Schule der Magier - Astaroths Angriff - Neff, H: Schule der Magier - Astaroths Angriff - The Tapestry Trilogy 2 - The Second Siege
fuhr weiter.
»Ich verstehe das nicht«, sagte Max, während er beobachtete, wie kleine Schneeflocken am Fenster schmolzen. »All
diese Regierungen – das Militär, alles. Es ist so, als würden sie sich nicht einmal zur Wehr setzen. Ich hatte keine Ahnung, dass so etwas geschehen könnte.«
»Militärs und Regierungen sind nur so stark wie die Menschen, die sie leiten«, erwiderte Miss Boon. »Der Feind hat schon immer solche Organisationen infiltriert, aber das Ausmaß, in dem das geschehen ist, haben wir sträflich unterschätzt.«
»Denken Sie, dass der Feind auch die Frankfurter Werkstatt infiltriert hat?«, wollte Max wissen.
»Es ist möglich«, antwortete Miss Boon. »Schließlich haben sie auch Rowan infiltriert, indem sie sich an Mr Morrow herangemacht haben. Ich halte nicht viel von Jesper Rasmussen, aber ich bezweifle, dass er mit dem Feind zusammenarbeitet.«
»Was ist eigentlich zwischen Rowan und der Werkstatt vorgefallen?«, hakte Max nach. »Waren wir nicht einmal Teil eines einzigen Ordens?«
»Vor langer Zeit gab es kein Rowan, keine Werkstatt und keine Wiccaclans«, erläuterte Miss Boon. »Zusammen belief sich unsere Zahl auf Tausende – Zehntausende, wenn man den Geschichtsbüchern und YaYas Berichten Glauben schenken darf. Während des Mittelalters erhoben sich bittere Dispute über unsere Ausrichtung. Und es kamen immer neue Erfindungen auf – Wassermühlen, Uhren, Kompasse, Kanonen …«
Max nickte und bemerkte, dass die Gelegenheit zu unterrichten Miss Boon zu beruhigen schien. Sie seufzte und zupfte sich ein einzelnes Haar vom Ärmel, bevor sie weitersprach.
»Einige befürchteten, es sei nur eine Frage der Zeit, bis Wissenschaft und Technik unsere Künste überstrahlen würden und wir Gefahr liefen, von jenen, die sie beherrschten,
versklavt zu werden. Wir müssten uns der Technik öffnen, argumentierten sie, und uns ihrem Studium verschreiben, um nicht unterzugehen. Es gab andere, die solche Ideen als Ketzerei betrachteten, empört über die Vorstellung, wir könnten uns von der Alten Magie abwenden, die uns von anderen Menschen abhob. Es bildeten sich Splittergruppen und blutige Machtkämpfe brachen aus. Die Extremisten beider Seiten wurden vertrieben und mussten ihrer Passion in anderen Winkeln der Welt nachgehen. Die Technologen errichteten ihre Werkstatt und die Wiccas flohen in die Berge. Keine der beiden Gruppen hat uns zur Gänze vergeben, dass wir den Mittelweg gewählt haben. Und einander hassen sie sich mit Inbrunst.«
»Sind Sie jemals in der Werkstatt gewesen?«, wollte Max wissen.
»Nein, aber man hat mir ein Praktikum dort angeboten«, antwortete Miss Boon. »Sie bieten regelmäßig dem besten Schüler Rowans ein solches Praktikum an, aber ich habe abgelehnt. Ich will nicht prahlen, aber ich war in jenem Jahr die Schülerin, die die Abschiedsrede gehalten hat …«
»Sind Sie jemals dort gewesen, Cooper?«, fragte Max.
Der Agent nickte. Miss Boon drehte ruckartig den Kopf.
»Lieber Gott, bitte sagen Sie mir nicht, dass Sie auch die Abschiedrede gehalten haben.«
»Nein, Miss Boon«, sagte Cooper und kratzte sich am Schädel. »Weit davon entfernt, fürchte ich. Sie sind die Einzige hier, die jemals eine Abschiedsrede gehalten hat.«
»Gott sei Dank!«, bemerkte Miss Boon, verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich zufrieden zurück.
Max hörte ein unterdrücktes Schnaufen, gefolgt von einem weiteren. Cooper lachte. Seine Schultern zitterten. Miss Boon wurde rot, brachte es aber fertig, leicht erheitert zu wirken. Mr McDaniels begann ebenfalls zu kichern. Einen
Moment später lachten sie alle vier. Mum riss ihr Krokodilsauge auf und funkelte sie an, David schlief jedoch einfach weiter.
»Was ist so witzig?«, verlangte Mum zu erfahren, während sie sich aufrappelte. »Lachen Sie über mich?«
»Nein, Mum«, sagte Miss Boon. »Wir lachen über mich.«
»Und ich hatte so einen schönen Traum«, bemerkte Mum ungehalten. »Bellagrog und ich haben ein großes Fass von unserem Festtagseierpunsch gemacht. Drei Teile Bourbon auf einen Teil Punsch, genau so, wie sie es mag …«
»Das klingt so, als würden Sie sie vermissen, Mum«, neckte Max sie und stieß ihr spielerisch in die Rippen.
»Sie ist ein Biest!«, protestierte Mum und schlug schwach nach Max’ Hand. »Aber ich vermisse meinen Schrank und meine Küche und den Ofen, der tipptopp funktioniert.«
»Und Bob?«, tadelte sie Max.
»Ja, ja, und Bob auch … den dummen, unbeholfenen
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