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Schwaben-Zorn

Titel: Schwaben-Zorn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Wanninger
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klitzeklein aufblinkender Punkte, von bis dahin unbekannten Gefühlen überwältigt, erlebt zu haben. Seine Mutter wie die anderen Verwandten hatten für diese zeitverschwenderischen Momente wenig Verständnis gezeigt und ihn schnell zu sinnvolleren Tätigkeiten abkommandiert. Später dann, wieder zu Hause in der Großstadt, blieben ihm solche Erlebnisse ohnehin verwehrt: Im Licht greller Straßenlampen und Autoscheinwerfer zeigte sich kaum der Hauch des dunklen, von Milliarden von Sternen übersäten Firmaments. Nur einmal, beim Besuch des Stuttgarter Planetariums mit Ann-Katrin vor wenigen Monaten, hatte Braig wieder einen Funken jener eigenartigen Faszination gespürt, die der Anblick des riesigen, nächtliehen Himmels bei ihm auszulösen vermochte. Die Erkenntnis eigener Bedeutungslosigkeit in der Konfrontation mit Größenordnungen bisher unbekannter Kategorie. Waren es Gefühle dieser Art, die Menschen zum Erforschen der Sterne verleiteten? Oder war es Neugier, pure Neugier auf von Menschen bisher unberührtes, völlig unbekanntes Terrain?
    Braig schenkte seine Tasse wieder voll, wählte die Handynummer Markus Böhmers. Er hielt die Tasse in seiner Linken, nippte vorsichtig daran. Der Kaffee hatte gerade noch akzeptable Temperatur. Nach dem siebten Läuten, Braig wollte gerade auflegen, meldete sich eine auffallend tiefe Stimme. »Böhmer.«
    »Hier ist Braig. Spreche ich mit Markus Böhmer?«
    »Ja. Um was geht es?«
    Braig hörte im Hintergrund das Plätschern von Wasser. »Sie kennen eine Frau Bangler?«
    »Warum fragen Sie?«
    Der Kommissar stellte sich vor, erklärte seine dienstliche Funktion.
    Die Reaktion seines Gesprächspartners war nicht zu überhören. Die Stimme schien innerhalb von Sekunden gealtert, die Worte kamen nur noch stockend. »Weshalb soll ich die Frau kennen?«
    »Warum beantworten Sie nicht einfach meine Frage?«
    »Ich, also«, Böhmer stotterte, »wie heißt sie? Ich habe den Namen nicht richtig verstanden.«
    Braig trank von seinem Kaffee, begann die Geduld zu verlieren. »Bangler«, wiederholte er, »mit Vornamen Christina.«
    Am anderen Ende der Leitung blieb es einen Moment ruhig. »Warum fragen Sie gerade mich nach der Frau?«
    »Können Sie nicht einfach mit Ja oder Nein antworten?«
    »Nein«, sagte der Mann, »ich kenne sie nicht.«
    Braig glaubte, nicht richtig gehört zu haben. Das Verhalten des Mannes war seltsam, er war kaum zu einer offenen Antwort zu bewegen. Man musste ihn so schnell wie möglich überprüfen. »Sie kennen Frau Bangler nicht?«
    »Nein.« Diesmal ließ Böhmers Antwort nicht auf sich warten.
    Braig trank die Tasse leer, stellte sie auf seinen Schreibtisch, zog die Computer-Tastatur zu sich her. »Weshalb haben Sie sich dann vor wenigen Tagen noch ausführlich mit ihr unterhalten?« Er sprach den Satz mit kräftiger Stimme in den Hörer, wohl wissend, dass es sich dabei nur um eine Spekulation, nicht aber einen belegbaren Sachverhalt handelte.
    Böhmers Reaktion war dennoch bezeichnend. »Woher wollen Sie das wissen?«
    »Sie wurden beobachtet.« Schuss ins Blaue!
    »Von wem?«
    Braig war nahe dran, seine Geduld zu verlieren, ließ seinen Ärger deutlich raus. »Jetzt antworten Sie endlich kurz und eindeutig! Frau Bangler hat uns das erzählt, wer denn sonst?« Er presste den Hörer ans Ohr, lauschte angespannt. Wenn der Mann mit dem Tod der jungen Frau etwas zu tun hatte, wusste er jetzt, dass Braig nicht die Wahrheit sagte. Wie würde er diese Klippe umschiffen?
    Zu hören war nichts als ein entferntes Rauschen von Wasser. Böhmers Antwort ließ auf sich warten. »Weshalb fragen Sie mich dann noch, wenn Sie es sowieso schon wissen?«
    Braig schaltete das Personen-Überprüfungsprogramm ein, tippte Böhmers Personalien in die Tastatur. »Sie kennen Christina Bangler also doch!«
    »Was heißt kennen ?«, brummte der Mann. »Wir haben uns ab und an getroffen.«
    »Weshalb sagen Sie das nicht gleich?« Braig starrte auf den Monitor, sah, wie sich eine Seite mit ausführlichen Informationen über einen Markus Böhmer aufbaute.
    »Ich rede am Telefon nicht gern über Bekannte. Wer weiß, wer sich da am anderen Ende verbirgt.«
    »Sie scheinen sehr misstrauisch zu sein. Ich bin vom Landeskriminalamt. Das habe ich Ihnen offen erklärt.«
    »Das kann jeder sagen. Woher weiß ich, dass das stimmt?«
    Braig las den Text auf dem Bildschirm, betrachtete das dazugehörige Bild des Mannes. Er spürte wachsende Erregung. »Weil ich mich Ihnen heute noch persönlich

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