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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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Er hat etwas in der Hand. Als Martin bemerkt, dass sich der andere sich in seine Richtung bewegt, beginnt er zu rennen. Er denkt nicht daran, dass der Fremde seinen Mantel noch im Lokal hat. Erst als Martin nach Hause kommt, entdeckt er, dass keine Zigaretten mehr da sind.

17
    Alles ist so wie es sein soll. Die Planung. Der Zeitpunkt. Alles ist gut durchdacht. Nur das Ziel ist Martin unklar.
    Er zögerte, als er seine Wohnung verließ. Einen Augenblick blieb er unentschlossen im Treppenhaus stehen, als wollte er seinem Gewissen eine letzte Möglichkeit geben, sich zu melden. Er stand still und konnte kein Geräusch verursacht haben. Trotzdem öffnete die Nachbarin ihre Tür einen Spalt und zischte ihn an, wie sie es immer tat. In gewisser Weise war sie es, die für ihn die Entscheidung traf.
    »Ich muss mich beeilen«, sagt er ganz unpassend nach einem Blick auf die Uhr. »Sonst komme ich zu spät.«
    Es ist wahr, dass Martin wenig Geld hat, das entschuldigt aber nicht, dass er unnötige Risiken auf sich nimmt. Trotzdem kann er es nicht sein lassen. Was er jetzt vorhat, ist nicht besonders gefährlich und stellte eine Art Kompromiss dar. Selbst, wenn er geschnappt würde, gäbe es niemanden, der eine Verbindung zu dem Mord herstellen könnte.
    Ursprünglich hatte Martin vorgehabt, ein kleines, vergessenes Postamt nur wenige Kilometer von seiner Wohnung entfernt zu berauben. Die Leute in der Umgebung sind hauptsächlich Rentner, und sie machen selten Besorgungen bei der Post. Nur in der Mitte des Monats erwacht das Postamt zu neuem Leben. Da erhalten die alten Leute ihre Rentenzahlungen, und nach Art alter Menschen ziehen sie Bargeld im Geldbeutel vor. In dieser Woche müssen mehrere zehntausend Kronen in der Kasse sein. Martin müsste sich für die Zukunft keine Sorgen machen, wenigstens nicht, was die Finanzen betrifft.
    Dann fand er einen Haken, oder dieser fand ihn. Es gibt ihn immer. Vielleicht hatte er Glück. Auf jeden Fall war er zum Umdenken gezwungen.
    Unter dem Vorwand, eine Briefmarke zu kaufen, machte Martin einen Besuch im Postamt. Er sah sich sehr genau um, bevor er hineinging, und konnte niemanden in der Umgebung entdecken. Die ganze Gegend war eingeschneit. Die Alten hielten sich daheim auf. Vermutlich beruhte das darauf, dass die Schneeräumer in dieser Gegend nicht besonders aktiv waren und die Leute keinen Beinbruch oder etwas Ähnliches riskieren wollten.
    Die Frau, die am Schalter bedient, ist fast so alt wie ihre Kunden. Von ihrer Seite braucht er keinen Widerstand zu befürchten. Alles könnte in weniger als einer Minute erledigt sein. Soweit er sehen konnte, war die Dienststelle nicht alarmgesichert, und auch wenn dem so wäre, würde die Polizei mindestens zehn Minuten bis dorthin brauchen. Der Fluchtweg verlief einen Hang auf der Rückseite des Hauses hinauf, einen Hang, den keiner der alten Leute schaffen würde, ohne von einem Herzschlag bedroht zu sein. Wahrscheinlich würde Martin schon wieder zu Hause sein, bevor die Polizei noch beim Postamt eingetroffen wäre.
    Dann geschah es. Während Martin in den Anzeigen am Schreibpult herumfummelte, um herauszubekommen, ob sich noch einen andere Person in dem verschlossenen Raum hinter dem Schalter verbarg, tauchte völlig überraschend ein kräftiger, starkknochiger Mann mit einer Menge Pakete im Arm auf. Dem Gespräch mit der Schalterbeamtin konnte Martin entnehmen, dass der Neuankömmling zu den Stammkunden gehörte und das Postamt bisweilen mehrmals täglich aufsuchte. Als Martin sich zum Gehen entschloss, traf ihn ein langer misstrauischer Blick des anderen Mannes. Es war als habe die Kassiererin ihn auf Martin aufmerksam gemacht. Als hätte sie den Braten gerochen.
    Wenn der Mann so überraschend auftauchte, während Martin das Postamt ausraubte, hätte Martin keine Wahl. Er war sicher, dass es nicht reichen würde, nur mit dem Revolver zu wedeln. Er wäre zum Schießen gezwungen, um den anderen zu stoppen. Vielleicht reichte eine Kugel in die Decke oder in die Wand. Aus irgendeinem Grund will er möglichst vermeiden, noch einmal auf einen Menschen zu schießen. Ziel des Raubens ist nicht, sich zu rächen, sondern sich Geld zu verschaffen. Vielleicht würde ein Schuss den Kerl davon abhalten, Martin zu verfolgen. Trotzdem wäre alles verloren. Die Polizei würde kommen und die Revolverkugel herausholen. Rein routinemäßig würde sie diese dann mit der Kugel vom Mord vergleichen. Martin weiß, dass alle Kugeln eine Art Fingerabdruck

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