Schrei vor Glück: Zalando oder shoppen gehen war gestern (German Edition)
Deutschen werden schließlich immer älter und dürften sich deshalb Produkte, von denen sie sich Hilfe erwarten, zunehmend über den Weg bestellen, der ihnen schnelle Lieferung bis an die Haustür verspricht: nämlich über das Internet. Nahrungsergänzungsmittel, Linsen und Hörgeräte gehen Online ebenfalls recht gut.
Tierzubehör: Hundefutter aus dem Internet? Immer mehr Deutsche sagen: her damit! Vor allem Besserverdiener ordern für ihr Tier Premiumfutter, von dem sie hoffen, dass es bessere Qualität aufweist als die Massenware. Terra Canis in München etwa bietet sein Futter »in Metzgerqualität« auch im Internet an. Pure Player wie wunschfutter.de geben der Kundschaft die Möglichkeit, das Trockenfutter individuell für den eigenen Hund zu mischen und im Abo nach Hause liefern zu lassen. Pure Player wie zooplus.de verkaufen schon seit Jahren nahezu jedes Produkt rund ums Haustier über das Netz. Stationär-Marktführer Fressnapf hat erst spät die Online-Witterung aufgenommen, holt jetzt aber auf. Rund 600 Millionen Euro ist der Markt inzwischen groß.
Autos: Selbst vor des Deutschen liebstem Kind, dem Auto, macht das Internet nicht halt. Gebrauchtwagen wechseln schon lange über Netz den Besitzer, die geschrumpften Anzeigenteile der Zeitungen zeugen davon. Inzwischen vermitteln Unternehmen jedoch auch Tausende Neuwagen Online. Die Kunden kaufen ohne Probefahrt und ohne je in dem Auto gesessen zu habe. Firmen wie autohaus.24 treten dabei als Makler auf: Sie bringen die Angebote von Händlern mit Neuwagenrabatten von 20 bis 30 Prozent und die Kaufinteressierten im Netz zusammen. Der Kunde kauft das Fahrzeug beim Händler und holt es dort auch ab, der Vermittler bekommt eine Provision. Zahlen über diese Nische gibt es noch nicht.
Lebensmittel: Die größte Sparte des deutschen Einzelhandels schafft im Internet bisher nicht einmal die Milliarden-Grenze: Gerade 800 Millionen Euro – ein Zehntel des Fashion-Umsatzes – wurden im Netz für Lebensmittel ausgegeben. Die Logistik insbesondere von frischen Waren und die Übergabe an den Kunden ist komplizierter als in allen anderen Handelssparten und damit teuer. Weil so viel verderben kann. Der Kunde muss zu Hause sein oder zumindest in der Nähe eines von ihm nutzbaren Kühlschranks, um Milch, Joghurt oder Gemüse in Empfang nehmen zu können. Und das ist eines der Hauptprobleme. Ein anderes: Der Großteil der Deutschen kauft gerne billige Lebensmittel und scheut Lieferkostenpauschalen. Obwohl es inzwischen immer mehr Angebote in Ballungsräumen gibt, obwohl auch Amazon Lebensmittelzustellungen anbietet und obwohl sich Pure Player wie supermarkt.de in den Markt gewagt haben, erwarten die Experten, dass der Onlineanteil hier noch über Jahre niedrig bleiben wird. »Wer glaubt, mit Online-Food-Vertrieb schon bald das große Geschäft und die großen Gewinne machen zu können, der sei gewarnt«, sagt Tengelmann-Chef Haub, der an lieferheld.de beteiligt ist. In diesem Punkt ist Deutschland keine Ausnahme. In den meisten großen Märkten der Welt ist der Lebensmittelhandel nahezu die einzige Sparte der Branche, die von der digitalen Revolution noch nicht erfasst ist, nicht einmal in den USA. In der Schweiz und in Großbritannien allerdings laufen Lebensmittel Online schon ganz gut. »Im Laden den Geruch eines Produktes wahrzunehmen, ist auch Teil der Vertrauensbildung. Und das kann im Netz noch nicht abgebildet werden«, sieht Psychologe Grünewald den tieferen Grund dafür, das Online-Food noch längst kein Massenprodukt ist. Mit der Alterung der Bevölkerung dürfte diese Web-gestützte und extrem individualisierte Version von »Essen auf Rädern« jedoch noch ihren Aufschwung nehmen. Hochwertige Fleischprodukte, Weine oder Whiskeys – wenn man die denn zu den Lebensmitteln zählen möchte – haben Online bereits einen Markt.
Heute Online, morgen im Laden: Multichannel
Es gibt Händler, die nur klassische Läden betreiben, dazu gehören zahllose kleinere und mittelgroße Modeanbieter. Und es gibt Händler, die nur Online unterwegs sind, sogenannte Internet Pure Player. Wie Zalando oder Amazon. Und dann sind da die Multichannel-Anbieter. Sie sind beides. Sie verkaufen ihre Ware sowohl im Store auf der Einkaufsstraße als auch im eigenen Onlineshop oder dem von dritten. Und sie bilden die große Mehrheit der Fashionhändler. Zu ihnen gehören etwa Boss, Esprit, Zara, S. Oliver, Marc O’Polo und andere mehr. Vieles spricht dafür, dass diesen
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