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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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Tanz mit jungen Girlies, Teenies, halben Kindern. Leute über dreißig? Nicht existent. Dieter Fehr, das dritte Opfer. Wir wissen, wonach er seine Angestellten beurteilte. Die Fünfzig zu erreichen oder gar zu überschreiten – ein berufsbedrohendes Unterfangen in seiner Firma sogar für seine ehemalige Partnerin. Raus mit der Oma, weg zum alten Eisen. Das waren die Toten. Und der Rest?«
    Braig spürte immer deutlicher, wie überzeugend ihre Argumente waren.
    »Gerd Seiter«, sagte sie, »der fetzige Radiomoderator. ›Cool genug für junge Leute.‹ Stefan Zierz, der erfolgreiche Textilverkäufer: ›Mode for young people.‹ Günter Hesse: Frauen über dreißig gehören zum alten Eisen, aber nicht in seine wunderbaren Shops. Peter Kromberg, der Banker. Er krempelte die Werbestrategie seines Geldhauses völlig um: ›Money, money for young people.‹ Alle haben nur ein Thema: Die Jungen, Fitten, Gesunden. Und alle sitzen an einflussreichen Stellen, an jenen Schalthebeln, die unsere Gesellschaft, unseren Alltag, die Ideale von Millionen entscheidend beeinflussen. Sie plakatieren unsere Wände, unsere Bildschirme, unsere Hirne mit den wohlgeformten Körpern: Nur Junge und Gesunde taugen. Der Rest stört und gehört abgeschoben. Am besten ins unsichtbare Dunkel. Die Welt ist jung, die Welt ist schön – aber leider nur zwanzig, wenn’s hoch kommt dreißig Jahre lang. Weg mit den körperlichen und moralischen Gebrechen der Alten, aufs Abstellgleis, zum alten Eisen mit ihnen.«
    »Und deswegen ist der Mörder mit seinem Gift unterwegs?«
    »Vielleicht hat jemand versucht, ihn zum alten Eisen zu werfen?«
    »Einer der Männer auf der Liste?«
    »Ich weiß es nicht. Aber so, wie ich die Sache einschätze, wären sie alle dazu im Stande, oder?«
    »Wenn wir Pech haben, war es der Achte«, sagte Erwin Beck. »Dieser Jochen Schwank. Oder der Mörder ist gerade dabei, seinen neusten Giftcocktail für ihn zu mischen.«
    »Das darf nicht geschehen«, erwiderte Braig. »Wir müssen verhindern, dass er wieder zuschlagen kann.«
    »Hast du die Frau in Köln erreicht?« Beck schaute ihn fragend an. »Ich meine, wegen Herbert Bauer.« Er deutete auf mitgebrachte Zeitungen, zeigte Braig die Titelseiten. Auf fast allen prangte unübersehbar das Phantombild des Mannes, das Daniel Schiek gezeichnet hatte.
Das erste Bild des Giftmörders
lautete die Unterschrift. Die Medien hatten sich die Chance zum Zeilenfüllen nicht entgehen lassen.
    Braig schüttelte den Kopf, deutete auf sein Telefon. »Ich werde es gleich versuchen.« Er gab die Kölner Telefonnummer ein.
    Schon nach dem ersten Läuten hatte er Erfolg.
    »Susanne Braun.«
    »Braig ist mein Name. Ich habe mich gestern schon auf ihrem Anrufbeantworter gemeldet. Kann ich, bitte, Frau Dorn sprechen?«
    »Die ist nicht da. Soll ich etwas ausrichten?«
    Braig zögerte. »Ich würde gern selbst mit ihr reden. Wann ist das möglich?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Katja ist zur Zeit unterwegs.« Die Frau am anderen Ende gähnte. Ihre Stimme klang müde.
    »Wo ist sie? Es ist dringend.«
    Beck winkte Braig zu, verließ sein Büro.
    »Ich weiß es nicht genau. Irgendwo in Hamburg.«
    »Haben Sie ihre Handy-Nummer?«
    Die Stimme seiner Gesprächspartnerin verfiel in einen abweisenden Tonfall. »Katja verabscheut Handys. Wissen Sie das nicht?«
    »Aber sie muss doch irgendwie zu erreichen sein«, beharrte er.
    »Sie ruft schon selbst an, keine Angst.« Susanne Braun gähnte wieder. »Sagen Sie doch bitte, was Sie wollen«, erklärte sie, »ich richte es ihr aus, sobald sie sich wieder meldet.«
    Braig konnte seine Ungeduld nicht länger zurückhalten. »Hören Sie, ich ermittle in einer dringenden Angelegenheit. Frau Dorn kann uns wahrscheinlich weiterhelfen. Dazu muss ich sie aber sprechen, so schnell wie möglich.«
    »Sie ermitteln?« Die Frau am anderen Ende klang trotz ihres schläfrigen Tonfalls neugierig. »Was heißt das? Sind Sie von der Polizei?«
    »Landeskriminalamt Stuttgart«, antwortete Braig, »wir benötigen Frau Dorns Hilfe.«
    »Das tut mir nun Leid. Aber ich kann wirklich nichts tun. Sie müssen warten, bis sie anruft. Katja bewirbt sich um verschiedene Rollen. Das kann dauern.«
    »Sie wissen nicht, wo sie sich bewirbt? Oder wer sie näher kennt?« Braigs Ärger war deutlich zu hören.
    »Na, ich natürlich«, erklärte Susanne Braun, »wir sind seit Jahren gute Freundinnen.«
    »Um welche Rollen bewirbt sie sich? Fürs Fernsehen?«
    »Da gibt es keine Auswahl.

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