School of Secrets. Verloren bis Mitternacht (German Edition)
Energie schaffen?«, fragte sie hoffnungsvoll.
Sarah nickte.
»Sofern sie mir genügend davon zur Verfügung stellt«, erklärte sie.
Meine Hand, die ich ihr immer noch angestrengt entgegenstreckte, begann zu kribbeln.
»Dann los«, krächzte ich und versuchte ihr zuzuzwinkern, um ihr Mut zu machen, was mir aber nicht so recht gelingen wollte.
Mein Auge machte plötzlich, was es wollte, und aus dem ursprünglich geplanten Zwinkern wurde ein unkontrolliertes Zucken. Meine Freunde starrten mich an, als hätte ich einen Schlaganfall.
»Alles in Ordnung«, beruhigte ich sie und rieb mir das Auge, um die Zuckung zu stoppen.
Als Sarah meine Hand ergriff, spürte ich sofort die Energie, die meinen Körper verließ. Erschöpft schloss ich die Augen und betete, dass es funktionieren möge. Ich hatte noch nicht vor zu sterben.
Die Heilerin nahm viel von meiner Kraft, mehr, als mir jemals zuvor genommen worden war. Ich fühlte mich plötzlich sehr müde und sank schließlich in einen tiefen Schlaf.
Blinzelnd öffnete ich die Augen und wusste sofort, wo ich war. Ich erinnerte mich, dass Sarah mir einiges von meiner Energie entzogen hatte, um mich zu heilen. Vorsichtig bewegte ich meine Schulter, um herauszufinden, ob es ihr gelungen war.
Angespannt wartete ich auf den Schmerz, doch er setzte nicht ein. Hatte sie es tatsächlich geschafft?
Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer wandern, in dem ich lag. Der Raum war nicht sehr groß, aber gemütlich eingerichtet. Mir gegenüber stand eine alte Kommode aus Eichenholz und ein Stück daneben der passende Schrank. Die Wände bestanden aus rustikalen Holzbalken, genau wie die Decke über mir, was darauf schließen ließ, dass ich mich in einer Blockhütte befand. Überhaupt war hier fast alles aus Holz.
Links von mir erkannte ich ein Fenster. Ich konnte jedoch keinen Blick nach draußen werfen, da die Vorhänge zugezogen waren. Kleine rote Rosen zierten den schweren Stoff und gaben dem Zimmer einen verspielten Touch.
Auf dem Nachttisch neben mir stand ein volles Glas Wasser. Jetzt erst bemerkte ich, wie trocken mein Mund schon wieder war, und griff gierig danach. Ich leerte den kompletten Inhalt und genoss das Gefühl, als die kühle Flüssigkeit meine Kehle hinabrann.
Als mein Blick zu der Wand rechts von mir schweifte, stutzte ich. Dort stand ein Sessel, und darin schlief ein alter Mann, der extrem laut schnarchte. Die wenigen Haare, die er noch besaß, bildeten ein Kränzchen um seinen kahlen Oberkopf, der im Schein der Nachttischlampe glänzte.
Auf seiner knolligen Nase befand sich eine Nickelbrille, die mittlerweile so schief saß, dass sie sicher bald hinunterfallen würde.
Ich rieb mir die Augen, doch der alte Mann verschwand nicht. Hatte ich jetzt völlig den Verstand verloren? Ich beobachtete ihn eine Weile, dann ließ ich noch einmal Revue passieren, was geschehen war.
Ich konnte mich klar und deutlich an alles erinnern, nur nicht an diesen Typen im Sessel. War womöglich viel mehr passiert, und ich litt an einer Art Amnesie?
»Ah, die junge Dame ist endlich aufgewacht«, hörte ich eine tiefe Stimme und kiekste erschrocken auf. Der Mann machte eine beschwichtigende Handbewegung. »Beruhigen Sie sich, mein Mädchen, ich will Ihnen doch nichts Böses«, versicherte er mir, und es klang aufrichtig.
»Wer sind Sie, und wo sind meine Freunde?«, platzte es aus mir heraus.
Er erhob sich aus dem Sessel und gab dabei ein Ächzen von sich. Anschließend kam er an mein Bett, reichte mir die Hand und deutete eine kurze Verbeugung an.
»Mein Name ist Roberto Chiave, und Ihren Freunden geht es ausgezeichnet. Sie befinden sich in der Küche, wo sie gerade einen Happen zu sich nehmen. Wenn Sie möchten, hole ich sie«, sagte er freundlich.
»Das wäre wirklich nett von Ihnen«, entgegnete ich. Er lächelte und ging zur Tür. »Warten Sie!«, rief ich und streckte den Arm aus, als könnte ich ihn festhalten. Mr Chiave hielt inne und drehte sich lächelnd zu mir.
»Ja?«
»Wo sind wir hier?«, wollte ich wissen.
»In meinem Haus. Es ist der einzig sichere Platz vor diesen widerlichen Bestien, die sich dort draußen im Wald herumtreiben«, erklärte er. Ich erinnerte mich an die Schutzbarrieren, die meine Freunde und ich mühelos überwunden hatten, die aber für die Werwölfe unüberwindbar schienen.
»Ihr Haus ist mit Schutzzaubern umgeben, nicht wahr?«
Wieder lächelte er.
»Sehr starke Zauber. Sie müssen sich keine Sorgen machen, die Kreaturen können die
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