Schule der Magier 01. Das geheime Portal - Neff, H: Schule der Magier 1 geheime Portal - The Tapestry - Hound of Rowan, Vol. 1
diesem Weg tun könnt«, sagte sie und betrachtete die Schüler, die wie gebannt dasaßen, »möchte ich, dass ihr euch in zwei Reihen aufstellt.«
Max nahm hastig einen Platz in einer der beiden Reihen ein.
»Also schön«, sagte Miss Boon, klatschte in die Hände und trat vor die Kinder hin. »Jeder von euch hat schon einmal ein Feuer gelöscht. Das ist ja einer der Gründe, warum ihr hier seid. Heute werdet ihr genau das Gegenteil tun: Ihr werdet in einem dieser Kamine ein Feuer entzünden. Für diese Übung müsst ihr euch vorstellen, dass ihr eine Art lebendiges Rohr seid, das Energie sowohl aufnehmen als auch kanalisieren kann. Während wir diese Übung machen, werde ich die Einzige sein, die redet. Wenn jemand spricht, lacht oder auf sonst eine Weise stört, muss er oder sie das Klassenzimmer verlassen. Verstanden?«
Sie nickten. Es wurde sehr still im Raum.
»In Ordnung«, fuhr Miss Boon fort, »ich möchte, dass der Erste in jeder Reihe vortritt und sich vor den ihm am nächsten gelegenen Kamin stellt.«
Zwei Mädchen folgten ihrer Aufforderung.
»Stellt euch leicht breitbeinig hin und holt tief Luft. Versucht, euch zu entspannen. Ich möchte, dass ihr euch einen Augenblick Zeit nehmt und auf euren Herzschlag hört. Spürt seine Energie. Jetzt möchte ich, dass ihr die Energie in diesem Raum wahrnehmt, die Atome und Moleküle, die in der Luft umherschwirren. Schließt die Augen und stellt euch vor, dass die Holzscheite im Kamin zu rauchen beginnen. Stellt euch vor, dass mehr und mehr Rauch kommt, bis das Holz sich plötzlich entzündet. Jetzt haltet die rechte Hand am Körper, dreht die Handfläche nach vorn und spreizt die Finger. Gut. Wenn ich ›los‹ sage, hebt den Arm und ballt die Hand zur Faust. Habt ihr verstanden?«
Die beiden ersten Mädchen der Reihen, die die Augen fest geschlossen hatten, nickten.
»Los«, sagte Miss Boon mit ruhiger Stimme.
Beide Mädchen hoben die Hand und schlossen die Finger. Fast sofort begannen beide Kamine zu rauchen.
»Konzentriert euch«, forderte Miss Boon sie eindringlich auf. »Lasst die Arme wieder sinken und wiederholt die Bewegung.«
Beim zweiten Mal war in einem Kamin das Flackern hellroter Flammen zu sehen. Ein aufgeregtes Raunen ging durch die Reihen der Schüler. Miss Boon brachte sie mit einem Blick zum Schweigen. In dem anderen Kamin erschienen dünne Rauchfäden, aber keine Flammen.
»Das reicht, ihr beiden«, sagte sie. »Gut gemacht. Geht jetzt bitte ans Ende eurer Reihe.«
Miss Boon machte eine schnelle Bewegung mit ihrer Hand. Sofort waren beide Kamine wieder dunkel und kalt.
»Jetzt die beiden nächsten«, befahl sie energisch.
Trotz ihrer drei Versuche gelang es Rolf und Sarah nicht, das Holz in Brand zu setzen. Rolf war wütend. Aber im Laufe der nächsten Minuten wurde klar, dass die Aufgabe nicht so leicht war. Bis David und Lucia an die Reihe kamen, war es erst zwei Schülern gelungen, kleine Flammen heraufzubeschwören.
David schloss geduldig die Augen, während Miss Boon sie durch die Übung führte. Dann gab sie ihnen das Zeichen. Ein Lichtblitz zuckte auf, eine Explosion folgte. Max wurde von den Füßen gerissen und fiel auf den Boden. Mit der Hand musste er seine Augen gegen die grünen und goldenen Flammen schützen, die aus Davids Kamin züngelten. Brennende Holzscheite und Kohlen, die aus dem Kamin geschleudert worden waren, lagen schwelend auf dem Boden. Der Perserteppich begann am Rand zu qualmen. David war der einzige Schüler, der noch stand. Die Übrigen suchten kreischend Schutz, während sich immer weitere Flammenwände aus dem Kamin ergossen, über den Sims züngelten und die vertäfelte Wand darüber versengten. Miss Boons Stimme übertönte das Tosen des Feuers.
»Duckt euch!«
Die Lehrerin trat vor und murmelte einen scharfen Befehl, den sie mit einem entschiedenen Schwung ihres Arms begleitete. Das Feuer gehorchte ihr nicht. Mit zusammengekniffenen Augen wiederholte Miss Boon ihren Befehl.
Max atmete erleichtert aus, als das Feuer schwächer wurde. Es bildete widerstrebend kleine Inseln grüner Flammen, bevor es mit einem letzten Aufflackern erstarb. Der strenge Ausdruck, der in Miss Boons Züge getreten war, wurde weicher.
»Ist jemand verletzt?«
Max und die anderen murmelten »Nein«, dann rappelten sie sich langsam hoch. Sowohl der Boden als auch die Wände um Davids Kamin herum waren ziemlich verkohlt und qualmten.
»Wenn niemand verletzt ist, nehmt bitte eure Plätze wieder ein.«
David öffnete
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