Schumacher, Jens - Deep

Titel: Schumacher, Jens - Deep Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens Schumacher

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Bedienleiste des Lifts hatte sechs Tasten, jede mit einem Buchstaben in einer anderen Farbe gekennzeichnet. Die unterste Etage, in der sie eingestiegen waren, trug ein blaues F, dahinter stand in Klammern das Wort S CHLEUSEN . Der Riese hatte auf den obersten Knopf gedrückt, der mit einem weißen A und dem Wort P LATTFORM markiert war. Die Stockwerke dazwischen trugen Beschriftungen wie B RÜCKE , M ASCHINENRAUM oder Q UARTIERE und waren ebenfalls mit unterschiedlich gefärbten Kennbuchstaben versehen.
    Henrys Gedanken rasten. Die beiden Schwarzgekleideten waren im Schleusenstockwerk zurückgeblieben. Das bedeutete, sie waren dem Schrank jetzt zahlenmäßig vier zu eins überlegen. In der Enge der Kabine blieb dem Mann vielleicht keine Gelegenheit, seine Waffe zum Einsatz zu bringen. Wenn sie Glück hatten …
    Die heiße Wut, die Henry beinahe übermannt hatte, als der Riese Becca geschlagen hatte, kehrte mit Verstärkung zurück. Er ballte die Fäuste und suchte mit den Augen den Blick seines Vaters.
    Die grimmige Entschlossenheit war ihm offenbar deutlich anzusehen, denn als Donald Wilkins zu ihm herübersah, schüttelte er mit Nachdruck den Kopf: Nein, sie würden nicht versuchen, den Wachmann zu überwältigen!
    Henry atmete tief durch und zwang sich zur Ruhe. Wahrscheinlich hatte sein Vater recht. Selbst bei zahlenmäßiger Überlegenheit war es mehr als tollkühn, sich mit einem Bewaffneten anzulegen, noch dazu, wenn er so skrupellos und abgebrüht war wie dieser Kerl. Hauschildts Schläger mochte einfältig und plump wirken, aber Henry hatte gesehen, wie schnell er sich bewegen konnte, wenn es nötig war. Abgesehen davon hatte er keine Ahnung, wohin der Lift sie bringen würde und ob sie dort nicht von weiteren Bewaffneten empfangen würden. Es war klüger, für den Moment die Füße stillzuhalten.
    Mit einem angedeuteten Nicken signalisierte er seinem Vater, dass er verstanden hatte. Im selben Moment kam der Lift mit einem dezenten Ping zum Stehen.
    Kaum war die Tür beiseitegeglitten, trat der Blonde aus der Kabine und forderte die anderen mit einem Schwenk seiner Waffe auf, ihm zu folgen.
    Der Raum, in den sie hinaustraten, war riesengroß und dämmrig. Außer einigen Kerzen, die in altmodischen Leuchtern verteilt standen, ließ sich keine konkrete Lichtquelle ausmachen. Dennoch herrschte ein unstetes bläuliches Zwielicht, das Henry sich zunächst nicht erklären konnte. Mit zusammengekniffenen Augen versuchte er, mehr zu erkennen.
    Die Abmessungen des Raums waren schwer zu schätzen. Vom Grundriss schien er rund zu sein, Wände und Decke verloren sich jedoch in dem allgegenwärtigen diffusen Halbdunkel. Ein Stück vor sich machte Henry einen kastenförmigen Umriss aus, möglicherweise einen frei im Raum stehenden Schreibtisch.
    In diesem Moment nahm er eine Bewegung wahr, irgendwo hoch über seinem Kopf. Er sah auf- und glaubte, seinen Augen nicht zu trauen.
    Gut acht Meter über seinem Kopf glitt ein Dutzend heller, länglicher Umrisse vorüber. Die kleinsten waren etwa so lang wie ein Taucher, andere gut dreimal so groß. Die charakteristische Form ihrer Köpfe ließ keinen Zweifel, worum es sich handelte.
    Ein Rudel Hammerhaie zog über ihm hinweg.
    Schlagartig begriff Henry, wo sie sich befanden: Sie standen unter der gewaltigen Glaskuppel, die sie vom Tauchboot aus gesehen hatten. Als er die Augen zusammenkniff, glaubte er den matten Widerschein des Kerzenscheins an der makellos glatten Decke zu erkennen.
    Der Blonde stieß ein Grunzen aus und bedeutete ihnen, zum Schreibtisch zu gehen.
    Langsam, beinahe ehrfürchtig, setzten sie sich in Bewegung. Der bläuliche Schimmer, das erkannte Henry jetzt, war der verschwindend geringe Rest Sonnenlicht, der gedämpft von über dreihundert Metern Meerwasser hier unten ankam. Eine hellere Beleuchtung als Kerzenlicht hätte ihn überdeckt und zur Unsichtbarkeit reduziert.
    Der Schreibtisch war ausladend und bestand vollständig aus verchromtem Stahl. Ein glänzender Flachbildschirm, offenbar ein Touchscreen, war in flachem Winkel in die Arbeitsplatte eingelassen, daneben hielt ein achteckiger Organizer schmucklose metallene Stifte bereit, die aussahen, als kämen sie direkt aus dem Space Shuttle. Der Arm einer stählernen Leseleuchte ragte aus einer Vertiefung am Rand der Platte auf. Sie war ausgeschaltet.
    Was sonst noch auf dem Tisch lag, stand in einem merkwürdigen Kontrast zu der ultramodernen Optik des Arbeitsplatzes. Henry sah über ein Dutzend