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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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U-196.«

13
     
    BOROBUDUR, 25./26. SEPTEMBER 2013
     
    Die spontane Entscheidung Dr. Wilkins’, mit seinem Sohn erneut nach Cilacap zu fahren, sorgte beim Rest des Teams für einige Aufregung. Doch Henrys Vater hatte das vorausgeahnt und Vorsorge getroffen. Während er angeblich den Wagen zum Tempelparkplatz brachte, hatte er sich mit Josh Taper besprochen und eines der GPR-Cases verschwinden lassen. Beim gemeinsamen Abendessen verkündete er dann mit filmreifer Entrüstung, dass sein Doktorand leider eine Kiste mit wichtigen Ausrüstungsgegenständen auf dem Zollamt vergessen hätte. Josh spielte mit und mimte den Zerknirschten, was ihm bemerkenswert gut gelang.
    Der Einzige, der etwas gegen Dr. Wilkins’ Abreise am nächsten Morgen einzuwenden hatte, war Dr. Hershel Weisman.
    »Die Sache ist so schon ärgerlich genug«, fand der Finanzaufseher und bleckte die Zähne. »Ich sehe nicht, wieso ausgerechnet Sie nach Cilacap fahren müssen, Dr. Wilkins. Taper hat den Fehler gemacht, darum sollte er ihn auch ausbaden.«
    Donald Wilkins knetete bedächtig sein Kinn, als müsse er über diese Option nachdenken. Dann schüttelte er entschieden den Kopf. »Die Beamten vom Zoll haben Josh schon beim letzten Mal Probleme wegen der Vollmacht bereitet, die wir ihm ausgestellt haben. Sollte das wieder passieren, riskieren wir, dass er erneut für zwei Tage ausfallt. Die Lieferung wurde auf meinen Namen versendet, ich dürfte sie ohne Probleme abholen können.«
    Die Begründung schien Weisman nicht zufriedenzustellen. Er rümpfte die Nase und sah Donald Wilkins über den Rand seiner dicken Brillengläser hinweg lauernd an. »Wenn ich Sie daran erinnern darf: Sie sind der Leiter dieser Expedition, Dr. Wilkins. Ihre Arbeitskraft ist auf dem Papier erheblich teurer als die eines gemeinen Doktoranden.«
    »Oh, damit haben Sie völlig recht, Dr. Weisman.« Wilkins schenkte seinem Gegenüber ein gewinnendes Lächeln. »Wie Sie wissen, stehen jedoch momentan die geophysischen Messungen von Dr. Tregellis im Vordergrund unserer Bemühungen. Ich verfüge auf diesem Sektor über keinerlei Fachkenntnisse, bin also kaum von Nutzen. Josh dagegen ist körperlich viel fitter als ich, er kann Tregellis beim Auf- und Abbau der Geräte zur Hand gehen. So gesehen ist es zum gegenwärtigen Zeitpunkt effektiver, wenn ich fahre und er hierbleibt.«
    Das Zauberwort »effektiv« verfehlte seine Wirkung nicht. Nach ein paar weiteren halbherzig vorgebrachten Einwänden stimmte Weisman zu. Er bestand allerdings darauf, Taper die Benzinkosten für die zusätzliche Fahrt in Rechnung zu stellen.
    Früh am nächsten Morgen brachen sie auf. Nachdem sie das touristische Getümmel rings um die Tempelanlage hinter sich gelassen hatten, erkundigte sich Henry bei seinem Vater, was er an der Küste eigentlich zu finden hoffte.
    »Wenn ich das wüsste, mein Junge«, antwortete Dr. Wilkins mit belegter Stimme. »Ich weiß nur, dass ich nicht untätig unter der Erde herumsitzen kann angesichts der seltsamen Dinge, die sich gerade zutragen.« Er nahm eine Hand vom Lenkrad und massierte sich mit verkniffener Miene die Schläfen. »Es mag purer Zufall sein, dass Irving und Rudd das Wrack just zu Beginn jener zwölftägigen Phase entdeckt haben, die in den Inschriften erwähnt wird. Dass sie durch die Fenster allerdings Bewegungen beobachtet haben, war möglicherweise kein Zufall.«
    Henry sah ihn fragend an.
    »Die U-196 liegt an einem Punkt des Meeresgrunds, den die Erschaffer der Reliefs vor über einer Million Jahren in ihren Schriften verewigten. An einer Stelle, die in ihrer Mythologie eine wichtige Rolle spielte.«
    »Weil dort eines der riesenhaften Krakenwesen eingekerkert wurde«, führte Henry den Gedankengang zögernd fort.
    »Möglicherweise. Falls wir die Darstellungen korrekt gedeutet haben. In diesem Fall würde es nichts Gutes verheißen, wenn die beiden Männer hinter den Fenstern des U-Boots tatsächlich etwas Lebendiges gesehen hätten.«
    Eine Gänsehaut rieselte über Henrys Nacken. »Was, glaubst du, haben sie gesehen?«
    »Darüber will ich vorläufig noch keine Prognose anstellen. Aber ich bete zu Gott, dass sich am Ende alles ganz harmlos aufklärt und es doch nur ein paar verirrte Fische sind, die den Innenraum der U-196 bevölkern.« Dr. Wilkins bedachte Henry mit einem sorgenvollen Blick. »Nichtsdestotrotz müssen wir die Sache mit eigenen Augen überprüfen. Wir tragen eine große Verantwortung, mein Junge, weil wir mehr wissen als andere.

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