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Schwaben-Angst

Schwaben-Angst

Titel: Schwaben-Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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systematisch vorgehen«, sagte er, »einen Mann nach dem anderen untersuchen. Die, die bereits getötet wurden. Was war der Grund für ihren Tod?«
    Neundorf nickte. »Konrad Böhler. Er war der Erste. Weshalb?«
    »Er hat seine Frau betrogen, lebte zeitweise im Clinch mit ihr. Reicht das wirklich als Begründung für einen Mord?«
    »Ich will nicht wissen, wie viele Ehemänner dann beseitigt werden müssten! Wer hat seine Frau garantiert noch nie betrogen?«
    »Es sei denn, Marion Böhler hängt in der Sache drin«, wandte Braig ein, »und sie handelte aus persönlicher Betroffenheit.« Er ging zur Kaffeemaschine, schenkte sich die Tasse wieder voll. »Was ist dann aber mit Hemmer und Fehr?«
    »Solidarität mit anderen betrogenen Frauen«, überlegte Neundorf, »beide Herren waren keine Unschuldslämmer in dieser Beziehung. Eine gemeinsame Rache-Aktion ihrer Opfer.«
    »Frau Böhler, Frau Hemmer bzw. ihre Tochter und Frau Berg? Was ist dann mit diesem Zierz? Hast du Erkundigungen über sein Privatleben eingezogen?«
    »Er sei verheiratet, erklärte er, habe zwei Kinder, die beide studieren. Seine Frau arbeite in der Firma mit.«
    »Keine Geliebte, keine Affären?«
    »So weit bin ich noch nicht. Die Frage kann man ihm schlecht direkt auf die Nase binden. Zumindest, wenn man eine ehrliche Antwort will, oder?«
    Braig nickte, gab ihr Recht. Eine aufrichtige Antwort auf diese Frage zu erwarten schien ihm in der Tat reichlich naiv. »Du bleibst an ihm dran?«
    »Ich klappere seine Mitarbeiter ab. Vielleicht kann ich das Leben des Mannes genauer analysieren.«
    »Was ist mit den übrigen Leuten?«
    »Beck hat sich voll reingehängt. Er versucht, sie zu identifizieren.«
    »Und Herbert Bauer? Hat noch niemand überprüft, ob uns der Mann wider Erwarten doch seinen richtigen Namen genannt hat? In der ersten Überraschung vielleicht, als er plötzlich Polizei vor sich sah?«
    Neundorf sprang vom Schreibtisch, weil das Telefon läutete, schob es Braig zu. »Felsentretter bemüht sich darum. Vorhin hörte ich ihn fluchen. Allein in Baden-Württemberg gibt es über zweitausend Männer dieses Namens, schimpfte er. Ob wir verrückt seien, den Typ auf diese Weise ermitteln zu wollen.«
    Sie schwieg, weil Braig den Hörer abnahm und sofort Interesse an seinem Gesprächspartner bekundete.
    »Daniel Schiek«, sagte er, »ob wir Zeit haben, das Phantombild zu erstellen?«
    Neundorf nickte, hörte, wie Braig dem Grafiker zusagte. »Du glaubst, wir kriegen den Kerl noch auf die Reihe?«, fragte sie.
    Braig legte auf, versuchte sich an den Moment zu erinnern, als der angebliche Herbert Bauer vor ihnen stand. Ein mittelgroßer Typ mit langen, dunkelblonden Haaren, kräftig rot glänzenden Backen und misstrauisch blickenden Augen. Er hatte nicht lange Zeit gehabt, dessen Physiognomie zu speichern, war auch nicht aufmerksam genug gewesen, sich sein Aussehen bis ins Detail einzuprägen, wie er jetzt merkte. »Es wird nicht leicht«, sagte er.
    Sie verließen sein Büro, fuhren mit dem Aufzug abwärts, trafen Daniel Schiek vor seinem Computer an. Wenn es jemand gelingen konnte, eine Person auf den Bildschirm zu bannen, obwohl von ihr bisher nur eine ungenaue Beschreibung vorlag, dann ihm.
    Braig und Neundorf erklärten dem Kollegen die Umstände, unter denen sie auf den Gesuchten getroffen waren, versuchten das Aussehen des Mannes zu beschreiben. Schiek machte sich Notizen, fragte ab und an nach Details, vergewisserte sich verschiedener Charakteristika, baute dann ein Gesicht am Bildschirm auf. Braig starrte auf den Monitor, sah die Haare, die Stirn, dann die Augen- und Nasenpartie, versuchte sich darüber klar zu werden, wo die Unterschiede zwischen Abbild und Original sein konnten.
    »Was stimmt nicht?«, fragte Schiek. »Die Stirn? Das Kinn? Die Größe der Augen?«
    Sie konzentrierten sich auf den Haaransatz, korrigierten die Breite des Schädels, gaben dem Gesicht eine schmalere Form, näherten sich immer mehr der Gestalt, die sie als Herbert Bauer kennen gelernt hatten.
    »Die Haare stimmen nicht«, erklärte Neundorf, »sie zogen sich in einer geraden Linie über die Stirn.« Sie fuhr mit dem Finger über den Bildschirm, um Schiek zu verdeutlichen, was sie meinte.
    Der Grafiker warf ihr einen skeptischen Blick zu, entfernte den letzten Ansatz einer Geheimratsecke.
    Neundorf und Braig nickten zustimmend mit dem Kopf. »Und links genauso.«
    Schiek folgte dem Vorschlag, betrachtete das Bild. »Beschreibt ihr mir einen Mann oder eine

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