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Schottische Ballade

Titel: Schottische Ballade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Barclay
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„Hast du den Earl auch schon getroffen? Oder gar deinen zarten weißen Körper dazu benutzt, um von ihm die Vormundschaft für meinen Neffen zu erlangen?“
    Rowena gefiel der Ton nicht, in dem er das sagte. Vermutete Eneas die Wahrheit? „Ich habe den Earl nicht getroffen“, sagte sie kurz.
    „Gut, denn ich beabsichtige ...“
    Eine Fanfare ließ ihn verstummen.
    Alexander galoppierte in die Mitte der Einfassung. Im Tageslicht besehen wirkte sein strenges Aussehen entmutigend. Seine dunklen Augen schienen nach einem Schuldigen Ausschau zu halten. Trotzdem sah er jeden Zoll wie ein königlicher Prinz aus. Sein rot-schwarzer Tartan war über eine weiße Wolltunika gegürtet. Drei Adlerfedern wippten munter von einer Samtkappe, so schwarz wie sein glänzendes Haar. Edelsteine funkelten an seiner Hand, als er diese zu einer einladenden Geste hob. „Seid willkommen. Grüßt die Führer des Großen Heers der Versöhnung.“ Die Seile wurden entfernt, und die Streiter strömten auf den Kampfplatz. Einige trugen glänzende Rüstungen, andere die gepolsterten leine croich der Schotten. Ein paar urwüchsige Kerle aus dem fernen Norden kamen mit bloßen Füssen, waren in Tierfelle gehüllt und trugen lange Speere.
    Alexander hob seine Stimme. „Wir haben uns hier versammelt, um eure Bereitschaft zum Kampfe zu prüfen. Was sagt ihr, sind eure Clansmänner bereit, ihren Mut zu zeigen?“
    „Ja!“ brüllten die Anführer zurück.
    Hinter der Umzäunung wiederholten die Streiter die Zustimmung ihrer Anführer zur Herausforderung. Sie wirbelten ihre Schwerter und Speere herum, und Kampfschreie erfüllten die Luft.
    „Die Gunns sind nicht beteiligt?“ fragte Rowena über das Geschrei hinweg.
    „Sagten deine neuen Freunde dir nicht, dass wir in Ungnade stehen?“ Eneas verzog seinen Mund. „Es scheint, mein Bruder hat sich dem Aufruf des Earls widersetzt, sich seinem Heer anzuschließen. Deshalb sind wir mit einem Makel behaftet. Lord Alexanders Befehlshaber würde uns nicht einmal unser Können zeigen und bewerten lassen, bis der Earl seine Entscheidung über uns widerrufen hat.“ Er starrte sie an. „Hast du gewusst, dass  Padruig hierher kam und auf dem Heimweg von Blantyre getötet wurde?“
    „Nicht zu diesem Zeitpunkt“, sagte Rowena schwach. Lion hatte also die Wahrheit gesprochen. „Werden wir den Eid able gen?“
    „Danach habe ich nicht gefragt. Wenn du gesehen hättest, wie seine Männer mich ansahen, so als ob ich ein Spion oder ein Meuchelmörder ..." Er kniff die Augen zusammen. „Es überrascht mich, dass du in der Burg wohnst und nicht sofort hinausgeworfen wurdest.“
    Das verdankte sie Lion. „Lady Glenda weiß nichts davon, dass wir in Ungnade sind. Sie ist so sehr damit beschäftigt, den Burghaushalt zu führen, und hat nicht viel mit den Angelegenheiten des Earls zu tun.“ Was könnte geschehen, wenn es der Earl herausfand? Insgeheim stöhnte Rowena auf, denn sie sah Paddys Zukunft zerstört. „Was können wir tim?“ fragte sie den unerwarteten Verbündeten.
    „Ich habe die Absicht, auf meine Zeit zu warten und einen Augenblick zu finden, wo ich beweisen kann, dass ich nicht solch ein Feigling bin, wie Padruig es war.“
    „Feigling? Das war er nicht. Er ..."
    „Er war ein schwächlicher alter Narr, ohne Weitblick, um zu erkennen, dass ein Bündnis mit dem Earl die Gunns wirklich wichtig machte.“
    „Du willst also seinem Heer beitreten?“ fragte sie entsetzt.
    „Wenn der Earl es erlaubt, ja.“
    „Bastard! Mörderischer Bastard!“ schrie jemand in ihr Ohr.
    Rowena blickte über ihre Schulter und sah das verzerrte Gesicht eines Knaben. Meinte er Eneas? Nein, der hasserfüllte Blick des Jungen war auf das Feld hinter ihr gerichtet. Noch ehe sie das Rätsel lösen konnte, zog der Bursche einen Dolch aus seinem Gürtel und stob an ihr vorbei.
    „Ich werde ihn töten. Ich sorge dafür, dass der Earl dafür bezahlt.“ Der Junge schoss unter den Seilen hindurch und lief auf den Earl zu.
    „Halt!“ schrie Rowena und wollte ihm folgen.
    Eneas war schneller. „Vorsicht! Vorsicht, Mylord!“ schrie er. Er sprang über die Stricke und lief dem Angreifer hinterher.
    Alexander wandte sich von den Anführern ab, die ihn auf drei Seiten umringten. Wie erstarrt stand er da und sah den heranstürmenden Knaben an. Erkenntnis schien in den Gesichtern zu dämmern. Der Earl rief etwas. Männer griffen nach ihren Waffen.
    Der Bursche hielt inne, hob den Arm, um den Dolch zu werfen.
    „Nein! “

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