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Schuldlos ohne Schuld

Schuldlos ohne Schuld

Titel: Schuldlos ohne Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell-Olof Bornemark
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will, stört ihn überhaupt nicht.
    Schließlich bewegt er sich in Richtung Treppe, die zum Ausgang führt. Gleichzeitig versucht er den Reißverschluss des Parkas mit der rechten Hand hochzuziehen.
    Da – und es fühlt sich wie ein Schlag mit der Blumenschere an – legt ihm jemand seine schwere Hand von hinten auf die Schulter.
    »Hallo«, sagte die Stimme, die er zu kennen glaubt.
    Martin erstarrt. Die Angst und die Unruhe stürzen aus ihren Verstecken und packen ihn. Ihn friert. Die Augen werden starr. Auf das Schlimmste gefasst, dreht er sich im Zeitlupentempo um und begegnet dem ironischen Lächeln des Fremden aus der Kneipe.
    »Ich habe Sie doch wohl nicht erschreckt?«
    Martin schüttelt den Kopf; er bietet all seine Kraft auf, um sich nichts von dem Schock anmerken zu lassen, bringt aber kein Wort heraus.
    »Sie haben etwas vergessen, als wir uns neulich Abend unterhielten«, fährt der andere fort. »Hier sind Ihre Zigaretten. Ich selbst rauche eine andere Marke.«
    Martin schluckt. Auch wenn er Erleichterung fühlt, ist er nicht sicher, ob sie berechtigt ist. Woher kommt um Himmels Willen dieser Kerl? Er besitzt die Fähigkeit, immer wie aus dem Nichts aufzutauchen. Er ist gefährlich. Daran gibt es keinen Zweifel. Schon in der Kneipe hatte Martin vermutet, dass dieser geschwätzige Mann hinter ihm her war. Jetzt ist er ziemlich sicher.
    Als der Fremde keine Antwort bekommt, lächelt er noch breiter.
    »Erinnern Sie sich an mich?«, fragt er.
    »Natürlich«, antwortet Martin, und es gelingt ihm, sich ein dünnes Lächeln abzuzwingen.
    Martins Finger zerren noch immer am Reißverschluss, und die andere Hand umklammert die Plastiktüte. Er steht wie erstarrt und es scheint, als könne er sich nicht aus seiner Lähmung befreien.
    Dann passiert etwas, was er nicht vorhersehen konnte. Der Fremde steckt ganz frech seine Hand in Martins Parkatasche.
    »Hier haben Sie ihre Zigaretten zurück«, sagt er freundlich.
    Dann füllen sich die Augen des Fremden mit Staunen, und seine Hand verharrt unnötig lange, als wollte er sich davon überzeugen, dass er recht verstanden habe.
    Der Fremde hat ihn ertappt. Martin wünscht sich ein Mauseloch vor Scham. Wird der Kerl jemanden rufen, oder was gedenkt er zu tun? Noch ist es Zeit zu fliehen. Wenn er nur von hier fortkommt, gibt es keine Beweise. Der Kerl weiß nicht einmal, wie Martin heißt, oder was weiß er von ihm?
    »Ja, ja«, sagt der Fremde nachdenklich und zieht seine Hand zurück.
    Das kann vielerlei bedeuten.
    Einige Augenblicke stehen sie einander schweigend gegenüber. Die Augen des einen lächeln weiter, während sie immer ironischer werden. Die Augen des anderen sinken ein, als ob sie sich für eine Verteidigung vorbereiten. Vielleicht erwartet der Fremde eine Erklärung, aber was würde die helfen? Alle Erklärungen klingen hohl, wenn jemand auf frischer Tat ertappt wird.
    »Jetzt muss ich gehen«, gelingt es Martin hervorzustoßen, und er läuft blutrot an.
    Dann wendet er sich rasch um, ohne eine Antwort abzuwarten. Mit schnellen, aber ungelenken Schritten begibt er sich zur Treppe und eilt auf die Straße hinaus. Draußen strebt er im Laufschritt seiner Wohnung zu. Die Menschen weichen ihm aus, wenn sie ihn kommen sehen. An der Bushaltestelle hat sich jedoch eine Schlange gebildet, und als Martin sich mit voller Fahrt durchdrängt, ohne Rücksicht auf die Wartenden, rufen Männer und Frauen ihm nach. Martin dreht sich nicht ein einziges Mal um. Er hört weder die Proteste noch sein eigenes Maulen. Er rennt nur.
    Verschwitzt und atemlos wirft Martin die Wohnungstür hinter sich zu. Er macht einige tiefe Atemzüge, und die wohlbekannte Einsamkeit hier drinnen lässt ihn zur Ruhe kommen. Erst jetzt bemerkt er, dass seine Hose klitschnass ist. Er hat sich vollgepinkelt, und die Unterhose klebt an seinen Oberschenkeln. Leise fluchend und schamerfüllt zieht er die Kleidung aus und geht nackt ins Badezimmer. Die warme Dusche tut ihm gut, und als er sie mit eiskaltem Wasser beendet, kehrt er wieder in die Wirklichkeit zurück. Er hat auch das Gemurmel verstummen lassen. Was ist eigentlich geschehen?
    Nichts, antwortet er laut und bestimmt auf seine eigene Frage. Nichts.
    Mit zusammengebissenen Zähnen geht Martin in die Küche und packt die Pakete aus. Er fängt mit dem Parka an und macht mit der Plastiktüte weiter. Als er den Kassenzettel sieht, zerreißt er ihn und spült in ihn der Toilette herunter. Jetzt gibt es nicht den geringsten Beweis mehr. Er

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