Schütze meine Seele: Soul Screamers 4 (German Edition)
machen, wenn ich ihn darum bat. Er konnte sie nicht ununterbrochen beobachten, aber es reichte bestimmt, um mir ein Bild davon zu machen, was die zwei hinter meinem Rücken so trieben.
Toll, jetzt war ich schon drauf und dran, Nash heimlich beschatten zu lassen. Ich hätte mich was schämen sollen. Stattdessen hatte ich einfach … Angst. Angst, ihn zu verlieren – obwohl ich selbst ihn ja weggestoßen hatte –, denn jetzt war sie da, um ihn aufzufangen.
„Versprich mir nur, dass du vorsichtig bist, okay? Du magst vielleicht nach einer privaten Minigruppentherapie suchen, weil du mit deinem Problem schlecht zu den Anonymen Alkoholikern gehen kannst, aber sie sucht Ärger, das konnte ich in ihren Augen sehen.“
Nashs Brauen schossen in die Höhe, und der Anflug eines Lächelns ließ seine Mundwinkel zucken. „Das ist es nicht, was du in ihren Augen gesehen hast. Es gibt da noch etwas, worüber wir sprechen müssen, aber nicht hier.“
Bevor er weiter ins Detail gehen konnte, vernahm ich hinter mir Schritte. Eine Sekunde später tauchte Sabine zu meiner Rechten auf und saß im nächsten Moment neben Nash auf der Bank. Ihr Silberschmuck klirrte, als sie ihr Tablett vor sich hinknallte – für meinen Geschmack einen Tick zu energisch.
„Ehrlich, wie kriegt ihr diesen Schrott nur runter? Das ist doch ein offener Campus, richtig? Also, worauf warten wir, lasst uns losziehen und uns vernünftige Burger besorgen.“
„Stimmt, er ist offen“, bestätigte Nash. „Hatte ich fast vergessen, dass sie das Verbot aufgehoben haben.“ Besagtes Verbotüber den Verzehr von mitgebrachtem Essen auf dem Schulgelände – zu dem ein total verwüsteter Parkplatz zwei Wochen nach den Ferien geführt hatte – war vorerst nur bis zum Herbst verhängt worden.
„Die Pause ist in zwanzig Minuten zu Ende.“ Mehr als diesen einen Satz brachte ich Sabine gegenüber – in einem einigermaßen zivilisierten Ton – nicht über die Lippen. Jedes Mal, wenn ich sie ansah, erschien vor meinem geistigen Auge das Bild, wie sie sich an Nash heranmachte, vor meinem Schrank und der halben Schule, und beißende Angst bereitete mir Magenschmerzen.
„Okay, aber du hast doch danach Bücherstunde, oder? Da fällt’s nicht weiter auf, wenn du ein bisschen später kommst“, stellte Sabine an Nash gewandt fest, mich ignorierte sie dagegen komplett. „Und selbst wenn, was ist eine kleine Abmahnung in Spanisch schon gegen einen richtigen Burger?“
Nash blickte fragend zu mir, aber ich schüttelte entschieden den Kopf. Noch eine Verwarnung in Englisch konnte ich mir nicht leisten. Doch selbst wenn, stand ein Ausflug mit Sabine nicht gerade ganz oben auf meiner Wunschliste. „Vielleicht morgen“, lehnte Nash ihr Angebot schließlich ab, woraufhin sie einen Flunsch zog.
„Deine Entscheidung. Aber ich zieh mir diesen Müll bestimmt nicht rein.“ Sie schob demonstrativ ihr Tablett weg, das mit einer Ecke gegen meine offene Flasche stieß und sie umkippte. Cola sprudelte heraus, und in Sekundenschnelle war mein T-Shirt vorn mit braunen Spritzern übersät. Ich sprang auf, um zu verhindern, dass der Rest meiner Klamotten auch noch etwas abbekam, und Sabine stand ebenfalls auf.
„Hier, nimm meine Serviette.“ Sie hielt mir eine einzelne, dünne Papierserviette vor die Nase und ließ sie dann versehentlich in die Colapfütze auf dem Tisch fallen, wo sie sich sofort vollsog.
Wütend funkelte ich Nash an. Und normalerweise hätte ich sicher beim Anblick seines geknickten Gesichtsausdrucks eine gewisse Genugtuung verspürt, wäre ich nicht viel zu beschäftigt damit gewesen, mein Shirt notdürftig mit den Fingern zu säubern, während weiterhin Cola auf den Platz gluckerte, wo ich eben noch gesessen hatte.
„Ich geh mehr Papiertücher holen“, murmelte er, verschwand in Richtung Essensausgabe und ließ mich mit Sabine allein.
„Tut mir leid wegen der Sauerei.“ Sie ging um den Tisch herum und warf Nashs Serviette zu dem triefnassen Haufen auf meinem Sitzplatz. Die anderen Leute um uns herum, die sich umdrehten und zu uns herüberstarrten, schienen sie völlig kaltzulassen. „Aber ich muss mal mit dir unter vier Augen reden, von Frau zu Frau“, flüsterte sie mir ins Ohr. „Ich finde, es ist das Beste, ganz offen miteinander zu reden, meinst du nicht?“
„Was?“ Die klebrigen Flecke, die mein T-Shirt sprenkelten, nahmen gerade den Großteil meiner Aufmerksamkeit in Anspruch, sodass ich nicht auf Anhieb begriff, worauf sie
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