte mich in Sachen Waschbrettbauch getäuscht:Trudies Tochter war wohl kaum älter als Olli. Mit einer tiefen Verbeugung beendeten die zwölf Frauen auf dem Bildschirm, imitiert von Trudie und ihrem kleinen Schatten, die Übung und nahmen, dem Himmel sei Dank, ihre Wattestäbchenbeine wieder runter. Allein der Anblick dieser Verrenkung verursachte mir Hüftschmerzen.
    Trudie seufzte, beugte sich

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