Schwaben-Freunde: Kommissar Braigs 16. Fall (Schwaben-Krimi) (German Edition)
Harttvaller zu überführen. Deshalb war er kurz nach Braigs Auftauchen verschwunden.
»Der wollte sich nicht umbringen«, war Neundorf überzeugt. »Der hat das Auto nicht selbst manipuliert.«
»Der Benzinkanister«, gab Braig zu bedenken. »Der stellt dieses Ding zu sich in den Innenraum des Autos und zündet sich dann auch noch eine Zigarette an?«
»Leichtsinn, purer Leichtsinn. Wird schon gut gehen. Hat ja bisher auch geklappt.«
»Wozu führte er den Kanister überhaupt mit? Nur um vorerst nicht tanken zu müssen?«
»Genau. Er ahnte nach deinem Besuch, dass wir nach ihm fahnden, deshalb tauchte er ab. Nichts ist in dem Fall gefährlicher als die Kameras an der Tanke. Außerdem erhalten die Bediensteten der Tankstellen sofort die Fotos der Leute, nach denen wir suchen. Dieses Risiko wollte er unbedingt vermeiden. Der dachte mit jeder Faser ans Überleben, nicht an Suizid.«
»Dann stellt sich die Frage, warum ihm jemand an den Kragen wollte. Galt der Anschlag wirklich ihm?«
»Wem gehört das Auto? Haben wir das überprüft?«
»Ich habe mich informiert«, mischte Knudsen sich ins Gespräch. »Die Kollegen ermittelten die Fahrzeugnummer. Der BMW wurde vor mehreren Wochen gestohlen gemeldet. Von einem Mann in Graz.«
»Graz in Österreich?«
»Graz in Österreich«, bestätigte Knudsen, »ja.«
»Rassauers Schwester stammt aus Österreich. Ist das die Verbindung?«
Braig nahm die Überlegung seiner Kollegin auf. »Das Mädchen wurde in ihrem Haus versteckt. Genau wie das Tatfahrzeug. Vielleicht spielt Rassauer nur eine Nebenrolle. Zuständig für die Schmutzarbeiten, den Außendienst sozusagen. Den entscheidenden Part aber … Was wissen wir über seine Schwester?«
»Harttvaller ist nichts zu ihrem Namen eingefallen. Ich habe ihn gestern extra danach gefragt.«
»Was ist die Frau von Beruf? Habt ihr das überprüft?«, erkundigte sich Knudsen.
»Ich habe es versucht«, antwortete Braig. »Alles, was ich erfahren habe, ist
Masseuse
.« Er formulierte das Wort mit leicht anzüglichem Unterton.
»Masseuse.« Knudsen lachte laut. »Nennt man das immer noch so.«
»Wie genau das zu verstehen ist, kann ich nicht beurteilen«, meinte Braig. »Auf jeden Fall hat es sich wohl als richtig erwiesen, dass wir die Fahndung nach der Frau gestern gleichzeitig mit der nach ihrem Bruder ausgeschrieben haben.«
»Rotlichtmilieu«, erklärte Knudsen. »Richtig?«
»Du glaubst, die Sache hängt an der Masseuse?« Neundorf setzte sich wieder auf ihren Stuhl. »Die Entführung als Resultat einer Auseinandersetzung mit dem Milieu?«
Knudsen nickte.
»Weil die Stadt einem der Herren dort nicht gefügig genug war?«
»Wir müssen Harttvaller danach fragen«, meinte Braig. »Vielleicht fällt ihm irgendetwas in dieser Richtung ein. Und dann auch genau überprüfen, in welchem Etablissement diese Frau arbeitet. Laufen dort gerade größere Sachen? Wir sollten sofort bei den Kollegen anläuten.«
Er lief in sein Büro, griff zum Telefon, gab die Nummer Herbs ein. Der Kollege war erst vor wenigen Jahren zur Sitte gewechselt; sie kannten sich gut von vielen gemeinsamen Ermittlungen her. Herb nahm nach kurzem Warten ab, schien aber der schlechten Verbindung nach zu urteilen gerade unterwegs zu sein.
Braig begrüßte den Kollegen, erkundigte sich nach seiner aktuellen Arbeit.
»Ich bin gerade auf dem Weg zu einem Hausbesuch«, flachste Herb. »Alter Stammkunde. Üble Körperverletzung.«
»Na, dann will ich dich nicht von dem netten Kontakt abhalten.« Braig schilderte sein Anliegen in geraffter Form, fragte nach Rassauers Schwester.
»Prolitschka heißt die Frau?«
»Soll aus Österreich stammen, ja.«
»Tut mir leid, der Name ist mir nicht geläufig. Ein großes Tier ist die hier bei uns jedenfalls nicht, das wüsste ich. Wenn es sich aber nur um eine ganz normale Nutte handelt … Also, die kenne ich natürlich nicht alle mit Namen, da muss ich erst nachschauen. Wenn eure Entführung wirklich aufs Milieu zurückgeht, kann es aber sein, dass die Frau sich nur als Mittlerin zur Verfügung stellte. In Wirklichkeit steckt einer der Bosse dahinter, der sie beziehungsweise ihr Haus nur kurz für diesen Zweck benutzte.«
»Dann sollten wir genau wissen, in welchem Betrieb oder in wessen Auftrag die Frau arbeitet. So müssten wir dann auch auf den Hintermann kommen.«
»Mit viel Glück, ja. Wenn der Kerl aber clever ist, rekrutiert er sich für besondere Aufgaben nicht gerade ein Huhn aus dem eigenen Stall.« Herb
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