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Schritte im Schatten (German Edition)

Schritte im Schatten (German Edition)

Titel: Schritte im Schatten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Doris Lessing
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lässt sich nicht als geistiges Gebildetsein bezeichnen, wie wir es in einigen östlichen Kulturen antreffen, wo es ganz selbstverständlich ist, dass die Menschen nach einem Führer, einem Lehrer, einem Weg, einem Pfad – einer geistigen Heimat – suchen. Hier im Westen werden die meisten Leute, wenn sie hören, dass man sich für Mystizismus interessiert, sofort anfangen, von Gespenstern zu reden, von Poltergeistern, Reinkarnation, Wahrsagen, dem
I Ging
, UFOs und dem Erstellen von Horoskopen. Sie glauben, Mystizismus bedeute aufregende Erlebnisse irgendwelcher Art. Aber es gibt in keinem Kulturkreis eine ernst zu nehmende geistige Schule, die ihre Schüler nicht anweist, Erscheinungen wie ESP zu ignorieren und, wenn sie tatsächlich »supranormalen« Phänomenen begegnen, diese als vom Wesentlichen ablenkend und für irrelevant zu erachten.
    Es hat mir nicht gefallen, für schwachsinnig gehalten zu werden.
    Doch abermals – genug davon.
    Ich füge hier zwei Gedichte ein, weil Gedichte mit ein paar Zeilen sagen können, wozu sonst ganze Seiten von Prosa erforderlich wären. Beide stammen aus den frühen sechziger Jahren, aber sie gehören hierher. Als Gedichte sind sie weder sonderlich gut noch schlecht. Altmodisch, das ja. Aber trotzdem aussagekräftig.
    HIER
    Hier, da stehe ich,
    hier, wo sie gestanden haben,
    all die mit den uns blühenden Zweigen.
    Hinter uns verschlossene Türen,
    fünf an der Zahl.
    Hinter denen die Tiere knurren,
    die die Hände uns leckten zuvor.
    Dunkel ist es, und dunkel.
    Herr, wie seltsam, mich dem so nahe zu bringen.
    Auch sie standen und fragten:
    Wer schloss die Türen?
    Wer lehrte unsere Tiere das Knurren?
    Wer brachte mich hierher, was?
    Hier, wenn ich dann stehe,
    wo das Dunkel mir nahte,
    darf das Dunkle ein Ende finden.
    Ja, hier muss das Dunkle enden.
    DIE INSELN
    Gut geht es den Inseln, den
    Sagenumwobenen, wie stets.
    Doch übermächtger Wind von dort fragt Dich,
    Ob Engel oder Teufel sie beherrschen.
    Das leichte Naserümpfen zur rechten Zeit weist den Weg wie stets,
    Solange rettende Hände ein Kind zu unterrichten wissen
    Oder neue Pflanzen wachsen lassen.
    Schlägt Leben viel zu stark,
    Mehr versprechend, als der Verstand sich träumt,
    Dann löscht die Trägheit
    Mit des Schlafes schmutzgen Wassern
    Beginnenden Lichterglanz.
    Dann bleibt den sorgenden,
    Den wissenden Händen
    Nur, die weißen Laken glatt zu streichen.
    Einst hielt ich das tägliche Häufen kleiner Taten
    Für Nahrung, die das Herz beschwichtigt,
    Hielt Kummer und Gewalt für die rechte Kost des Heiteren.
    Doch nun, mit jedem Atemzug
    Bewahrt vor der Narrheit der Extreme,
    Bewahrt, von dem, was zu tun ist,
    Hier,
    Wo Geduld nach dem Krieg die Grenzen hegt,
    Tritt ein der stille Freund, als meine durch die Zeit
    Erfahrenen Hände das Brot kneten,
    Ich ein Haus bestelle.
    In diesen Versen sollte man nicht mehr sehen als ein Stadium oder eine Stufe. Die Schwierigkeit besteht darin, dass Leute, die keinen Pfad oder Weg suchen, sich vielleicht für diejenigen interessieren, die es tun, aber oft Stationäres, sogar das, was von den Suchenden selbst als Irrweg oder abträglich angesehen wird, als höchste Errungenschaft oder Gipfel betrachten. Die Parallele auf literarischem Gebiet ist, wenn ein Leser oder Kritiker einem eine Seite unter die Nase hält und sagt: »Sehen Sie her, das haben Sie 1953 geschrieben, Sie haben es selbst gesagt, wie können Sie das jetzt bestreiten?«
     
     
    Ich habe gesagt, ich mag keine Partys, ich gehe nicht zu ihnen, aber es gab eine Menge Partys. Viele fanden im Haus der Pipers am Fluss statt, in dem es von hübschen Kindern nur so wimmelte. Heute kommt es mir vor, als hätte ich an einer Idylle teilgehabt. Nein, das Leben ist nicht so, aber es gibt Orte und Menschen, die einen solchen Charme haben, dass man nichts anderes sieht. Und außerdem hatte ich, dieser Flüchtling aus jeglichem Familienleben, ironischerweise das Gefühl, für immer ausgeschlossen am Rande eines magischen Landes zu stehen, wo sämtliche unangenehmen Begleitumstände einer Familie mit einem Zauberstab ausgelöscht waren.
    Eine Szene: Peter und Anne liegen im Bett und haben die Arme umeinandergeschlungen, ich sitze am Fußende des Bettes, und wir unterhalten uns über dieses und jenes. Die Tür fliegt auf, eine Tochter erscheint und kreischt mit dramatisch erhobenen Händen: »Was
macht
ihr da?«
    »Wir schmusen«, sagt Anne.
    »Aber …« Was die Tochter gern sagen würde, ist: Aber warum darf ich

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