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Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman

Titel: Schuster und das Chaos im Kopf - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Lieder
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musste.
    Sein Telefon klingelte und er fluchte leise. Er hätte zu gern in aller Ruhe diese verflixten Berichte geschrieben. Dauernd kam irgendetwas dazwischen.
    »Herr Hauptkommissar? Hier ist Benno Wolfrat.«
    »Herr Wolfrat. Was gibt’s?«
    Wolfrat räusperte sich. »Ähm ... es muss ja nichts bedeuten, aber mir ist da vorhin was durch den Kopf gegangen ...«
    »Und zwar?«
    »Meine Schwester hatte mir erzählt, dass die Tür zu ihrer Wohnung neulich offen stand.«
    Schuster horchte auf. »Moment mal. Wie darf ich das verstehen?«
    »Carmen sagte, sie sei frühmorgens nach Hause gekommen. Muss so gegen vier gewesen sein. Ihre Wohnungstür war einen Spalt breit offen. Carmen traute sich nicht rein und hat ihren Nachbarn rausgeklingelt. Der ist vor ihr in die Wohnung und hat sich umgesehen.«
    »Warum hat sie nicht die Polizei verständigt?«
    »Die Wohnung war leer, nichts fehlte. Alles stand da, wo es hingehörte.«
    »Eigenartig.«
    »Carmen dachte, sie hätte die Tür nicht richtig zugemacht. Verstehen Sie? Die Tür ist uralt, hätte längst ausgewechselt werden müssen. Nachts sperrt Carmen gründlich ab.« Er räusperte sich. »Ich meine, sie hat nachts gründlich abgesperrt. Gott, es ist so schlimm, dass sie nicht mehr da ist.«
    »Die Tür stand also einen Spalt breit offen, es war aber nichts weg. Hatte Ihre Schwester nachgesehen? Ich meine, wirklich gründlich nachgesehen?«
    »Natürlich. Carmen war nicht reich. Da merkt man schnell, ob was fehlt.«
    »Verstehe.«
    »Sie ist ins Bett gegangen, hat die Tür vorher abgesperrt. Sie hatte einen dieser Riegel vor der Tür, wissen Sie.«
    Schuster nickte vor sich hin. »Ja, ich erinnere mich. Danke, dass Sie angerufen haben, Herr Wolfrat.«
    »Das muss ja gar nichts heißen ...«
    »Nein.« Schuster legte auf. Aber es kann ...
    Als er zu seinem Mazda ging, sah er, dass dort eine Frau offenbar auf ihn wartete.
    Sie kam schnurstracks auf ihn zu. »Hallo, Herr Hauptkommissar! Darf ich Sie was fragen?«
    »Können Sie mir erst mal verraten, wer Sie überhaupt sind?«
    Er hatte keine Lust freundlich zu sein. Er hatte Feierabend, einen Mordskohldampf, und für ein großes, kaltes Bier würde er schlimme Dinge tun.
    »Sie erkennen mich nicht?« Sie lächelte ein eigenartiges, fast diabolisches Lächeln.
    »Sollte ich?« Er betrachtete sie genauer. Und er erkannte sie. Nur ihr Name wollte ihr nicht mehr einfallen. »Sie sind das. Waren Sie nicht früher blond, Frau ... ?«
    Jetzt war ihr Lächeln kokett. »Deisterkamp. Sabine Deisterkamp. Dass Ihnen das aufgefallen ist. Wie Sie sehen, keine Kamera, kein Mikro, noch nicht mal ein Notizbuch.« Ihr Augenaufschlag war gekonnt. »Sollte die Bevölkerung nicht wissen, dass da vielleicht doch ein Serienmörder durch Bremen streift?«
    »Wie bitte?« Schusters Gesicht blieb ausdruckslos. Hoffte er zumindest.
    Ihre Augen blitzten. »Wusst’ ich’s doch!«
    »Nichts wissen Sie.« Er schob sich an ihr vorbei und kletterte in seinen Wagen.
    »Nun seien Sie doch nicht so! Ich will doch nur wissen, ob Sie glauben, dass der Wall-Würger ein Serientäter ist?«
    Er schnalzte mit der Zunge. »Wall-Würger? Ist das auf Ihrem Mist gewachsen? Sie arbeiten wirklich hart dran, Ihr Image aufrecht zu erhalten, meinen Glückwunsch. Ich verrate Ihnen trotzdem was.« Er beugte sich vor. »Ich glaube nicht, dass wir es mit einem Serientäter zu tun haben. Reicht Ihnen das?«
    Sie reckte herausfordernd ihr Kinn. »Mehr wollen Sie nicht sagen?«
    »Wollten Sie denn noch mehr wissen?« Er trat aufs Gas und freute sich wie ein kleiner Junge über die mächtige Staubwolke, die er damit aufwirbelte.
    Er fuhr direkt zu Carmen Wolfrats Wohnung.
    Das Siegel klebte noch immer an der Tür.
    Schuster kramte nach seiner alten Scheckkarte und machte sich eine Weile an der Tür zu schaffen. Nach kurzer Zeit sprang sie auf.
    Diese alten Türen waren in der Tat beunruhigend schnell zu öffnen.
    Schuster blieb vor der offenen Tür stehen und dachte nach.
    Hatte es etwas zu bedeuten, dass Carmen ihre Tür offen vorgefunden hatte?
    War ihr Mörder heimlich eingedrungen und hatte sich in ihrer Wohnung umgesehen, um sein Opfer besser kennenzulernen?
    Schuster kratzte sich am Kopf. Dazu nahm er seine schmuddelige Mütze ab.
    Er zog die Tür wieder zu und befestigte ein neues Siegel.
    Er klingelte nebenan.
    Ein junger Mann öffnete. Er sah schlaftrunken aus. »Ja?«
    Schuster zeigte ihm seine Dienstmarke. »Es geht um den Morgen, als Frau Wolfrat nach Hause kam und

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