Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher

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Über Dinge, die sich vor Äonen auf diesem Planeten zugetragen haben und deren Auswirkungen möglicherweise bis in die Gegenwart zu spüren sind.« Instinktiv überprüfte er mit der Hand den Sitz des Tuchs, das die Operationsnarben an seinem Hals verdeckte. »Sollten wir recht behalten und vor der Küste tut sich etwas, das auch nur im Entferntesten mit Kreaturen zu tun hat, die diesen Planeten in der Vorzeit aufgesucht haben, will ich vor Ort sein und nicht in einer Höhle tief unter der Erde. Verstehst du das, mein Junge?«
    Henry nickte. »Vielleicht kann uns unser Wissen in diesem Fall irgendwie hilfreich sein.«
    »Falls es dann nicht längst zu spät ist …« Mit düsterem Blick konzentrierte sich Dr. Wilkins wieder auf die holperige Landstraße.

    Gegen Mittag trafen sie in Cilacap ein. Henry wies seinem Vater den Weg zum Hafen – in dieser Ecke kannte er sich mittlerweile ein wenig aus –, wo sie sich an einem Straßenimbiss mit Becca verabredet hatten.
    Henry war froh, dass sein Vater seinem Vorschlag, sich ortskundige Unterstützung zu besorgen, zugestimmt hatte. Zum Glück hatte er daran gedacht, mit Becca Handynummern auszutauschen, sodass er sie kurz vor ihrem Aufbruch hatte anrufen können. Um die Mittagszeit hatte sie noch nichts vor, worüber sich Henry ehrlich freute.
    Als sie an der verabredeten Stelle ankamen, wartete das Mädchen bereits auf sie. Sie trug ein grünes Tanktop und extrem kurze Shorts, die ihre sonnengebräunten Beine besonders zur Geltung brachten. Dr. Wilkins hob bei ihrem Anblick die Brauen und nickte seinem Sohn anerkennend zu. Henry revanchierte sich mit einem unauffälligen Boxhieb gegen Donald Wilkins’ Schulter.
    Nach der Begrüßung ließ sich Dr. Wilkins zunächst von Becca durch die Hafenanlage lotsen. Die Docks von Cilacap waren in die Mündung zweier Flüsse gebaut, des Donan und des Sapuregel. Die Bucht, in der sie aufeinandertrafen, bildete ein unverhältnismäßig großes, natürliches Hafenbecken.
    »Cilacap besitzt den einzigen natürlichen Tiefwasserhafen an der Südküste.« Becca deutete aus dem fahrenden Land Rover auf die weitläufige Bucht hinaus. »Sogar große Schiffe können auf dieser Seite der Insel anlegen.«
    »Du bist gut informiert.« Donald Wilkins bedachte die glitzernde Wasserfläche neben der Hafenstraße mit einem kurzen Blick, bevor er sich wieder auf den Verkehr konzentrierte. »Wie lange kommst du schon in den Ferien nach Java?«
    Das Mädchen zählte im Geiste nach. »Ich besuche Onkel Harry jetzt zum achten Mal, aber manchmal komme ich auch zweimal im Jahr.« Sie drehte den Kopf und zwinkerte Henry, der auf der unbequemen Rückbank des Geländewagens hockte, verschwörerisch zu. Wie er mittlerweile wusste, konnte sie »Ferien« machen, wann immer sie wollte.
    Wenig später erreichten sie das östliche Ende der Hafenanlage. Ein riesiger L-förmiger Kai führte hier einen halben Kilometer aufs Wasser hinaus. Er war mit mehreren Be- und Entladestationen für Frachtschiffe ausgestattet. Kräne reckten sich in den Himmel wie die Hälse riesiger Dinosaurier.
    Von der Uferstraße war zu erkennen, dass an drei der Anlegestellen Schiffe vertäut lagen. Bei einem handelte es sich um einen internationalen Frachter, gut zweihundert Meter lang, mit Laderaum für Hunderte von Containern. Das zweite war ein Kreuzfahrtschiff, weiß und elegant, aber mit leeren Decks und dunklen Fenstern. Henry vermutete, dass es zu Reparaturarbeiten hier angelegt hatte. Voll besetzt hätte wohl kein Vergnügungsdampfer einen so schmucklosen Hafen wie Cilacap angelaufen.
    Das dritte Schiff weckte seine Neugier. Es war kleiner als die anderen beiden, hatte einen windschnittigen Rumpf- und Decksaufbauten, die mehrere Stockwerke in die Höhe ragten. Henry schätzte seine Länge auf knapp hundert Meter. An Deck waren Frachtkräne und Winden auszumachen, dazwischen standen längliche Stahlcontainer und ein kleiner, schwarz lackierter Wasserhubschrauber. Auf der dunkelblau gestrichenen Außenhülle prangte in weißen Buchstaben die Aufschrift FS Püttlitz.
    Das Schiff konnte erst vor Kurzem angelegt haben, ein halbes Dutzend Männer war noch damit beschäftigt, an Deck die Vertäuung zu sichern, während andere das Deck reinigten. Im hinteren Drittel führte eine Gangway zum Pier hinüber.
    »FS Püttlitz?« Henrys Vater, der das Schiff ebenfalls bemerkt hatte, brachte den Land Rover zwischen zwei stählernen Pollern am Straßenrand zum Stehen. »Klingt nach einem