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Schussfahrt

Schussfahrt

Titel: Schussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: N Förg
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waren die
Einzelhäuser. Ja, die Baugruben seien ausgehoben worden, sagte ihm ein
dunkelhaariges Mädchen, das in dem lichtdurchfluteten Büro wirkte wie eine
Jakobs-Light-Reklame für Karrierefrauen. Volker ließ es dabei zunächst bewenden
und schaute sich die Namen an: Er stutzte beim Namen Patrizia Lohmeier. Der
Name war ihm doch schon untergekommen. Das war doch die Assistentin von Jo
Kennerknecht! Volker schnalzte mit der Zunge. Diese Kennerknecht musste doch
gewusst haben, dass ihre Assistentin baute!
    Sein nächster Weg
führte ihn zum Wasserwirtschaftsamt.
    Vom Auto aus rief er
im Präsidium an, um die anderen Bauplatzbesitzer befragen zu lassen. Als er
endlich Markus Holzapfel an der Strippe hatte, musste er erfahren, dass Gerhard
»bis auf Weiteres« nicht zu erreichen sei. Er habe zwei Tage längst fälligen
Resturlaub genommen. Volkers Adrenalinpegel stieg. »Na, der hat ja wohl Nerven,
mitten in einer Untersuchung! Das wird Konsequenzen haben.« Im Geiste
formulierte er schon eine Dienstaufsichtsbeschwerde und stapfte wütend in das
behäbige Gebäude des Wasserwirtschaftsamtes.
    Als er sich endlich
im richtigen Büro befand und die richtige Sachbearbeiterin gefunden hatte,
hatte er zumindest die Hälfte aller Büros und deren Bewohner kennen gelernt. Er
hatte die Angestellten bereits in drei Kategorien eingeteilt: die floralen
Puristen, die Kakteen-auf-der-Fensterbank-Fraktion und die Dschungelbuch-Anhänger.
Als Volker nun erneut an einer Tür klopfte, war er bei einer Anhängerin der
Dschungelbuchfraktion gelandet. Es dauerte eine geraume Zeit, bis Volker die
Dame überhaupt hinter rund zehn Weihnachtssternen ausmachen konnte, dabei war sie
eine durchaus imposante Erscheinung. Volker setzte zu einer längeren
Erklärungsrede an: »Also meine gute Frau, es geht um …«
    Die Angestellte
runzelte die Stirn und setzte sich die Brille, die an einer Goldkette vor ihrem
beachtlichen Busen umhertänzelte, auf die Nase. »Kripo, hm? Ich bin nicht Ihre
gute Frau, sollten Sie also eine Auskunft von mir wollen, reden Sie mit mir
nicht wie mit einer Behinderten.«
    Volker Reiber
schluckte. »Gnädige Frau«, er linste nach einem Schildchen, das ihm eine
Namenserhellung bringen möge, da war aber keines. Die Frau machte auch keine
Anstalten, sich vorzustellen, lächelte aber inzwischen, wodurch ein ziemliches
Pferdegebiss zum Vorschein kam.
    »Gnädige Frau, ich
hatte nicht die Absicht, Sie zu düpieren. Darf ich mich vorstellen: Reiber,
Kriminalpolizei Kempten, wie Sie ja schon richtig geraten haben. Sehe ich so
aus?« Volker versuchte, ein wenig kokett zu wirken.
    Die Frau brachte
wieder ihre Zähne zur Geltung. »Nein, eigentlich nicht. Entschuldigen Sie, Sie
haben mich ein wenig auf dem falschen Fuß erwischt.«
    Pferdefuß, dachte
Volker bei sich.
    »Eine Kollegin hat
Sie angekündigt und auch Ihr Anliegen. Und das hat mich einfach genervt.«
    Volker versuchte,
seine Irritation zu verbergen. »Ich bin hier wegen alter Pläne, die sich mit
der Drainierung landwirtschaftlicher Böden befassen, respektive mit dem
Obermeier-Boden in …«
    Das Pferdegebiss
verzog sich. »Eben, das ist es ja gerade. Jetzt kann ich den ganzen Bettel
wieder herauszerren. Jahrzehnte hat sich kein Mensch darum geschert. Ich hatte
sogar einige Mühe, diese Blätter zu finden. Ich bin unter eine regelrechte
Staublawine geraten.« Die Sachbearbeiterin schaute Volker an, als wäre das
seine Schuld.
    »Entnehme ich Ihren
Worten, dass schon vor mir jemand die Blätter sehen wollte?«, wollte Volker
wissen.
    »Ja, das entnehmen
Sie.« Die Frau trommelte mit einem Bleistift auf der Schreibtischunterlage
herum.
    »Und wer, bitte
schön, wollte die Blätter sehen?«
    »Nun, zuerst eine
Frau Lohmeier. Ende zwanzig würde ich schätzen, eher kräftige Statur, kurze,
blondierte Haare, so ein modischer Schnitt, der aussieht, als ob jemand gerade
aus dem Bett gekommen wäre. Die jungen Leute, die haben ja generell …«
    »Äh, gnädige Frau,
Sie wollten mir …«, versuchte Volker, die Sachbearbeiterin wieder auf den Pfad
ihrer ursprünglichen Rede zu lenken.
    »Ja, ja, also ein
nettes Mädchen, aber ziemlich verzweifelt.« Sie zog das letzte Wort ziemlich
dramatisch in die Länge.
    »Verzweifelt?«
    »Ja, sie hat mir da
so eine dubiose Geschichte erzählt, von einem Baugrund, der ihr unter
Vorspiegelung falscher Tatsachen verkauft worden ist.« Diesmal war es das Wort
»dubios«, das sie besonders heftig betonte.
    Volker war auf die
Kante

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