School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
gesehen. Wir erwachten erst aus unserer hypnotischen Faszination, als uns bewusst wurde, dass der wabernde Dunst nur noch wenige Meter von uns entfernt war.
»Zurück in die Höhle«, befahl David. Das musste er uns nicht zweimal sagen. Ich packte Mona, die wie versteinert dastand und das Schauspiel beobachtete, am Arm und zog sie mit mir.
»Was zum Teufel ist das da draußen?« Tim sah zu Mona, doch die zuckte nur mit den Schultern.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte sie.
David warf ein Holzscheit auf das Feuer.
»Was es auch sein mag, jetzt wird sich gleich zeigen, ob Monas Schutzzauber halten.«
Automatisch trat ich ein paar Schritte zurück, bis ich mit dem Rücken gegen die Höhlenwand stieß.
Der Nebel am Eingang war mittlerweile so nah, dass es nur eine Frage von Sekunden war, bis er auf die Siegel treffen würde, die Mona zu unserem Schutz in die Luft gezeichnet hatte.
Tim trat an meine Seite und strich mir beruhigend über den Arm. In seiner freien Hand loderte ein Feuerball auf.
»Keine Angst, wir passen auf dich auf«, versprach er.
Ich nickte, ohne ihn anzusehen. Dort, wo seine Finger meine Haut streiften, begann es plötzlich zu kribbeln, und kleine, grüne Funken erschienen. Erschrocken zog er seine Hand zurück und starrte mich an.
»Was war das?«
»Wahrscheinlich eine elektrostatische Entladung«, antwortete ich und rieb mir hektisch über die Stelle, an der er mich berührt hatte, um das unangenehme Gefühl loszuwerden.
Als der Nebel auf die Schutzzauber traf, ertönte ein ohrenbetäubendes Krachen, und die Siegel leuchteten in strahlendem Gold. Kurz flackerte etwas auf, das wie eine zartgelbe Wand aussah – die Barriere, die Mona mit ihrer Magie geschaffen hatte und die der Nebel nicht durchdringen konnte. Noch nicht!
Der Nebel zog sich zurück, um im nächsten Augenblick erneut auf Monas Schutzmagie einzustürmen. Wieder krachte es.
»Wie lange werden die Siegel standhalten?«, fragte Sean unsicher.
Mona, die mittlerweile dunkle Ringe unter den Augen hatte und sehr müde aussah, atmete tief durch.
»Ich habe all meine Kraft in die Zauber gelegt. Sie werden hoffentlich nicht so schnell nachgeben. Aber wenn die Angriffe zunehmen, werden sie irgendwann unweigerlich schwächer.«
»Wird dein Schutzzauber auch meine Feuerbälle aufhalten?«, wollte Tim wissen.
Mona schüttelte den Kopf.
»Nein, er hält nur das Böse von uns ab, für unsere Fähigkeiten stellt er kein Hindernis dar.«
Tim nickte entschlossen. Der glühende Ball in seiner Hand blähte sich zur doppelten Größe auf. Tim holte aus und schleuderte ihn auf den Höhleneingang.
Der Feuerball durchbrach die Barriere, als wäre sie gar nicht vorhanden. Den Bruchteil einer Sekunde später wurde Tims Geschoss vom Nebel verschlungen, der daraufhin kurz in flammendem Orange aufleuchtete, bevor er wieder das triste Grau annahm und einen weiteren Versuch startete, die Schutzmauer zu durchdringen.
»Verdammter Mist«, fluchte Tim. »Hat jemand sonst irgendeine Idee, wie wir dieses Ding da draußen aufhalten können?«
David trat vor, die Augen konzentriert zusammengekniffen, bevor er sie schloss und tief Luft holte. Als er sie wieder öffnete, bewegte er seine Arme nach vorn, als wollte er etwas von sich wegschieben.
Eine flirrende Wand aus Energie fegte auf den Nebel zu, durchbrach den Schutzzauber und drängte den grauen Dunst gut einen Meter zurück.
Sprachlos starrte ich David an. Dass er so mächtig war, hatte ich nicht geahnt. Er holte erneut aus und schickte eine zweite, noch gewaltigere Welle nach vorn.
Um ein Haar hätte ich sie nicht gesehen, wäre da nicht wieder das kaum sichtbare Flimmern gewesen, das mich an einen heißen Sommertag erinnerte, an dem sich die Hitze flirrend über dem Asphalt sammelte.
Der Nebel wich ein weiteres Mal zurück, diesmal bis zum Waldrand. Hoffnung keimte in mir auf. Vielleicht war das unsere Rettung. Womöglich war Davids Begabung das Einzige, was gegen diese mysteriöse Substanz ankam. Ich dankte den Göttern, dass er darauf bestanden hatte, in meiner Gruppe zu bleiben. Doch wie lange würde er durchhalten?
Ein seltsames Geräusch erklang. »Rabaar … Rabaar.« Ich blickte mich verwirrt um, genau wie meine Freunde. Fragend sah ich zu Tim, der noch immer neben mir stand.
»Ist das ein Vogel?«, wollte ich wissen und drehte den Kopf, um erneut zu lauschen.
»Ein Rabe oder eine Krähe«, antwortete er. Dicht über dem Nebel am Eingang huschte plötzlich ein Schatten vorbei. Den
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