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Schuldig

Schuldig

Titel: Schuldig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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kommt wieder in Ordnung, aber nicht, wenn sie das Rennen weiter mitmacht.« Der Tierarzt stand auf und wischte sich die Hände an seiner Jacke ab.
    Der Musher kniete sich neben den Hund und kraulte ihn zwischen den Ohren, dann löste er das Geschirr. »Ich lass sie hier«, sagte er und übergab Trixie die Halsleine. Sie nahm sie und sah zu, wie Hanlon die Zugleine des Hundes, der Junos Partner gewesen war, neu ausrichtete, damit der Schlitten gerade gezogen wurde. »Tragt mich aus«, sagte er, trat auf die Schlittenkufen und hielt sich am Handgriff fest. »Weiter geht’s!«, rief er, und das Gespann trabte auf den Fluss und nahm Fahrt auf, während die Zuschauer am Ufer applaudierten.
    Der Tierarzt klappte seine Tasche zu. »Dann wollen wir’s Juno mal gemütlich machen«, sagte er, und Trixie nickte, hielt die Halsleine wie eine normale Hundeleine, um den Hund Richtung Schulgebäude zu führen.
    Â»Du Witzbold«, sagte der Tierarzt.
    Sie wandte sich um und sah ihn neben einem Pfahl stehen, der am Flussufer in den Boden getrieben worden war. »Aber hier draußen ist es doch so kalt …«
    Â»Hast du das auch schon gemerkt? Bind ihn an, und ich hol das Stroh.«
    Trixie schlang die Halsleine des Hundes um den Pfahl. Als der Tierarzt zurückkam, hatte er beide Arme voll Heu. »Du würdest dich wundern, wie warm das ist«, sagte er, und Trixie dachte an die Nacht, die sie mit Willie verbracht hatte.
    Plötzlich wurde die kleine Zuschauergruppe von Unruhe erfasst, und sie zeigten auf einen Fleck am Horizont, wo der Fluss sich verlor. Trixie umklammerte das Klemmbrett mit ihren behandschuhten Händen und spähte auf den dunklen Nadelkopf in der Ferne.
    Â»Das ist Edmonds!«, schrie ein Yupik-Junge. »Er hat’s geschafft!«
    Der Tierarzt richtete sich auf. »Ich sag Carl Bescheid«, erklärte er und ließ Trixie stehen.
    Der Musher trug einen weißen Parka, der ihm bis zu den Knien reichte, und hatte die Startnummer 06. »Wohoo!«, rief er, und seine Malamutes wurden langsamer, bis sie hechelnd stehen blieben. Der Hund, der am dichtesten vor dem Schlitten stand, rollte sich wie eine Schnecke auf dem Eis zusammen und schloss die Augen.
    Die Kinder stürmten vor und zogen am Parka des Mushers. »Alex Edmonds! Alex Edmonds!«, riefen sie. »Was war denn los? Wir warten schon so lange.«
    Edmonds schob sie beiseite. »Für mich ist Schluss«, sagte er zu Trixie.
    Â»Ã„hm. Okay«, antwortete sie ratlos. Doch da nahm Edmonds ihr schon das Klemmbrett aus der Hand und strich seinen Namen durch. Er gab es ihr zurück und zog den Schlafsack vom Schlitten. Darunter kam ein alter Yupik zum Vorschein, der nach Alkohol roch und zitterte, obwohl er laut schnarchte. »Ich hab ihn auf dem Trail gefunden. Muss da während des Schneesturms umgekippt sein. Ich hab ihn letzte Nacht wiederbelebt, aber das Wetter war zu schlecht, um ihn zurück nach Bethel zu schaffen. Das hier war der nächste Checkpoint … fasst mal jemand mit an, um ihn reinzutragen?«
    Ehe Trixie zur Schule hochlaufen konnte, sah sie schon Carl und andere Helfer angeeilt kommen. »Großer Gott«, sagte Carl und starrte auf den Betrunkenen. »Wahrscheinlich haben Sie ihm das Leben gerettet.«
    Â»Was auch immer es wert ist«, entgegnete Edmonds.
    Trixie sah zu, wie die übrigen Helfer den alten Mann aus dem Schlitten hoben und zur Schule trugen. Die Umstehenden tuschelten kopfschüttelnd miteinander, und Trixie schnappte ein paar Fetzen auf: Edmonds war früher Rettungssanitäter … dafür müsste Kingurauten Joseph eigentlich bezahlen … so ein Jammer . Eine Yupik-Frau mit riesiger Brille und einem zusammengekniffenen Mund trat zu Trixie, blickte auf das Klemmbrett und zeigte auf den Strich, der Edmonds’ Namen zerteilte. »Ich hab zehn Dollar auf ihn gesetzt«, sagte sie vorwurfsvoll.
    Jetzt, wo alle Gespanne durch waren, wandten sich die Zuschauer ab und steuerten auf die Häuser zu, in denen Willie verschwunden war. Trixie fragte sich, ob er wohl mit einem der Kinder verwandt war, die Edmonds umjubelt hatten. Sie fragte sich, was er wohl gemacht hatte, als er zu Hause ankam.
    Ebenso schnell, wie es hektisch geworden war, war das Flussufer auf einmal menschenleer. Trixie blickte nach Norden, aber sie konnte Finn Hanlon und sein Gespann nicht mehr sehen. Sie blickte nach Süden, aber sie hätte

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