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Schumacher, Jens - Deep

Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher
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unten. Zu dem kaum wahrnehmbaren Gefühl des Sinkens kam der Eindruck, als würden sie sanft vorwärtsgleiten.
    »Ich habe die Heckmotoren zugeschaltet«, erklärte McKenzie. »Aufgrund des großen Publikumsandrangs mussten wir ja leider ein Stück entfernt von unserem Ziel runtergehen. Mal sehen, wie lange wir brauchen, bis wir das Wrack erreichen.« Er aktivierte ein weiteres Gerät, und ein grüner Monochrom-Bildschirm erwachte zum Leben. Zahlenreihen sowie eine schematisierte Karte mit einem leuchtenden Punkt in der Mitte erschienen darauf. Henry vermutete, dass es sich um das spezielle Unterwasser-Navigationssystem handelte, von dem McKenzie ihm erzählt hatte.
    So glitten sie eine ganze Weile durch eine stille, finstere Welt. Becca und Henry schauten abwechselnd durch die Frontscheibe und die nach oben gewölbte gläserne Einstiegsluke, die den Blick über den Rücken des Tauchboots ermöglichte. Je tiefer sie kamen, desto weniger gab es allerdings zu sehen. Der spektakulärste Anblick war ein Schwärm großer, bläulicher Quallen, den sie bei etwa zweihundertfünfzig Metern passierten. Die Tiere hatten aufgeblähte Schirme, groß wie Mehlsäcke, und trieben zu Hunderten scheinbar schwerelos durchs Wasser, als wüssten sie selbst nicht, wohin ihr Kurs sie führte.
    Als Henry das nächste Mal an seinen Platz zurückkehrte, fiel ihm auf, wie still sich sein Vater seit Beginn der Fahrt verhielt. Stocksteif kauerte er auf seinem Sitz, die Knie mit den Händen umklammert. Er hatte bisher noch keinen Blick nach draußen gewagt.
    Die beunruhigenden Schläge und Schepperlaute hatten mittlerweile nachgelassen. Jedes Mal, wenn es doch noch einmal irgendwo ächzte oder quietschte, zuckte Dr. Wilkins nervös zusammen.
    »Gehen Tauchboote dieser Größenordnung eigentlich oft unter?«, erkundigte sich Becca in diesem Moment zu allem Überfluss bei Dr. McKenzie.
    Der Meeresbiologe, der bereits seit einer ganze Weile auf einer unangezündeten Zigarre herumkaute, schmunzelte. »Die einzigen Verlustfalle, die mir bekannt sind, gingen auf menschliches Versagen zurück«, erklärte er. »Um dieses Risiko so weit wie möglich zu minimieren, sind in den letzten Jahren eine ganze Reihe an Sicherheitssystemen Pflicht geworden.« Er wechselte die Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen. »Ich will euch nicht mit Details langweilen …«
    »Oh, langweilen Sie uns ruhig, Gordon«, widersprach Henry rasch. Er spürte, dass sein Vater ein wenig Vertrauen in die Technik gewinnen musste. Andernfalls würde er im weiteren Verlauf des Tauchgangs zu nichts zu gebrauchen sein.
    »Zunächst einmal haben wir einen Notvorrat von achttausend Litern Sauerstoff an Bord, für den unwahrscheinlichen Fall, dass unser Lufterneuerungssystem ausfallen sollte. Verpflegung ist selbstverständlich ebenfalls in ausreichender Menge vorhanden.« McKenzie deutete mit dem unzerkauten Ende seiner Zigarre auf den Boden. »Unterhalb des Rumpfes ist eine mehrere Zentner schwere Bleiplatte angebracht. Sollten sich die Tauchzellen aus irgendeinem Grund nicht mehr lenzen lassen, kann dieses Gewicht per Knopfdruck abgeworfen werden und das Boot taucht sofort auf. Das geschieht zudem automatisch, wenn der Sauerstoffgehalt in der Kabine unter einen kritischen Wert absinkt oder der Innendruck eine bestimmte Mindestgrenze unterschreitet.«
    Henry merkte, dass sich sein Vater ein wenig zu entspannen schien. Da begann auf einmal ein roter Knopf in der Armatur neben dem Frontfenster zu blinken. Dr. Wilkins schrak zusammen.
    »Ach ja … und zu guter Letzt noch unser sogenanntes ›Totmann-System‹.« McKenzie drückte auf den Knopf, dessen Licht wieder erlosch. »Betätigt der Pilot nicht in regelmäßigen Abständen diese Taste, zum Beispiel, weil er aufgrund von Sauerstoffmangel das Bewusstsein verloren hat, wird automatisch ein Rettungsfunkspruch abgesetzt und eine Notfallboje abgeschossen. Anschließend klinkt sich die erwähnte Bleiplatte aus, und es geht nach oben.« Er steckte die Zigarre zurück zwischen seine gebleckten Zähne. »Was einen potenziellen Ausfall meiner Person angeht, kann ich dich ebenfalls beruhigen, Donald: Ich habe geschlafen wie ein Baby und exzellent gefrühstückt. Sofern mir keiner von euch eine Eisenstange über den Schädel zieht, werde ich dieses Baby ebenso sicher wieder nach oben bringen, wie ich es gerade nach unten steuere.«
    Der Meeresforscher lächelte seinem Freund aufmunternd zu. Erleichtert nahm Henry zur Kenntnis, dass sein Vater

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