Schwaben-Wut
Behlers reich?«, fragte er.
Frau Fischer zuckte mit der Schulter. »Reich, was heißt heute reich? Es geht ihnen gut, ja. Reich? Naja, eigentlich schon. Er arbeitet an der Universität in Stuttgart, sie ist an einem Modehaus in Ludwigsburg beteiligt. Kinder haben sie keine. Aber besonders protzig leben die nicht.«
»Sie haben keine Ahnung, ob es eine Verbindung zwischen den Behlers und diesem Mann hier gibt?« Er deutete auf das Fahndungsbild.
Claudia Fischer sog an ihrer Zigarette. »Darüber kann ich Ihnen beim besten Willen nichts sagen. Ich habe die Person jedenfalls noch nie gesehen.«
Braig läutete bei Neundorf an, berichtete vom Stand der Dinge, bat um ein Spurensicherungsteam. »Ich weiß nicht, ob der Einbruch etwas mit Bernhard zu tun hat, aber ich fürchte, dass Zusammenhänge bestehen. Sein Auto steht mir einfach zu nahe bei der Familie hier. Wir müssen alles genau untersuchen, schon Bernhard zuliebe. Wenn wir sonst schon nichts für ihn tun können.« Dann bat er sie, die Behlers im Computer zu überprüfen.
»Nichts«, meldete sie sich wenige Sekunden später zurück, »keinerlei Einträge, weder bei ihm noch bei ihr.«
Braig spürte das Stechen in seinem Kopf, griff sich an die Schläfen. Er war seit Tagen nur noch hundemüde, hatte Lust auf ein großes weiches Bett.
»Ich war im Keller«, meldete sich ein Polizeibeamter zu Wort, »da scheint alles in Ordnung zu sein. Würden Sie es bitte überprüfen?«
Claudia Fischer nickte, steckte die Zigarette zwischen die Lippen, lief zur Treppe. Braig folgte ihr.
Der Keller bestand aus drei verschieden großen Räumen, enthielt die Heizungsanlage mit Öltank, einen Trocken- und einen Nassraum. Frau Fischer konnte nichts Auffälliges bemerken.
»Was ist mit anderen Räumen?«, fragte Braig. »Gibt es ein weiteres Stockwerk?«
Die Frau drehte sich um, stieg die Stufen hoch ins erste Obergeschoss, zeigte an die Decke der Diele. Überall im Haus roch es jetzt nach ihrer Zigarette. »Nur eine große Abstellkammer, der Speicher. Hier ist die Treppe. Höchstens eineinhalb Meter hoch, reichte der Raum gerade dazu, kleine alte Möbelstücke, Matratzen, Bücher, Zeitschriften und anderen nicht mehr benötigten Kram zu verstauen.
»Alles okay?«, fragte Braig.
Claudia Fischer schob vorsichtig ihren Kopf durch die Luke, die Hand mit der Zigarette weit von sich gestreckt. »Ich denke schon. Ich komme selten hoch.«
»Was ist mit dem Auto? Ist es da?«
Die Frau schaute ihn fragend an. »Keine Ahnung. Beide stehen in der Garage.«
»Haben Sie den Schlüssel?«
Sie schüttelte den Kopf. »Ist nicht nötig. Die Garage hat einen hausinternen Zugang.« Sie zeigte auf den Keller, lief die Treppe abwärts.
Braig folgte ihr, wunderte sich, dass er die Tür vorher nicht bemerkt hatte. Sie führte hinter dem Öltank direkt in die Garage.
Claudia Fischer tippte auf den Lichtschalter und schrie!
Braig sah die beiden Personen im selben Moment. Sie lehnten mit verklebten Gesichtern dicht nebeneinander auf der Rückbank des Vectra, bewegten mit dem Aufflammen des Lichtes ihre Körper rhythmisch hin und her. Ein älterer Mann und eine Frau, wahrscheinlich die Eigentümer des Hauses.
Claudia Fischer sprang zur Beifahrertür, riss sie auf, kreischte laut. »Frau Behler, Herr Professor, mein Gott, was ist passiert?«
Diese konnten nicht sprechen, dicke Klebebänder über dem Mund hinderten sie daran. Braig redete beruhigend auf sie ein, rief die beiden Kollegen, die die ganzen Ermittlungen etwas hilflos begleitet hatten. Gemeinsam befreiten sie das Ehepaar von den Bändern über Augen und Mund, dann von ihren Hand- und Fußfesseln.
Der Mann schnappte völlig erschöpft nach Luft. Seine Haut war bleich, die linke Wange dick angeschwollen. Beide trugen Schlafanzüge. Sie mussten elend gefroren haben, in der Garage war es ziemlich frisch.
Braig schätzte die Frau auf Anfang fünfzig, den Mann kaum älter. Beide sahen äußerst erschöpft aus, was immer geschehen war, es hatte sie natürlich nervlich und körperlich schwer mitgenommen.
»Wir sind von der Polizei«, erklärte er, »wie fühlen Sie sich?« Blöde Frage, aber er wusste wirklich nicht, wie er anfangen sollte.
Der Mann zitterte am ganzen Körper, war unfähig, sich zu äußern.
»Es war schrecklich«, stammelte die Frau, »ich rechnete fest damit, dass wir in dem Auto ersticken.«
»Aber ich bin doch da«, stammelte Claudia Fischer, »Frau Behler, Sie wussten doch, dass ich komme.«
»Doch nicht in die
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