Schritte im Schatten (German Edition)
Allan, Sean Connery, Mordecai Richler, Shelagh Delaney, der Bühnenbildner Sean Kenny, der zu jung starb, Clive Exton. Für einige Wochen kamen wir 1960 rund ein Dutzend Mal zusammen, und unsere Pläne wurden sehr konkret. Es versammelte sich eine Menge Wissen über Theater, Film, Fernsehen, Rundfunk in diesem Zimmer. Wir zweifelten nicht daran, dass es uns gelingen würde, Geld aufzutreiben. Gespräche mit potenziellen Geldgebern ergaben, mit wie viel Unterstützung wir würden rechnen können. Ich glaube auch heute noch, dass Geld das geringste unserer Probleme gewesen wäre. Was uns anging, so würden wir alle unentgeltlich oder gegen ein symbolisches Entgelt arbeiten, denn wir wollten ein lebendiger Vorwurf für das kommerzielle Theater sein. Wir fanden ein Lagerhaus. Es war in schlechtem Zustand, aber das spielte keine Rolle, weil wir es so leichter unseren Vorstellungen entsprechend herrichten konnten. Eines Sonntagmorgens beriefen wir dort eine Versammlung ein. Mundpropaganda und eine kleine Anzeige lockten ein paar hundert Leute an – Schauspieler, Stückeschreiber, Bühnenbildner, Regisseure. Viele von ihnen waren irgendwo unter Vertrag; es war keineswegs eine Sache von Leuten, die das Gefühl hatten, verschmäht worden zu sein. Die Atmosphäre war so ermutigend, wie wir gehofft hatten. Es war insofern eine politische Atmosphäre, als unser aller Feind die Managements der Theater im West End waren, die wir von ganzem Herzen und instinktiv verachteten (genau wie Joan Littlewood, die diese als verfault, wenn nicht sogar böse, in Grund und Boden verdammte). Das lag zum Teil an der weitverbreiteten Einstellung, dass alles, was kommerziell erfolgreich war, schlecht sein musste; sie existiert noch heute, und ich glaube, sie ist ein Ersatz für die Verachtung, die die Aristokraten dem Kommerz entgegenbrachten, die seltsamerweise zu einem Bestandteil des linken Denkens geworden war. Zum Teil war es auch ein Überbleibsel des Kommunismus. Viele der Leute in den Künsten waren in der einen oder anderen Form Kommunisten gewesen und wollten mit diesem neuen Theater nicht nur gegen das West End Front machen, sondern gegen alle Tyrannei im Theater, insbesondere der kommunistischen Parteilinie. Man hat inzwischen vergessen, dass viele, vielleicht die meisten Schauspieler jener Zeit zeitweise im Unity Theatre – dem kommunistischen Theater – gearbeitet hatten und dort hatten miterleben müssen, wie ein für seine lebendige Bilderstürmerei berühmtes Theater durch King Street vernichtet wurde. Außerdem wurde die Theater-Gewerkschaft »Equity« von Kommunisten geführt, die sich aller nur erdenklichen Tricks bedienten, und die meisten Schauspieler konnten sie nicht ausstehen. An diesem Vormittag in Covent Garden gab es eine Menge Begeisterung, Optimismus, Einverständnis: Alles war an Ort und Stelle, wir waren bereit loszulegen. Bei unserem ersten Treffen nach diesem Sonntag wussten wir alle, dass wir an dem Punkt angelangt waren, an dem wir darüber entscheiden mussten, wer die Leitung übernehmen sollte. Keiner von uns wollte es; wir hatten alle unsere eigene Arbeit. Wir würden auf jede nur denkbare Weise mitarbeiten, aber wir konnten es nicht leiten. Also wen sollten wir fragen? Niemand schien der Richtige zu sein. Heute wäre das einfach, denn es gibt eine Menge tatkräftiger, flexibler Leute von der Art, wie wir sie damals so nötig gehabt hätten, in einer wundervoll talentierten Generation.
Na schön, also wer? Einer Menge Leser dürfte die Situation vertraut sein. Es ist dasselbe, wie wenn Schriftsteller beschließen, dass sie bessere Arbeit leisten können als Verleger, sich versammeln, um einen Verlag zu gründen, vielleicht sogar einen ins Leben rufen – und dann zu ihrer wirklichen Arbeit, dem Schreiben, zurückkehren, nachdem sie jemanden angeheuert haben, der den Job erledigt. Aber in welcher Hinsicht unterscheidet sich diese Neuschöpfung von irgendeinem Verlag? Ich habe das mehr als einmal miterlebt, und es funktioniert nicht. Im Herzen eines solchen Unternehmens muss jemand sitzen, der kein »Mietling« ist, sondern jener leidenschaftliche, inspirierte, engagierte Wahnsinnige, der weiß, wie man Berge versetzt.
Da standen wir nun mit unseren grandiosen und romantischen Plänen, wurden mit Briefen und Anrufen von Leuten bombardiert, die mitmachen wollten, aber im Zentrum herrschte ein Vakuum.
Und nun: Auftritt Arnold Wesker. Ich begegnete ihm irgendwo, erzählte ihm, dass ich an einem Plan
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