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Schokoherz

Schokoherz

Titel: Schokoherz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alice Castle
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Kuppe des Hügels an und sah mich um. Wow, diese Stadt war einfach wunderschön. Ich konnte gar nicht begreifen, warum nicht alle in Brüssel wohnen wollten. Zugegeben, es war nicht so prächtig wie zum Beispiel Paris, das einen mit seinen cremeweißen, blau-weiß-rot gekrönten Denkmälern schlicht umhaute. Auch mit dem verrückten Treiben von New York war dieser Ort nicht zu vergleichen. Er litt nicht unter Londons schmollender Wichtigtuerei. Er war nicht wuchtig und einschüchternd wie Moskau. Und er besaß auch nicht die dem Untergang geweihte Pracht von Venedig.
    Das Brüssel, das sich vor meinen Augen erstreckte, glich einem schüchternen hübschen Mädchen am Rand des Partygeschehens. Sie konnte uns alle ausstechen, wennsie sich dessen nur bewusst wäre. Vermutlich hatte sie einen altbackenen Pony, hinter dem sie sich versteckte. Ganz sicher hatte sie einen hinreißenden Körper, den sie unter Schlabberklamotten verbarg. Und während sie sich im Hintergrund hielt, drängelten sich andere in die Mitte der Tanzfläche. Ja, ich weiß schon. Sagen Sie's ruhig. Ich bin eine, die sich in den Mittelpunkt drängelt. Ich gebe es ja offen zu, aber das bedeutet nicht, dass ich zurückhaltenden Charme nicht zu schätzen weiß, wenn er mir begegnet. Und an jenem Tag dort auf dem Hügel verwandelte sich meine Wertschätzung zurückhaltenden Charmes zum ersten Mal in helle Begeisterung. Von mir aus könnte stiller Charme gerne das Maß aller Dinge werden.
    Von meinem Aussichtspunkt aus konnte ich die Straßenbahnen beobachten, die mit einem verführerischen Schnurren vorbei sausten. Da tuckerte ein kleiner Bus voller Passagiere die Straße entlang. Nicht zu vergessen natürlich der reißende Strom von Autofahrern, die heftig auf die Bremse traten und einander auswichen, während sie die Rechts-vor-links-Regel entweder befolgten oder ignorierten.
    Diese Stadt funktionierte einfach. Sie war nicht schrecklich verstopft, sie war nicht aggressiv und auch nicht überlaufen von Touristen. Sie ging einfach zivilisiert ihren Gang und machte einem das Leben einfach. Ich warf einen Blick in den Buggy und konnte mein Glück kaum fassen: Beide Kinder waren eingeschlummert, eingelullt von der friedlichen städtischen Umgebung und dem ungewöhnlichen Mangel an direkter mütterlicher Zuwendung. Mir war aufgefallen, dass sie tagsüber beide merklich weniger schliefen, seit ich ihnenrund um die Uhr als Hofnarr zur Verfügung stand. Selbstverständlich fand ich es klasse, bei ihnen zu sein. Aber es war trotzdem schön, ein bisschen Zeit für mich zu haben. Ich war unentschlossen, ob ich noch eine Weile auf meiner Bank sitzen bleiben und die Aussicht genießen sollte. Andererseits war es ziemlich frisch, selbst jetzt Anfang März, und ich sollte wohl besser ein paar Sachen anpacken. Aber was? Jetzt, wo der Großteil des Hauses aufgeräumt war, bestand meine Hauptbeschäftigung aus der Kinderbetreuung. Momentan verspürte ich kein übermäßiges Verlangen, nach Hause zu wandern und alleine Lego-Türme zu bauen, während die Kinder schliefen. Also konnte ich auch ein bisschen umherspazieren – so gut das eben auf der Ruderposition meines Schlachtschiffbuggys ging – und die Läden abklappern.
    Die entpuppten sich als weiterer massiver Pluspunkt für Brüssel. In London, ach, was sag ich, in ganz Großbritannien konnte man die Einkaufsstraßen inzwischen beliebig austauschen. Alle besaßen die gleiche Mischung aus Marks and Spencer, Boots, Next, Waterstone's, Jigsaw und, für die hübschen Kleinigkeiten, eines dieser Mutti-Geschäfte, in denen man Krimskrams wie Seifen in Form eines französischen Pudels oder auf alt gemachte Küchenuhren kaufen konnte. Das Problem lag darin, dass diese Schnickschnackgeschäfte nichts wirklich Besonderes anbieten konnten, da drei Viertel ihrer Waren vom Londoner Versandhaus Bombay Duck oder direkt von Woolworth stammten und mit einem Umweg übers Hinterzimmer und mit mächtig aufgeblasenen Preisschildern in den Regalen landeten.
    Brüssel dagegen besaß tatsächlich schrullige, einmalige Läden,die Dinge anboten, von denen irgendjemand irgendwo bloß ein einzelnes Exemplar hergestellt hatte, so dass man als Käufer auch wirklich die einzige Person war, die es besaß. Ich hatte schon ein paar dieser Geschäfte gesehen, mich mit den Kindern jedoch natürlich nicht über die Schwelle gewagt. Nun erspähte ich von meiner Bank aus in der Ferne eine vielversprechende Ansammlung kleiner Geschäfte. Fünf Minuten

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