Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwaben-Wut

Schwaben-Wut

Titel: Schwaben-Wut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
Vom Netzwerk:
bewegte den Kopf unruhig vor und zurück.
    »Aber das kann doch nicht wahr sein!« Braig trommelte mit seinen Fingern nervös auf die Konsole über dem Beifahrersitz. »Wie viele Autos sind im Einsatz?«
    Er wartete auf eine Antwort, schrie sie wütend aus sich heraus. »Fünf Fahrzeuge und die verlieren den Kerl aus den Augen. Das ist doch nicht möglich!«
    Neundorf starrte auf die Straße, schaltete die Scheinwerfer ein. Der Himmel hatte sich vollkommen verdunkelt. Ein Blitz schoss gleißend durch die düsteren Wolken.
    »Irgendwo in Dettingen«, maulte Braig wütend. »Sind wenigstens alle Ortsausgänge abgesperrt oder überwacht?«
    Der Himmel hatte alle Schleusen geöffnet. Der Regen, vermischt mit winzigen weißen Hagelkörnern, prasselte vor ihnen auf die Scheibe.
    Neundorf verringerte ihr Tempo, fuhr kaum mehr als dreißig. Die Rücklichter eines Kleintransporters vor ihnen waren nur noch bruchstückhaft zu erkennen.
    »Sie haben sie verloren«, seufzte Braig, »in Dettingen.«
    »Kein Wunder bei dem Wetter. Sichtweite fünf Meter. Die Ortsausgänge sind überwacht?«
    Braig maulte wütend vor sich hin. »Angeblich, ja. Was immer das heißen mag. Wo können die hier hin? Hast du eine Karte?«
    Sie zeigte auf die Mappe auf der Rückbank. Braig nahm sie, kramte eine Karte der weiträumigen Umgebung Stuttgarts vor. Er brauchte einige Sekunden, bis er die Orientierung gefunden hatte.
    »Eigentlich gibt es nur drei Möglichkeiten«, meinte er dann, »entweder die fahren weiter nach Süden Richtung Urach, nach Westen Richtung Metzingen oder wieder zurück nach Norden. Alles andere verhindern die Berge der Alb. Du kennst die Gegend?«
    Neundorf nickte. »Relativ gut. Bei schönem Wetter kann es ein Paradies sein.«
    Sie brauchten fast eine halbe Stunde, bis sie, zeitweise im Schritttempo fahrend, Dettingen erreicht hatten. Am Ortseingang standen zwei Streifenwagen mit grellen Scheinwerfern und heftig arbeitenden Scheibenwischern. Braig sah, wie die uniformierten Kollegen jedes Fahrzeug in der Gegenrichtung aufmerksam musterten.
    »Na ja, wenn sie an allen Ausgängen so gründlich arbeiten, muss der Kerl noch im Ort sein.«
    »Oder er ist längst über alle Berge.«
    Sie hatten gerade die Ortsmitte erreicht, als sich ein Beamter der Schutzpolizei meldete. »Wir haben das gesuchte Fahrzeug entdeckt. Roter Astra mit dem Kennzeichen ...«
    »Wo?«, schrie Braig. »Sind die Männer ...«
    »Schrei nicht so!«, forderte Neundorf leise.
    Der Kollege schilderte den Standort des Autos, berichtete, dass es leer sei. Neundorf versuchte, sich zu orientieren.
    Plötzlich überschlug sich die Stimme des Beamten. »Wir haben ihn. Er ist es.«
    »Wer?«, rief Braig. »Der Kidnapper oder Söhnle?«
    Dann war die Verbindung unterbrochen.

26. Kapitel
    Wenn Steffen Braig später an die Ereignisse dieser Tage zurückdachte, kamen sie ihm fast immer wie ein Abbild eines ganzen Lebens vor: Sie rannten, rasten, jagten, waren ständig in Bewegung, mühten sich ab und schenkten sich kaum eine Ruhepause – und doch waren sie am Ende all ihrer Bemühungen der Wahrheit, der Antwort all ihrer Fragen keinen Schritt näher gekommen.
    Der rote Astra war am Rand Dettingens in einem Gewerbegebiet von einer aufmerksamen Polizeistreife entdeckt worden, verlassen, ohne die gesuchten Männer. Erst nach einigen Minuten hatten die Beamten neben den Geräuschen, die der tosende Regen verursachte, das Klopfen aus dem Kofferraum gehört.
    Bernhard Söhnle war kaum mehr in der Lage gewesen, auf sich aufmerksam zu machen, so erschöpft und nervlich angeschlagen war er. Braig und Neundorf hatten seine sofortige Überführung ins nächstgelegene Krankenhaus veranlasst, nachdem sie sich mit eigenen Augen überzeugt hatten, dass der Kidnapper Söhnle keinen körperlichen Schaden zugefügt hatte. Der Kollege brauchte dringend Ruhe, seine Nerven lagen nach den anstrengenden letzten zwölf Stunden vollkommen blank. Ob langfristig eine Psychose zurückblieb, würde sich wohl erst sehr viel später herausstellen.
    Wohin der Entführer entkommen, welche Ziele oder Ideen er für seine Flucht entwickelt hatte, war Söhnle nicht bekannt. Soweit er zu zweckdienlichen Auskünften überhaupt imstande war, schilderte er Merz als nervlich zerrüttet, ohne Halt, unberechenbar.
    Braig erbat sich von einem uniformierten Kollegen drei Aspirin, schluckte sie, um die zunehmende Müdigkeit und Erschöpfung abzuwehren und sich auf den Beinen halten zu können. Die Besatzungen von

Weitere Kostenlose Bücher