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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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Gesicht mit vorspringender Nase und winzigen Maulwurfsaugen, die sich hinter einer dicken Kassengestellbrille versteckten. Als er Dr. Wilkins, Henry und Josh beisammenstehen sah, erhob er sich und kam steif herüber.
    »Ich hörte meinen Namen fallen«, sagte er zur Begrüßung und reichte Henry eine kleine weiße Hand. »Dr. Hershel Weisman von der Verwaltung der Universität Toronto.«
    Weisman hatte einen Händedruck wie ein toter Fisch.
    »Ich begleite Dr. Wilkins’ Expedition in der Funktion eines Controllers. Das bedeutet …«
    »Das bedeutet, er vermiest uns regelmäßig alles, was den Aufenthalt in diesem Loch ein wenig angenehmer gestalten könnte«, fiel ihm Taper ins Wort.
    »Falls Sie damit auf die Wahl unserer Akkommodation anspielen sollten, Mister Taper, lassen Sie sich gesagt sein, dass eine Unterbringung in einem der großen Touristenhotels im Umfeld der Tempelanlage unseren Etat gesprengt hätte. Darüber hinaus waren sämtliche dem Borobudur Archaeologocial Park angegliederte Hotels restlos ausgebucht, als ich begann, unsere Reise zu organisieren.«
    »Das alles wissen wir selbstverständlich, Dr. Weisman«, sagte Donald Wilkins rasch. »Und wir sind Ihnen sehr dankbar für die Arbeit, die Sie tun. Ohne Ihre kalkulatorischen Fähigkeiten wäre diese Forschungsreise wahrscheinlich nie zustande gekommen. Ist es nicht so, Josh?«
    Taper murmelte etwas Unverständliches und nickte. Als Weisman sich wegdrehte, zeigte der Doktorand ihm hinter seinem Rücken den Mittelfinger.
    »Ich würde mich ja gerne ein wenig mit dir unterhalten«, behauptete Weisman, an Henry gewandt, »aber leider wartet noch Arbeit auf mich. Wie es scheint, gibt es einen nicht ausgewiesenen Fehlbetrag in den Rücklagen für die Proviantbeschaffung.« Er nickte in die Runde und kehrte zu seinem Laptop zurück.
    Josh Taper verdrehte die Augen. »Herrje! Wahrscheinlich hat jemand ein Päckchen Kaugummi gekauft, ohne die Quittung in den Topf zu legen.« Er lachte abfällig, allerdings so leise, dass Weisman es nicht hören konnte.
    Dr. Wilkins deutete auf das Baugerüst an der gegenüberliegenden Wand. »Komm mit, mein Junge. Ich möchte, dass du eine weitere Kollegin von mir kennenlernst.«
    Gemeinsam setzten sie sich in Bewegung. Taper schritt grinsend neben ihnen her, die Hände in den Hosentaschen.
    »Haben Sie nichts zu tun, Josh?«, erkundigte sich Henrys Väter.
    »Ich nehme an, Sie wollen Ihrem Sohn Dr. Becker vorstellen, richtig?«
    Als Dr. Wilkins nickte, wurde Tapers Grinsen noch breiter. »Hey-hey! In diesem Fall habe ich zufällig tatsächlich gerade nichts zu tun.« Er stieß Henry einen Ellenbogen in die Seite und zwinkerte übertrieben. »Dr. Becker ist ein ziemlich heißer Feger. Wenn du verstehst, was ich meine?«
    Sie ließen die Computertische hinter sich und näherten sich einem der beiden Gerüste. Die Musik, die Henry bei seiner Ankunft gehört hatte, wurde lauter.
    »Wo genau sind wir hier eigentlich?« Henrys Blick glitt zu der beeindruckenden pyramidenartigen Deckenkonstruktion hinauf. »Dr. Pelham sagte, dieser Hohlraum läge unterhalb des Borobudur. So hoch, wie die Decke ist, müsste er dann mindestens bis in die dritte oder vierte Terrasse reichen.«
    Sein Vater nickte zustimmend.
    »In meinem Reiseführer stand, es gäbe gar keinen Hohlraum im Innern des Tempels.«
    »Das dachte man auch, über hundert Jahre lang«, bestätigte Donald Wilkins. »Bis vor zwei Wochen.«
    Sie erreichten die Basis des Gerüsts. Zwei Etagen über ihren Köpfen stand eine junge Frau in Kakishorts und vermaß mit einem Laserprojektionsgerät die Abstände zwischen den in die Wand gemeißelten Symbolen. Die Zipfel ihrer beigefarbenen Bluse hatte sie vor dem Bauch zusammengeknotet, ein Kopftuch bändigte eine wallende rote Lockenmähne. Sie war durchaus attraktiv, und Henry begriff, dass es sich um Dr. Becker handeln musste, den »heißen Feger«. Aus einem kofferförmigen iPod-Verstärker, der neben ihr auf der Laufplanke stand, dröhnte laute Rockmusik – ein Album der Nine Inch Nails, wie Henry interessiert feststellte.
    »Wren? Würden Sie uns einen Augenblick Gesellschaft leisten?«, erkundigte sich Dr. Wilkins höflich. Als er merkte, dass seine Kollegin ihn nicht gehört hatte, wiederholte er seine Bitte etwas lauter.
    »Oh, Donald! Einen winzigen Moment noch.« Dr. Becker schaltete die Musik aus. »Abstände zwischen den Symbolen in Sektor F-43 ebenfalls identisch«, diktierte sie in ein handtellergroßes Gerät. Bei

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