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Schuld währt ewig

Schuld währt ewig

Titel: Schuld währt ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Inge Löhnig
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absolut sicher. Reicht Ihnen das?«
    Es reichte ihm nicht. »Sie kannten Eugen Voigt?«
    Sie nickte. »Flüchtig. Von einem Fest der Zulassungsstelle, und ein paar Mal waren wir Kegeln. Voigt war niemand, mit dem man sich anfreundete. Er war einer, der immer alles besser wusste. So macht man sich keine Freunde.«
    »Hat Voigt in letzter Zeit angerufen oder Ihren Mann aufgesucht?«
    »Seit Eugen in Rente ist, hat es keinen Kontakt zwischen Karl und ihm gegeben. Habe ich das nicht schon gesagt?« In ihrer Stimme lagen Tadel und Ungeduld.
    Ein Junge kam aus dem Umkleideraum gelaufen. »Frau Hilmer, der Alex ist hingefallen. Er blutet!«
    »Ich muss. Entschuldigen Sie.« Sie packte das Netz mit Bällen und zerrte es hinter sich her, ohne Dühnfort eines weiteren Blickes zu würdigen.

66
    Als er wieder im Auto saß, fühlte er sich müde und zerschlagen. Minutenlang starrte er durch die Windschutzscheibe auf die Mauer, die den Parkplatz begrenzte. Grauer Beton. Ein Graffiti. Schule macht Angst. Es regnete. Tropfen lösten sich aus der Wolkendecke, die wie ein Deckel über der Stadt lag, und fielen auf die Scheibe.
    Und nun? Er wollte heim. Sich ins Bett legen. Schlafen.
    Quatsch. Er musste arbeiten. Ein Espresso doppio, und er war wieder fit. Er startete den Wagen und fuhr Richtung Innenstadt. Dabei hielt er Ausschau nach einem Café. Alles, was er fand, war eine Bäckerei mit Stehtischen. Espresso gab es nicht. Er bestellte einen Milchkaffee und kaufte eine Tafel Schokolade. Während er den Kaffee trank, aß er Schokolade und dachte nichts. Sein Hirn brauchte offenbar eine Pause. Regen lief an der Scheibe herab. Dahinter verschwammen Gehweg und Straße grau in grau. Ab und zu ein vorübereilender Farbtupfer. Lichter. Darf es noch was sein? Er bestellte einen zweiten Kaffee.
    Das Handy vibrierte in seiner Tasche. Er zog es heraus. Gina. Er vermisste den freudigen Schreck, der ihn sonst durchlief, wenn er ihren Namen im Display sah.
    »Wir sind mit Martinas Anrufern durch.« Ihre Stimme klang so lebhaft.
    »Ja? Hatten wir das nicht schon abgehakt?«
    »Nicht ganz. Du wolltest, dass wir mit jedem Anrufer sprechen.«
    »Ja. Natürlich.« Das hatte er ganz vergessen.
    »Und jetzt halte dich fest. Erinnerst du dich, dass Meo von einer alten Dame gesprochen hat, von der Martina zwei Anrufe bekommen hat? Irma Freude.«
    »Ja.« Langsam wurde er wach. »Eine Verwandte.«
    »Da hat Meo sich geirrt. Die Anrufe kamen von ihrem Handy. Nachdem ich sie auf dem nie erreichen konnte, habe ich nach ihrer Festnetznummer gesucht und grad mit ihr telefoniert. Sie kennt Martina nicht und hat sie auch nicht angerufen, denn ihr Handy hat sie vor vier Wochen verloren.«
    Mit einem Schlag war er hellwach. »Wo?«
    »Das weiß sie nicht. Wir sollten ihr einen Besuch abstatten, oder? Magst du mit ihr reden, oder soll ich?«
    »Wo wohnt die Frau?«
    »Berg am Laim. Josephsburgstraße. Seniorenresidenz Mozart.«
    »Ich komme gerade aus Haar. Das liegt auf dem Weg.«
    »Prima. Und sonst? Wie war es bei Frau Hilmer?«
    Er berichtete ihr von seinem erfolglosen Versuch und erzählte ihr dann, dass er seinen Vater angerufen hatte, um die Weihnachtseinladung anzunehmen. Sie freute sich und wollte Flüge buchen. Aber er flog nicht gerne und bat sie, Bahntickets zu besorgen. Als er auflegte, überrollte ihn, aus dem Nichts kommend, eine Welle von Freude. Sylt. Ruhe. Strandspaziergänge. Das Kreischen der Möwen. Regenfäden an den Scheiben. Feuer im Kamin. Das Rollen der Brandung. Die Weite des Himmels und des Wassers.
    Er brauchte einfach mal Ruhe. Urlaub. Zeit für sich. Abstand zur Arbeit.
    Er zahlte und ging. Irgendetwas war mit einer Seniorenresidenz. Eine Information wollte an die Oberfläche, schaffte es aber nicht.
    Das Altenheim befand sich gegenüber der St.-Michaels-Kirche. In Weiß und Toskanagelb leuchteten Türme und Kirchenschiff vor dem grauen Himmel. Grüne Patina überzog die Turmhauben. Dühnfort parkte vor einem mehrstöckigen Haus. Rauputz, klare Linien, viel Glas, funktional und modern. Ein überdachter Eingang. Er trat ein und fand sich in einer Art Hotellobby wieder. Hinter dem Empfangstresen saß ein älterer Herr mit dichtem weißem Haar. Dühnfort erkundigte sich nach Frau Freude, woraufhin er gefragt wurde, ob er sich angemeldet habe. Da er das nicht hatte, musste Dühnfort einen Anruf der Portiers abwarten und wurde dann gebeten, sich ins Café zu begeben. Frau Freude würde gleich kommen.
    Er folgte der Beschilderung und betrat

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