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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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sah süß aus, wenn sie lachte, fand Henry. Auf ihrer kleinen, spitzen Nase tummelten sich trotz der Bräune einige versprengte Sommersprossen.
    »Woher wusstest du, dass ich Englisch spreche?«, wollte er wissen. »Ich hätte doch auch ein Einheimischer sein können. Oder ein Tourist aus … sagen wir: Deutschland.«
    »Wie ein Indonesier siehst du nun wirklich nicht aus«, erklärte sie kopfschüttelnd. »Und dass du Amerikaner sein musst, hab ich an deinem Buch gesehen.« Sie deutete auf das Paperback in seiner Hand, Jaws von Peter Benchley, die Romanvorlage zu dem Filmklassiker Der weiße Hai. »Ich hab vergangenen Sommer dieselbe Ausgabe gelesen. Fand’s übrigens ziemlich lahm.«
    Jetzt musste auch Henry grinsen. Das Buch war tatsächlich nicht besonders.
    »Kanadier«, sagte er. »Ich komme aus Kanada, nicht aus den Vereinigten Staaten. Und nein, so wie dich hab ich noch kein Mädchen tauchen sehen, Becca.«
    Sie riss überrascht die Augen auf. »Woher weißt du, wie ich heiße? Becca nennen mich nur meine Freunde.«
    Grinsend deutete er auf ein silbernes Kettchen, das auf der sonnengebräunten Haut ihres rechten Fußknöchels blitzte. »Da steht’s.«
    Sie peilte zu dem Schmuckstück hinunter, an dem eine kaum vierteldollargroße Plakette mit der Kurzform ihres Vornamens baumelte. »Du hast gute Augen«, gab sie zu. »Ich heiße Rebecca. Rebecca Burrows.«
    »Henry Wilkins. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    »Machst du Urlaub auf Java, Henry?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich besuche meinen Dad. Er ist Anthropologe und erforscht im Inland einige mysteriöse Inschriften, die …« Plötzlich fiel ihm auf, dass sie noch immer stand, tropfnass, Flossen, Tauchermaske und Schnorchel in Händen.
    Er sprang auf und deutete einladend auf sein Badetuch. »Willst du dich nicht, ich meine …«
    »Keine Umstände«, erwiderte sie lachend. »Ich geh mich rasch abtrocknen, dann komme ich rüber, und du musst weitererzählen. Ein Anthropologe, mysteriöse Inschriften … Ich hoffe, der Rest deiner Geschichte kann halten, was der Anfang verspricht.«
    Wenige Minuten später hockte Rebecca auf Henrys Strandtuch, trank von seinem Eistee und lauschte seinem Bericht über die Expedition seines Vaters. Als er zum Ende kam, schraubte sie die Flasche zu und sah ihn fragend an. »Du lebst also bei deinem Vater? Wenn er nicht irgendwo am Forschen ist, meine ich?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe auf ein Internat in Collingwood, zwei Stunden von Toronto entfernt.«
    »Was ist mit deiner Mutter? Ist sie auch hier?«
    Henry zögerte kurz, bevor er antwortete. »Meine Mutter lebt nicht mehr. Sie kam vor fünf Jahren bei einem Segelunfall ums Leben.«
    Becca machte ein betroffenes Gesicht. »Das tut mir leid.«
    Er winkte ab. »Lass uns über was anderes reden. Zum Beispiel über dich! Woher kommst du, und was machst du hier auf Java?«
    Rebecca schüttelte ihr langes Haar, das noch immer feucht war von dem Ausflug ins Meer. »Ich stamme aus Boston, Massachusetts. Mein Onkel Harry hat ein kleines Anwesen in Cilacap. Ich verbringe die Herbstferien bei ihm.«
    Henry hob die Brauen. »Ihr habt aber früh Herbstferien in Massachusetts.«
    Sie begann, nervös mit den Füßen im Sand zu scharren. »Um ehrlich zu sein, gehe ich nicht auf eine normale Schule …«
    »Sondern?«
    »Meine Eltern sind ziemlich reich. Ich bekomme Privatunterricht, seit der vierten Klasse schon.« Es schien ihr unangenehm zu sein, darüber zu sprechen. »Dad ist der Ansicht, so würde ich besser aufs College vorbereitet«, fügte sie beinahe entschuldigend hinzu.
    Henry machte eine abwehrende Geste. »Privatunterricht ist prima, wenn die Lehrer gut sind. Und dass deine Eltern reich sind, ist genauso wenig ein Grund zum Schämen, wie wenn sie arm wären. Das sagt schließlich nichts über dich aus, oder?«
    Becca begann zu strahlen. »Du bist in Ordnung, Henry. Außerdem scheinst du ziemlich fit zu sein. Du schwimmst jedenfalls ganz ordentlich.« Als sie seinen fragenden Blick bemerkte, fügte sie grinsend hinzu: »Ich hab dich auch ein bisschen beobachtet.«
    Henry spürte, wie er rot wurde. »Ach?«
    Sie nickte. »Treibst du viel Sport in Collingwood? Ich reite, jogge ab und zu und spiele dreimal die Woche Squash.«
    Er nickte anerkennend. »Ich spiele Basketball und fechte regelmäßig. Außerdem habe ich letztes Jahr mit Paragliding angefangen. Aber ich hatte schon eine ganze Weile keine Stunden mehr.«
    Becca setzte sich schwungvoll auf. »Tauchst du

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